Zeichen Setzen und Generieren im interdisziplinären Austausch.

Eine aus einem interuniversitären Projektseminar hervorgegangene Lecture Perfomance bildete den Auftakt zur Fachtagung „Zeichen Setzen“, einer Veranstaltung der Katholischen Privat-Universität Linz in Kooperation mit der Abteilung Kulturwissenschaft der Kunstuniversität Linz und dem IDA – Institute of Dance Arts der Anton Bruckner Privatuniversität Linz.

Goldberg Variations: Master-Studiernde der Anton Bruckner Privatuniversität in Auseinandersetzung mit unterschiedlichen musikalischen Interpretationen von Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen. (IDA März 2017)

Goldberg Variations: Master-Studiernde der Anton Bruckner Privatuniversität in Auseinandersetzung mit unterschiedlichen musikalischen Interpretationen von Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen. (IDA März 2017)

Performing Emotions: Studierende der Anton Bruckner Privatuniversität, der Kunstuniversität und der KU Linz transponieren im Anschluss an einen Theorieimpuls Helmut Lethen Emotionen in bewegte Bilder. (IDA März 2017).

Performing Emotions: Studierende der Anton Bruckner Privatuniversität, der Kunstuniversität und der KU Linz transponieren im Anschluss an einen Theorieimpuls des Kulturwissenschaftlers Helmut Lethen Emotionen in bewegte Bilder. (IDA März 2017).

Anstoß für die von 8. bis 10. Juni stattfindenden Fachtagung „Zeichen Setzen“ gab der Forschungsaufenthalt von Monika Leisch-Kiesl, Professorin für Kunstwissenschaft und Ästhetik an der Katholischen Privat-Universität Linz, im Studienjahr 2014/15 bei eikones Basel. Bereits 2016 wurde innerhalb der Fakultät für Kunstwissenschaft und für Philosophie der KU Linz mit dem Fachbereich Philosophie und im Gespräch mit Toni Hildebrandt (Basel/Bern) die Idee einer internationalen Fachtagung konzipiert. In einem weiteren Schritt konnten die Medien- und Kulturwissenschaftlerin Karin Harrasser und schließlich Rose Breuss, Institutsdirektorin am Institute for Dance Arts IDA der Anton Bruckner Privatuniversität gewonnen werden. 

Vorbereitend auf die Fachtagung arbeiten die drei Professorinnen mit Studierenden aller teilnehmenden Universitäten, unter der Federführung von Rose Breuss und der Tanzwissenschaftlerin Claudia Jeschke, an der Frage des Generierens von Zeichen im Medium des Tanzes. Ausgehend von einem Workshop zur Gebärdensprache und einer tänzerischen Auseinandersetzung mit der 2009 verstorbenen Tänzerin und Tanzpädagogin Pina Bausch erarbeiteten die TänzerInnen eine Performance. Die Aufgabe der Studierenden der anderen beiden Universitäten lag währenddessen in der Beobachtung der Vorgänge und fallweisen theoretischen Inputs. Unter dem Motto „Beobachten – Reagieren – Kommentieren“ wurden die Fragen nach dem Wann/ Wo / Wie der Zeichensetzung und deren Bedeutungsgeneration thematisiert. In einer zweiten Projektwoche bilden das Ballettensemble Ballets Russes und insbesondere die revolutionären Impulse der 1910er Jahre des russischen Balletttänzers Vaslav Nijinsky den Fokus praktischer und theoretischer Reflexion. Die Studierenden lernten die unterschiedlichen Arbeitsweisen des zeitgenössischen Tanzes und des künstlerischen Forschens, der Musik-, Kultur- und Kunstwissenschaft sowie der Philosophie kennen und brachten diese miteinander in Diskurse.

Höhepunkt des Projekts bildet die Fachtagung „Zeichen Setzen“, die von 8. bis 10. Juni 2017 an den drei Partneruniversitäten stattfindet. Das 20. Jahrhundert stand im Zeichen des Zeichens: Eine Hinwendung zur sprachanalogen Strukturierung von außersprachlichen Zusammenhängen (Kultur als Text), die Entdeckung der Materialität der Zeichen in den Künsten und in den Wissenschaften im Spiel der Signifikanten, die Beobachtung von Wirksamkeiten des Sprachlichen (Wittgensteins Sprachspiele). Die Sprachzentriertheit ist in Kunst- und Kulturwissenschaften aus verschiedenen Perspektiven in Frage gestellt worden, wovon Bildwissenschaften, die Diskussion um embodied knowledge oder die Betonung der Rolle von Medien und Apparaten zeugen, aber die Frage nach dem Entstehen und der Wirksamkeit von Zeichen ist von anhaltender Virulenz. Den künstlerischen Bezugspunkt der Tagung bildet die Zeichnung, erweitert um das Medium des Tanzes. Das Setzen von Zeichen als Prozess, als Technik und als politische Strategie wird beobachtet und analysiert.