Verleihung von akademischen Graden an der Katholischen Privat-Universität Linz.
Auch in dieser virtuellen Form, so hob Rektor Christoph Niemand in seiner Begrüßungsrede hervor, solle der Akt der Graduierung nichts von seiner Feierlichkeit und Bedeutung verlieren: Neun Studierende haben durch ihre Leistungen einen Abschluss erreicht, haben auf ihrem Weg eine Stufe genommen. Wirklich und wahr werde das nun, indem man es gemeinsam begeht und feiert. Daran schloss eine Reflexion über den Begriff der Wahrheit, der aus dem Bereich der Wissenschaft nahezu verschwunden sei. Man könne und wolle nicht zurück hinter die Kritik am Wahrheitsbegriff, hinter die auch schmerzhaften Lehren der Geschichte, was mit vermeintlichen Wahrheiten angerichtet wurde. Und dennoch: Müsse nicht Wahrheit neu gewonnen werden – gerade angesichts aktueller Ereignisse und Entwicklungen, wo, was wahr oder unwahr ist, zwischen "alternativen Fakten" zerrinnt? Wäre Wahrheit nicht zumindest als Sehnsuchtswort neu zu entdecken? Universitäten seien Orte, wo man der Suche nach Wahrheit verpflichtet sei. Nicht als etwas, das man durchsetzt, sondern als etwas, das man bezeugt, unterstrich Rektor Niemand in seinen einführenden Worten.
Im Rahmen des Festakts, der mit einer biographischen Vorstellung der KandidatInnen und ihrer Arbeiten begann und im Akt der Verleihung des jeweiligen akademischen Grades seinen Höhepunkt fand, wurde das Thema der Wahrheit weitergeführt. Die beiden Promotoren der Graduierung, die Studiendekane Prof. Stephan Grotz und Prof. Michael Hofer, teilten ihre Gedanken mit den TeilnehmerInnen der Feierlichkeit.
Stephan Grotz, Professor für Geschichte der Philosophie an der Fakultät für Philosophie und für Kunstwissenschaft, lenkte die Aufmerksamkeit darauf, dass Wahrheit kein Besitz sei, den man habe, oder etwas, das man einfach vorfinde. Wahrheit sei vielmehr zu suchen und zu erarbeiten. Michael Hofer, Professor für Theoretische Philosophie an der Fakultät für Theologie, beleuchtete einen anderen Aspekt des Themas. Die Suche nach der Wahrheit erfordere einen Raum der Freiheit. Die Universität ist ein solcher Raum. Sie bilde den institutionellen Rahmen, in dem sich das individuelle Wissen Wollen frei entfalten könne - und dies sei eine Voraussetzung für Erkenntnisgewinn.
In den wissenschaftlichen Abschlussarbeiten der KandidatInnen aus den Fachbereichen Theologie, Philosophie und Kunstwissenschaft werden die Ergebnisse gelebter wissenschaftlicher Freiheit und das Streben nach Erkenntnisgewinn beispielhaft sichtbar:
Die Themen reichen von der praktischen und theoretischen Auseinandersetzung mit der Grafiksammlung des Stiftes St. Florian (Bernadette Maria Kerschbaummayr), über die durchaus provokante Frage nach Kant als Mystiker in der Interpretation des Kant-Zeitgenossen Carl Arnold Wilmans (Christian Peter Rößner) und pastoraltheologische Reflexionen zum Bild von "Laien" in der Seelsorge (Robert Andreas Janschek) bis hin zu Repräsentationsbauten des "Dritten Reiches" (Anna Katharina Meta Bigus), einer philosophisch-politischen Lektüre Elfriede Jelineks (Johanna Mayrhofer) oder der Beschäftigung mit künstlerischen Interventionen der 1960er und 1970er Jahre (Malvine Miriam Nussbrücker).
An der stimmungsvollen Feier nahmen auch der Magnus Cancellarius der KU Linz, Bischof Manfred Scheuer, sowie Generalvikar Prof. Severin Lederhilger teil. Für die musikalische Umrahmung sorgte Elena Deinhammer.
Themen und Fachbereiche der Abschlussarbeiten
Fakultät für Philosophie und für Kunstwissenschaft
Doktorat der Philosophie
- Bernadette Maria Kerschbaummayr MA
"Sammlungsgeschichte(n) zur Grafik"
Die Grafiksammlung des Stiftes St. Florian. Eine Stiftssammlung im Spannungsfeld zwischen privatem Interesse und öffentlichem Auftrag
Fach: Kunstwissenschaft. BetreuerIn: Univ.-Prof.in DDr.in Monika Leisch-Kiesl, Hon.-Prof. Dr. Martin Hochleitner
Master of Arts
- Barbara Forster BA
Die "Sammlung S" und ihre Aufarbeitung
Ein kunstwissenschaftlicher Vergleich in drei "Akten"
Fach: Kunstwissenschaft. Betreuerin: Univ.-Prof.in DDr.in Monika Leisch-Kiesl
Bachelor of Arts
- Anna Katharina Meta Bigus
Das Parteizentrum der NSDAP am Königsplatz, München
Der erste repräsentative Großauftrag des "Dritten Reiches"
Fach: Kunstwissenschaft. Betreuerin: Univ.-Prof.in Dr.in Anna Minta - Johanna Mayrhofer
Politische Dimensionen im Theater
Anhand von Elfriede Jelineks "Die Schutzbefohlenen"
Fach: Philosophie. Betreuer: Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin - Malvine Miriam Nussbrücker
Special Mirror
Künstlerische Interventionen der 1960er und 1970er Jahre
Fach: Kunstwissenschaft. Betreuerin: Univ.-Prof.in Dr.in Ilaria Hoppe - Ružica Romić
Zur Logik der Willensbestimmung bei Kant
Fach: Philosophie. Betreuer: Ass.-Prof. DDr. Max Gottschlich - Elisabeth Süß
Produktives Scheitern oder Irrwege der Ethik?
Auf den Spuren des fehlbaren Subjekts in Judith Butlers Kritik der ethischen Gewalt
Fach: Philosophie. Betreuer: Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin
Fakultät für Theologie
Lizentiat der Theologie
- Dr. phil. Christian Peter Rößner M.A.
Kant als Mystiker?
Carl Arnold Wilmans’ Dissertatio philosophica de similitudine inter mysticismum purum et Kantianam religionis doctrinam
Fach: Philosophie. BetreuerIn: Univ.-Prof. Dr. Michael Hofer, Univ.-Prof.in Dr.in Isabella Guanzini
Magisterium der Religionspädagogik
- Robert Andreas Janschek Bacc. rel. paed.
"Laien" im pastoralen Dienst
Pastoraltheologische Reflexionen zu den Entwicklungen des Berufsbildes von "Laien" in der Seelsorge
Fach: Pastoraltheologie. Betreuerin: Univ.-Prof.in Dr.in Klara Antonia Csiszar
2.2.2021/rk/he