Präsentation: Neues Jägerstätter-Buch als Lehr- und Lernbehelf.

Kann man heute am Beispiel von Franz – und Franziska – Jägerstätter eine Haltung des Widerstands und der Zivilcourage entwickeln? Dieser Frage geht ein neues Buch des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts (FFJI) mit dem Titel "Gegen den Strom – Aber wie?" nach, das am 17. April 2024 an der Katholischen Privat-Universität Linz präsentiert wurde. Die Publikation erschien als zweiter Band in der Schriftenreihe "Jägerstätter Studien" im Studienverlag.

Rektor Christoph Niemand unterstrich in seiner Begrüßung die Rolle des Jägerstätter-Instituts an der Katholischen Privat-Universität Linz als besonderen Ort der Forschung und Vermittlung. Johannes Reitinger, Rektor der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz (PHDL), zeigte sich erfreut über die Kooperation zwischen den beiden Institutionen, die dieses besondere Projekt einer Jägerstätter-Pädagogik ermögliche: 

Die Publikation "Gegen den Strom – Aber wie?" entstand in Zusammenarbeit des Jägerstätter-Instituts um Leiter Andreas Schmoller und Verena Lorber mit Historikerin und Psychotherapeutin Maria Ecker-Angerer, langjährige Mitarbeiterin von Erinnern.at, und Professor Thomas Schlager-Weidinger (PHDL). Ausgangspunkt war zunächst die digitale Jägerstätter Edition, die 2023 online ging und neue Formen des Zugangs und der Nutzung der Originalschriften möglich gemacht hat.

Im Gespräch mit Anna Bachofner-Mayr vom Institut für Katechetik, Religionspädagogik und Pädagogik der KU Linz stellten die vier Autor:innen die neue Studie vor, die sich nicht nur an die schulpädagogische Vermittlung richtet, sondern auch die außerschulische Jugend- und Erwachsenenbildung im kirchlichen und nicht-konfessionellen Bereich berücksichtigt.

Das pädagogische Gesamtkonzept für die Auseinandersetzung mit Franz und Franziska Jägerstätter übersteigt die Fachgrenzen und umfasst die Bereiche Lernen mit Biografien, historisches Lernen, ethische Fragen, religiöse Bildung und Gedenkpädagogik. Beim biografischen Lernen gehe es darum, einem Menschen insgesamt gerecht zu werden. Das inkludiere auch, neben dem Vorbildhaften Schattenseiten und Widersprüche kennenzulernen. Nicht immer falle dies bei zu "Ikonen" gewordenen Berühmtheiten des Widerstands gegen den Nationalsozialismus leicht, wodurch die Gefahr entstehe, dass die Personen idealisiert und überhöht werden, so eine der Aussagen des Buches.

Der Band bietet sowohl eine theoretisch-fachliche Auseinandersetzung mit den Grundlagen einer Jägerstätter-Pädagogik als auch eine praxisnahe Didaktik. In den fünf ausgearbeiteten Vermittlungsvorschlägen sind konkrete Arbeitsaufgaben inkludiert, die auch als Download online abgerufen werden können. Das Basismodul erlaubt die Erarbeitung von Grundlagen zu Leben und Vermächtnis Jägerstätters. Darauf aufbauend kann aus vier spezifischen Vertiefungsmodulen ausgewählt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei entweder in der Existenzanalyse, der Geschlechtergeschichte, der Religionspädagogik oder der Ethik/Moraltheologie. Zusätzlich wurde ein Ideenpool für die Praxis geschaffen, in dem Lehrende und Personen in der außerschulischen Vermittlung weiterführende Anregungen finden. Nach Methoden bzw. Medien geordnet liefern sie im Schlussteil des Buches Anleitungen und praktische Tipps für die Arbeit mit der digitalen Edition, Filmen, bildnerischen Darstellungen, lyrischen Texten und neuen Medien sowie für die Durchführung von Exkursionen zu Gedenkorten.

Franz Jägerstätter war 1943 aufgrund seiner Weigerung, in die deutsche Wehrmacht einzutreten, zum Tod verurteilt und hingerichtet worden.

Die Metapher "Gegen den Strom" ist ein Jägerstätter-Zitat, das an Aktualität nichts eingebüßt hat. Das "Nein" Jägerstätters ist zwar nicht vergleichbar mit dem verantwortungsvollen "Nein" in liberalen demokratischen Gesellschaften, dennoch bleiben die Biografien zu Franz und Franziska Jägerstätter auch heute wertvoll in der Bildungsarbeit, so Verena Lorber. Andreas Schmoller betonte, dass die Jägerstätter-Pädagogik zu einem verantwortungsbewussten "Gegen den Strom" ermuntere, das sich im Sinne Jägerstätters aus (Selbst-)Reflexion, starken Beziehungen und intensivem Gespräch mit Mensch und Gott speise und daran wachse.

Mehr dazu: Buchpräsentation "Gegen den Strom - Aber wie?" - ku-linz.at

Gegen den Strom – Aber wie?
Grundlagen und Modelle einer Jägerstätter-Pädagogik

hrsg. von Maria Ecker-Angerer, Verena Lorber, Thomas Schlager-Weidinger und Andreas Schmoller
(Jägerstätter Studien Bd. 2),
Studienverlag: Innsbruck 2024
198 Seiten, € 24,90

 

23.4.2024/AS/HE