Linzer Forum Religionspädagogik: Zur Zukunft des Religionsunterrichts.
Über die Zukunft des Religionsunterrichts wird derzeit in Schule, Politik und Wissenschaft viel diskutiert. Welche Kompetenzen sollen Schüler:innen im Rahmen religiöser Bildung erlangen können und welche Inhalte sind dafür wichtig? Inwieweit hängen diese Ziele auch mit der Organisationsform des Religionsunterrichts zusammen? Neben dem Unterrichten der Schüler:innen in konfessionell getrennten Gruppen werden hier unterschiedliche Formen der Kooperation zwischen christlichen Konfessionen oder Religionsgemeinschaften reflektiert und teils bereits umgesetzt. Und wie lässt sich dies unter den Rahmenbedingungen des öffentlichen Schulwesens organisieren? Darüber diskutierten Studierende, Lehrkräfte, Lehrende an Hochschulen und Universitäten sowie Mitarbeiter:innen kirchlicher Schulämter im Rahmen des Studientags des Linzer Forums Religionspädagogik im Priesterseminar der Diözese Linz.
Im ersten Vortrag beleuchtete Fahimah Ulfat, Universitätsprofessorin für Islamische Religionspädagogik und Leiterin des Instituts für islamisch-religionspädagogische Forschung an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, die Möglichkeiten interreligiöser Kooperation im Unterricht. Sie zeigte theologische Gemeinsamkeiten und Unterschiede beim Gottesverständnis und der Bedeutung der Heiligen Schriften auf, die sich unter Berücksichtigung der Lebenswelt muslimischer und christlicher Schüler:innen kooperativ bearbeiten lassen.
Ulrich Riegel, Professor für Praktische Theologie und Religionspädagogik am Seminar für Katholische Theologie der Universität Siegen, konzentrierte sich im zweiten Vortrag auf empirische Untersuchungen zu konfessionell-kooperativen Formen des Religionsunterrichts in Deutschland. Die Studienlage betont das Potential dieser Organisationsform, zu einem gesteigerten Interesse an Schüler:innen anderer Konfessionen beizutragen und ein elementares Wissen aufzubauen. Andere erhoffte Lerneffekte wie z.B. eine Perspektivenübernahme lassen sich aus den empirischen Erhebungen hingegen nicht ableiten.
Im dritten Vortrag stellte Pastor Hans-Ulrich Keßler, Leiter des Hauptbereichs Schule, Gemeinde- und Religionspädagogik der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, den Hamburger Weg eines dialogisch-interreligiösen Religionsunterrichts für alle vor. Er ging auf die spezifischen historischen, soziokulturellen und politischen Rahmenbedingungen dieser Organisationsform ein und betonte die Notwendigkeit, die jeweiligen Kontexte zu berücksichtigen, in denen religiöse Bildung stattfindet. Darüber hinaus gab er einen Einblick in aktuelle didaktische Überlegungen zu einem „Religionsunterricht für alle 2.0“.
Die Vorträge wurden von den Teilnehmenden des Studientages rege diskutiert. Insbesondere der Umgang mit religiösen Minderheiten in kooperativen religiösen Unterrichtssettings sowie die Frage nach Kooperationsformen, die an den regionalen gesellschaftlichen und religiösen Kontext angepasst sind, standen dabei im Fokus.
Das Linzer Forum Religionspädagogik ist eine Diskursplattform des Instituts Religionspädagogik und des Bereichs Fortbildung Religion an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz sowie des Instituts für Katechetik, Religionspädagogik und Pädagogik an der Katholischen Privat-Universität Linz. Es finden jährlich Veranstaltungen zu aktuellen religionspädagogischen Themen statt.
24.4.2024/Bernd Ziegler/HE