Tagung in Erfurt: Vertiefung der Forschung über Hans Jonas.
Im Verlauf der zweitägigen Tagung wurden verschiedene Aspekte des Jonas'schen Werkes beleuchtet. Rolando González Padilla (Linz) eröffnete das Programm mit Überlegungen zu Evolution und Freiheit, gefolgt von Jürgen Nielsen-Sikora Werkzeug, Bild und Grab (Siegen) und Ekaterina Poliakova Wandel und Bestand (Greifswald). Francesca Michelini (Kassel) widmete sich dem Thema Last und Segen der Sterblichkeit. Ralf Elm (Weingarten) referierte zum Text Zur ontologischen Grundlegung einer Zukunftsethik, gefolgt von Holger Zaborowski Rechte, Recht und Ethik (Erfurt) und Michael Hofer Vergangenheit und Wahrheit (Linz). Den theologischen und metaphysischen Dimensionen des Jonas'schen Denkens widmete sich abschließend Elad Lapidot Materie, Geist und Schöpfung (Lille).
In unmittelbarer thematischer Nähe zu seiner Habilitationsarbeit widmete sich Ass.-Prof. Rolando González Padilla den Grundthesen der Jonas'schen Philosophie des Organischen. Anhand der Herausstellung einer Stufenleiter in der Entwicklung des organischen Lebens plädiert Jonas hier für eine Dialektik von Kontinuität und Bruch bzw. von Seinsbejahung und Sinnüberschuss und versucht die Sinnhaftigkeitsproblematik von ihrer neuzeitlichen Verankerung in der menschlichen Subjektivität zu entkoppeln.
Univ.-Prof. Michael Hofer ging in seiner Auslegung der Frage nach dem ontologischen und epistemischen Charakter des Jonas'schen Gottesbegriffes nach, der einerseits als objektive Möglichkeitsbedingung für die kosmisch-geschichtliche Sinnberechtigung und andererseits als notwendiges Postulat der menschlichen Vernunft betrachtet wird. In dieser Hinsicht stand zur Debatte, was Jonas, epistemisch gesehen, ermöglicht, von der Postulierung einer sinnhaften Ordnung zur Behauptung einer kosmischen Sinnhaftigkeit zu gelangen, wofür sich der Anthropomorphismus als Antwort erwies.
Deutlich wurde, dass Jonas’ Philosophie, die im Spannungsfeld von Metaphysik, Religionsphilosophie, Ethik und Anthropologie steht, auch im gegenwärtigen Diskurs eine hohe Aktualität besitzt. Die Tagung leistete so einen wichtigen Beitrag zur Vertiefung und Weiterentwicklung der Jonas-Forschung. Auf Grundlage der Tagung wird ein Sammelband erscheinen, der als Kommentar zu Jonas‘ Philosophische Untersuchungen und metaphysische Vermutungen in sein Werk einführen wird.
Wir danken allen TeilnehmerInnen der Tagung für ihre wertvollen Beiträge und die aufregenden Diskussionen und insbesondere gilt unser Dank Univ.-Prof. Holger Zaborowski (Universität Erfurt) für seine Gastfreundschaft und seinen Einsatz in der Organisation dieser Tagung.
10.11.2025,RP/KH


