Ostergruß des Rektors: Wir wünschen frohe und gesegnete Ostern!

Liebe Universitätsgemeinschaft,
sehr geehrte Freundinnen und Freunde der KU Linz!

Mitten in der dritten Welle, angesichts des Gezerres um raschere Impfstofflieferungen, voll Sehnsucht auf Perspektiven der Öffnung ... feiern wir Ostern. Wieder ein "Corona-Ostern". Zukunft ungewiss.

Pesach, Pasqua, Ostern – in allen Kulturen zunächst ein Frühlingsfest: "Denn das kreisende Jahr / lässt nach des Winters Frost und Nacht / den Frühling die Erde für Ostern bereiten" (Hymnus im Stundengebet der Fastenzeit). Im alten Judentum überlagerte das Erinnern der Urerfahrung Israels den jahreszeitlichen Festinhalt: Befreiung aus Sklaverei und Zwangsarbeit, Zumutung von Freiheit, Aufbruch in ein selbstbestimmtes Leben – mit all seiner Mühe und Verantwortung. Und für Jesus von Nazaret wurde das Paschafest zu seinem ganz persönlichen "Übergang":trotz Hosanna-Jubel Ablehnung seiner Botschaft durch die "Maßgeblichen"; Angst und Verrat im eigenen Kreis; Entscheidung zum Weitergehen ohne Gewalt oder Flucht; Verhaftung, Verhör und Prozess; Folter und Hinrichtung als öffentliches Event. Rasches Begräbnis noch vor dem Festtag. Und dann …? Schwer zu sagen, anspruchsvoll zu glauben.

Die ersten Christen, jedenfalls, sprachen von Begegnung mit dem, den das Grab nicht halten konnte. Und bald bezeugten sie allen, die es hören wollten: Gott habe den gekreuzigten Jesus auferweckt aus den Toten. Sein Leben und seine Botschaft seien rehabilitiert, wahr gemacht und für alle Zukunft als Maßstab gelingenden Lebens definiert. So entstand das, was man Kirche nennt: Die Gemeinschaft jener Menschen, die – wie fraglich und fragend auch immer – ihr Leben nicht ohne diese Ansage führen wollen.

Ostern ist nicht einfach ein Frühlingsfest. Trotzdem hat das Christentum nie gezögert, die Freude über die länger werdenden Tage, über pralle Knospen und die erste Schmetterlings-Sichtung des Jahres als Zeichen dafür zu nehmen, was an Ostern zu feiern ist: Die Schöpfung ist (trotz allem) gut. Das Leben ist nicht unterzukriegen. Auch nicht in einer Pandemie.

In diesem Sinn: Frohe, gesegnete Ostern.

Christoph Niemand, Rektor der KU Linz

 

Postscriptum: Auf der Suche nach einem bildlichen Gruß zum Fest habe ich den Katalog der Rombold-Sammlung durchgeblättert. Großartige und zum Fest passende Graphiken und Gemälde: Kreuzigungen und Kreuze, Christus-mit-Dornenkrone, Kreuzabnahme, Emmaus-Szenen … Anzinger und Kubin, Bilger und Corinth, Kokoschka und Nitsch … Wirklich angesprochen hat mich aber ein eher unscheinbares Bild des Gugginger Künstlers Johann Hauser. Ich weiß, Bilder, die "nichts" zeigen, soll man nicht gegenständlich interpretieren. Aber, wie immer Sie, die Adressat*innen dieses Ostergrußes, diese kleine, unbetitelte Farbradierung aus dem Jahr 1978 lesen mögen – für mich ist sie mein heuriges "Leeres Grab"!

JOHANN HAUSER, O.T., um 1978, sign. Farbradierung auf Papier,
16 x 23,8 cm (11 x 14,5 cm),
OÖ Landes-Kultur GmbH, Land Oberösterreich, Grafische Sammlung, Inv.-Nr. KS I 6708
(Sammlung Günter Rombold)
© Privatstiftung – Künstler aus Gugging
https://www.guggingfoundation.org/

Die Künstler*innen aus Gugging waren Patient*innen der Nervenheilanstalt Maria Gugging. In den 1950er-Jahren wurden sie von ihrem Psychiater Leo Navratil zum Zeichnen angeregt. Navratil interessierte zu Beginn der diagnostische Wert der Arbeiten, bald aber erkannte er die besondere Begabung einiger Patient*innen und begann diese zu fördern und ihre Arbeiten der Kunstwelt vorzustellen. In den 1960er-Jahren setzte eine erste Hochperiode der Künstler*innen aus Gugging ein, 1970 fand ihre erste Ausstellung in der Galerie nächst St. Stephan in Wien statt. Seither sind ihre Werke, die der Art Brut zugerechnet werden, weltweit in vielen renommierten Museen und Sammlungen vertreten.

31.3.2021/he