Von der Kulturarbeit mit Herz bis zur Arbeit in der Diözese – die vielen Felder von Herta Gurtner.

Selbstbestimmung und Feminismus waren im bäuerlichen Innviertel der 1970er und 1980er Jahre nicht gerade zentrale Themen, nichtsdestotrotz (oder gerade deshalb) für Herta Gurtner aber von früh an prägende Triebkräfte. Vielleicht ist hier auch ein Motiv für die Mitarbeit in der diözesanen Ombudsstelle und Kommission gegen Missbrauch und Gewalt zu suchen: sich dieser anspruchsvollen, auch belastenden Aufgabe zu stellen im Wissen, wie wichtig für Betroffene Hilfe ist – und ganz entscheidend: Anerkennung und Gerechtigkeit. Distanz kann dabei hilfreich sein: „Da ich vorher im Kulturbereich gearbeitet habe, komme ich von außen und kann die Berichte sehr neutral bearbeiten“, ist Gurtner überzeugt; wie auch davon, dass sie „ohne das Studium an der KU Linz wohl nicht an dieser Stelle wäre.“

Während des Diplomstudiums Kunstwissenschaft – Philosophie entdeckte sie ihre Leidenschaft für Architektur. Heute gibt sie diese weiter, indem sie Kulturreisen organisiert, etwa zu neuer Architektur in Rom und Venedig. Mit der KU Linz verbindet sie aber noch viel mehr: „Die Kollegialität zwischen jungen und älteren Studierenden habe ich sehr geschätzt. Und besonders gerne denke ich daran, dass es mir und Professor Rosenberger gelungen ist, die altehrwürdige La Sapienza in Rom als Erasmus-Partneruniversität für die KU Linz zu gewinnen.“ Im Zuge eines Auslandssemesters hatte sie dort für ihre Diplomarbeit recherchiert, in der sie am Beispiel des Museums MAXXI die Kommunikation im sozialen Raum zwischen Architektur, Raum, Kunst und Menschen untersuchte.

An der KU Linz habe sie aber auch noch einmal neu und anders gelernt, mit Texten umzugehen – eine Fähigkeit, die sie als freie Journalistin gut nutzen könne. Und ein wichtiger Lernprozess seien demokratische Auseinandersetzungen gewesen, mit der Akzeptanz anderer Sichtweisen und der Bereitschaft zu argumentativen Dialogen. Das sei gerade auch für die Umsetzung komplexer Projekte wichtig, wie die Realisierung eines freien Radios im Innviertel, an der Herta Gurtner zur Zeit arbeitet. Ob die vielen Felder nicht manchmal zu viel
sind? Darauf antwortet Herta Gurtner – durchaus kämpferisch – mit Johanna Dohnal: „Aus taktischen Gründen leise zu treten, hat sich noch immer als Fehler erwiesen."

Gurtner-Raster

  • Geboren und aufgewachsen im Innviertel, lebt und arbeitet heute ebenda, in Linz und in Italien
  • Nach der Matura Ausbildung zur und Tätigkeit als Goldschmiedin (bis 1995)
  • Vielfältige Tätigkeiten im Kultur- und Medienbereich, u.a. Geschäftsführung Kulturplattform OÖ (1998–2002) und FIFTITU% (2002–2007), Mitarbeit beim Hörfunk (Radio Vatikan, Ö1) und im Printbereich
  • 2007–2013 Diplomstudium Kunstwissenschaft – Philosophie an der KU Linz im zweiten Bildungsweg
  • Seit 2014 Büroleitung Ombudsstelle und Kommission gegen Missbrauch und Gewalt der Diözese Linz
  • Daneben ehrenamtliches Engagement, u.a. Mitglied im Landeskulturbeirat (2015–2018), Vorstandsmitglied der LEADER-Region Mitten im Innviertel (seit 2014), Vorstandsmitglied im Verein atelier 20gerhaus, Ried (seit 2016)
  • 2019 Verleihung der Kulturmedaille des Landes Oberösterreich