kunst und kirche 4.2022 widmet sich aktuellen Diskursen des Erinnerns.

Unter dem Titel "Gedenken" gibt das aktuelle Heft von "kunst und kirche", dem Magazin für Kritik, Ästhetik und Religion, Einblicke in aktuelle Diskurse des Erinnerns und zeigt Strategien eines reflektierten und sensiblen Umgangs mit schwieriger Geschichte, ihren Überresten und ihren als problematisch wahrgenommenen Repräsentationen – insbesondere auch an Beispielen aus Oberösterreich. Die Heftredaktion lag bei Ilaria Hoppe und Anna Minta, Professorinnen am Fachbereich Kunstwissenschaft der KU Linz.

Gedenken und Erinnern sind identitätsstiftende Elemente des individuellen und gesellschaftlichen Lebens. Welche Formen diese im öffentlichen Raum annehmen, ist stets Ergebnis von Aushandlungsprozessen. Dabei geht es um Deutungshoheit, um Definitionen und Sichtweisen eigener wie anderer Geschichte(n), um Affirmationen von Tradition, aber auch um kritische Distanzierungen.

Zu Idee und Konzept des aktuellen Heftes sagt Professorin Ilaria Hoppe (Institut für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien), die nicht nur die Redaktion der vorliegenden Ausgabe besorgte, sondern auch als Mitherausgeberin von kunst und kirche fungiert: "Gedenken und Erinnerungskultur sind Themen, die keinerlei Konjunkturen unterliegen, da sie in gewisser Weise immer aktuell sind. Gleichwohl zeigen die heftigen Diskussionen um Denkmäler eine neue Schärfe – in unserer Diözese zum Beispiel rund um den Gedenkort Flucht, dem ein Bericht von Martina Gelsinger, der Obfrau des Diözesankunstvereins Linz und stellvertretende Leiterin des Diözesankonservatorats / Kunstreferats der Diözese Linz, gewidmet ist." Die Frage der damit verknüpften Verantwortung werde dabei vor allem auch im Beitrag von Diözesanbischof Manfred Scheuer sichtbar.

Gedenken und Erinnern im Wandel – und in Zeiten des Wandels

Auf einen weiteren Aspekt lenkt Heftredakteurin Professorin Anna Minta (Institut für Geschichte und Theorie der Architektur) die Aufmerksamkeit: "Krisen, Kriege, Unruhen – der Begriff der Zeitenwende ist aktuell ein wichtiges Schlagwort, um unsere Zeit und unsere Lebenswelten zu umschreiben." Das verändere auch unseren Blick zurück auf das Vergangene und führe dazu, vertraute Positionen und Gewissheiten in Frage zu stellen. "Gedenken heißt manchmal auch umdenken. Kunst und Architektur können, wie die Beiträge im Heft zeigen, dazu viele und diverse Beiträge leisten", so Anna Minta.

Diese Vielfalt wird von Ilaria Hoppe noch einmal unterstrichen, biete das Heft 4.2022 doch auch einen Überblick, "wie verschiedene Kulturen, Religionen oder aktuelle künstlerische Positionen mit Gedenken und Erinnern umgehen."

Das Editorial macht diese Perspektive mit dem Hinweis deutlich, dass postkoloniale Positionen plurale und multiperspektivische Erinnerungskulturen fordern, die auch Fragen nach dem Umgang mit diskriminierenden, rassistischen und antisemitischen Bild-Stereotypen stellen. Gerade exklusive Narrative seien durch zeitgenössische Interventionen aufzubrechen und für ein diverses Verständnis von Gesellschaft zu öffnen.

Das aktuelle Heft umfasst Beiträge, Gespräche und Berichte von Majid Akhgar, Laura Barreca, Nikolaus Bernau, Helmut Braun, Peter Diem, Martina Gelsinger, Ilaria Hoppe, Cornelia Krause, Matthias Ludwig, Meron Mendel, Fabienne Meyer, Anna Minta, André Raatzsch, Nathalie Ritter und Bischof Manfred Scheuer.

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22.12.2022/RK/HE