Gedächtnisbuch Oberösterreich: Die Erinnerung wachhalten.

Im Zeichen von 80 Jahren Ende des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs stand die diesjährige Präsentation der neuen Beiträge des Gedächtnisbuches, einer wachsenden Sammlung von NS-Verfolgtenbiografien im regionalen Kontext Oberösterreichs, die am 22. Mai 2025 im Linzer Mariendom stattfand.

Das Gedächtnisbuch Oberösterreich enthält Biografien von Personen, die im Nationalsozialismus aus den verschiedensten Gründen verfolgt waren oder durch widerständiges Handeln gegen das NS-Regime ihr Leben in Gefahr brachten. In einem jährlich stattfindenden Projektablauf werden Teilnehmer:innen zur historischen Recherche und Auseinandersetzung mit einer ausgewählten Biografie angeleitet. Ziel ist dabei die Gestaltung eines vierseitigen Porträts aus Text, Bild und/oder Dokumenten, das als bleibendes Zeugnis in das Gedächtnisbuch eingefügt wird. Diese „neuen Seiten“ des Gedächtnisbuches werden jeweils bei der jährlich stattfindenden feierlichen Präsentation aufgeschlagen.

Die Präsentation im Mariendom

Das Gedächtnisbuch Oberösterreich verbindet Wissenschaft und Forschung mit gelebter partizipativer Erinnerungskultur. Das Projektteam des Gedächtnisbuches setzt sich zusammen aus Andreas Schmoller und Verena Lorber vom Franz und Franziska Jägerstätter Institut der KU Linz, Mag. Florian Schwanninger vom Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim, Prof. Thomas Schlager-Weidinger von der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz und Jägerstätter-Biografin Erna Putz. Im Rahmen der diesjährigen Veranstaltung präsentierten die Beitragenden die neu eingefügten Seiten im inzwischen 57 Beiträge umfassenden Buch. Die musikalische Gestaltung übernahm Domorganist Wolfgang Kreuzhuber mit Improvisationen, welche die präsentierten Texte musikalisch verdichteten.

Bischof Manfred Scheuer: “Frieden wahren, fördern und erneuern”

Bischof Manfred Scheuer hob in seinen Schlussworten jene Priester, Laien, Männer und Frauen hervor, die als Einzelne die Kraft hatten, dem Ruf ihres Gewissens zu folgen und Widerstand zu leisten. „Es gab in der damaligen Zeit Gerechte, die sich nicht vom Sog der Ideologie haben mitreißen lassen. Sie haben ihr Leben für die Rettung anderer riskiert. Nicht vergessen werden dürfen all jene, die allein durch eine erkennbare und bewusste christliche Lebensführung aneckten und persönliche Konsequenzen fürchten mussten. Ihr Lebenszeugnis soll Ermutigung sein, die Erinnerung an jene Opfer des Nationalsozialismus wachzuhalten, die in der Nachkriegszeit auch in der Kirche oft recht schnell vergessen wurden“, so Bischof Scheuer.

Scheuer erinnerte zudem an das Geschenk einer 80-jährigen Friedenszeit in Österreich. Auf den Trümmern und Ruinen der zertrümmerten Republik seien Rechtsstaat und Demokratie mit Gewaltentrennung, Grund- und Freiheitsrechten aufgebaut worden – keine Selbstverständlichkeit, sondern ein hohes Gut, das täglich verteidigt werden müsse. Auch 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bleibe es zentrale Aufgabe, den Frieden zu wahren, zu fördern und zu erneuern, mahnte Bischof Scheuer. „Wir erinnern uns, damit wir nicht nachlassen in dem Bemühen, den Frieden in Gegenwart und Zukunft zu sichern und zu fördern. Wir wissen: Es gibt keinen dauerhaften Frieden ohne Gerechtigkeit, ohne den Schutz der Menschenrechte, ohne Freiheit und ohne die Achtung des Rechts.“

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Bericht und Fotos zur Präsentation auf der Website der Diözese Linz

Franz und Franziska Jägerstätter Institut

27.5.2025/FFJI/Diözese Linz/HE