Tagung Mensch–Talent–Zukunft: Persönlichkeiten sind gefragt.
Geleitet wurde die in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz, den Oberösterreichischen Nachrichten und der VKB Bank stattfindende Veranstaltung von Univ.-Prof.in Dr.in Ines Weber, Professorin für Kirchengeschichte und Patrologie an der KU Linz und Leiterin des Projektes "gute.gesellschaft. Persönlichkeitsbildung".
Globalisierung, Diversifizierung und Digitalisierung haben unwidersprochen unsere Arbeitswelt, aber auch unser Privatleben verändert, und sie verändern es beständig weiter. Schon lange reicht Fachwissen allein nicht mehr aus, um an dem sich immer rascher wandelnden Arbeitsmarkt erfolgreich bestehen zu können. Stattdessen sind ganzheitlich gebildete Persönlichkeiten mit einem breiten Kompetenzprofil gefragt. Folglich wird in immer kürzer werdenden Abständen der Ruf laut, solche Persönlichkeiten auch auszubilden. Die Tagung "Mensch – Talent – Zukunft" erörterte in Form von Vorträgen und Workshops den Begriff "Persönlichkeitsbildung" in unterschiedlichen Kontexten sowie die katholische Idee von Bildung.
In seiner Begrüßungsrede machte Rektor Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber darauf aufmerksam, dass gebildete Persönlichkeiten Menschen sind, die sich reflexiv mit sich selbst und der Welt in Beziehung setzen, dabei Welt gestalten und sich zugleich selbst fortentwickeln können. Gebildete Persönlichkeiten könne man jedoch nicht machen; sie müssten sich selbst bilden und das ihr Leben lang. Dafür müsse man ihnen entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.
Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer schloss daran an und betonte, dass gerade das katholische Bildungskonzept zum einen auf die "Vielfalt und Verschiedenheit der Gnadengaben, der Talente, der Charismen" setze und in diesen Besonderheiten der "Reichtum" der Menschheit bestehe. Aufgabe eines und einer jeden ist es, wertschätzend zur Entfaltung der Stärken zu ermutigen, der einzelnen Person zuzutrauen, diese auszuprägen, auch das auf den ersten Blick noch so kleine Talent, und es werteorientiert in die Gemeinschaft hineinzutragen. Vereinheitlichung und Gleichmacherei seien hier gefährlich.
Auf dieses Streben nach Selbstvervollkommnung machte auch Univ.-Prof.in Dr.in Ines Weber aufmerksam. Bei solchen Entwicklungen dürften durchaus Rückschritte und Fehler gemacht werden, die nach dem christlichen Verständnis im Menschen ebenfalls angelegt seien und für die es Wiedergutmachungs- und Versöhnungsstrategien gäbe. Überdies ende die eigene Vervollkommnung immer bei der Freiheit des anderen. Zudem müsse jede und jeder die andere Person bei seiner Entwicklung unterstützen und begleiten, auf Augenhöhe, wertschätzend, achtsam. Eine solche Idee von Bildung, die alle Lebensbereiche betrifft, habe ungeheuer gemeinschaftsstiftendes Potenzial und sei bislang viel zu wenig wahrgenommen worden.
Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger, Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der MedUniWien, verdeutlichte überaus anschaulich, dass es auch Individualität und Flexibilität braucht, um vorhersehbaren und nicht vorhersehbaren Anteilen der Zukunft zu begegnen. Der Mensch ist auf seine Gene nicht reduzierbar und sollte die Chance bekommen seine Talente entdecken und entwickeln zu können.
Pater Dr. Friedrich Bechina von der Kongregation für das Katholische Bildungswesen aus Rom leitete am Nachmittag mit seinem Vortrag zu den Workshops über. Er erläuterte katholische Persönlichkeitsbildung anhand der drei Begriffe: Unter katholisch verstehe man allumfassend, was jedoch nicht zu verwechseln sei mit Vollkommenheit, sondern Vielfalt und Ganzheitlichkeit einschließe. Genauso meine Persönlichkeit ganz im Sinne des christlichen Personverständnisses nicht Individualismus, sondern Individualität im Hinblick auf die das göttliche Potenzial, das in jedem Menschen angelegt ist. Bei Bildung betonte er, dass es nicht um Selbstoptimierung und Akkumulation von Kompetenzen ginge.
Am Nachmittag hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in parallelen Workshops die Möglichkeit, sich dieses Konzept katholischer Bildung selbstständig anzueignen, kritisch zu hinterfragen und mit dem eigenen Verständnis abzugleichen.
Am Abend fand unter der Moderation von Claudia Riedler (OÖN) im VKB Kundenforum eine Podiumsdiskussion mit dem Vizepräsidenten der Wirtschaftskammer Oberösterreich, KommR DI Dr. Clemens Malina-Altzinger, dem Rektor der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz Dr. Franz Keplinger, Pater Dr. Friedrich Bechina sowie der Tagungsleiterin Univ.-Prof.in Dr.in Ines Weber statt. Mit einem humorvollen satirischen Beitrag des Kabarettisten Rudolf Habringer fand die Veranstaltung einen gelungenen Ausklang.
Am Folgetag wurden zehn Beispiele als best-practice aus den Bereichen der Kindertagesstätte, der Schule, der Hochschule, der Erwachsenenbildung, der Pfarre sowie der Wirtschaft präsentiert.
Am Nachmittag konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Katholischen Idee von Bildung für ihren eigenen beruflichen Kontext umsetzen.
Berufsbegleitende MultiplikatorInnenausbildung. Die Tagung wird insoweit fortgesetzt als im Mai eine berufsbegleitende MultiplikatorInnenausbildung "Mensch – Talent – Zukunft. persönlichkeitsbildend leiten und begleiten" startet. Die Zielgruppe ist die gleiche, die auch die Tagung anvisiert hatte, nämlich in Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft leitend Tätige: Führungskräfte und MitarbeiterInnen der diözesanen Ämter und Räte, MitarbeiterInnen in der Pastoral, Priester, Diakone und Pfarrverantwortliche, Führungskräfte aus der Wirtschaft, HochschuldozentIen aller Fachrichtungen, LehrerInnen und DirektorInnen aller Schultypen sowie aller Fächer, LeiterInnen von und PädagogInnen in Kindertageseinrichtungen, Beauftragte in der Jugendpastoral, LeiterInnen und MitarbeiterInnen in der kategorialen Seelsorge, LeiterInnen und ReferentInnen in der Erwachsenenbildung sowie Engagierte in der Pastoral. Nähere Informationen dazu: www.gute-gesellschaft.com.
Anmeldung an i.weber@gute-gesellschaft.com
21.01.2020/iw,he,kd / (c) KU Linz/Eder, Simlinger Wolfgang/cityfoto. Weitere Fotos finden Sie hier.