DonnaStage im Mariendom: Kunstinstallation Sensing Mother Nature.

Unter dem Titel "Sensing Mother Nature. Expanded Communications Through the Arts" sind im Mariendom im Rahmen des Ars Electronica Festivals noch bis 8. September 2024 Werke von Yoko Shimizu zu sehen. Die Installationen, ein Projekt der Veranstaltungsreihe DonnaStage, setzen sich mit der Symbiose zwischen Menschen, Mikroorganismen, Pflanzen und Technologien auseinander und machen das Ökosystem im und um den Mariendom sichtbar. Die Eröffnung wurde begleitet von einem Vortrag von Ass.-Prof. Kerstin Borchhardt.

Die drei Installationen von Yoko Shimizu, Forscherin im Ars Electronica Futurelab, und Klangkünstlerin Kyoka setzen sich unter dem Titel "Sensing Mother Nature - Expanded Communications Through the Arts" mit künstlerischen Ausdrucksformen auseinander, die mit unserer Umgebung interagieren. Durch einen multisensorischen Ansatz, der Auge, Ohr und Nase anspricht, schaffen sie Verbindung zu den Betrachter:innen und fördern das Verständnis für unser Ökosystem.

Ein "biologisches Archiv" des Mariendoms

Mikroben sind sowohl für unseren Körper als auch für die Umwelt wesentlich. Sie bilden die Grundlage der Biosphäre, spielen eine entscheidende Rolle für die Gesundheit von Ökosystemen und beeinflussen die menschliche Gesundheit und die Zukunft unseres Planeten erheblich. Diese Mikroben sind auch in unserer Umgebung und in unseren architektonischen Räumen vorhanden und werden von Experten in Bereichen wie mikrobielle Archäologie, Fermentationsmikrobiologie, Terroirmikrobiologie und Indoor-Mikrobiom-Design untersucht. Die Forscherin Yoko Shimizu beschäftigt sich in ihrer Arbeit BIOLOGICAL ARCHIVE OF MARIENDOM damit, wie die lebenden Systeme im Mariendom und um das historische Bauwerk herum erforscht, gesammelt, visualisiert, kreativ ausgedrückt und bewahrt werden können. Ihr Ansatz bietet eine neue Perspektive jenseits traditioneller Bilder, Scans und Digitalisierung von Kulturstätten und Architektur. Dafür untersuchte Yoko Shimizu verschiedene Orte im Mariendom — von der Votivkapelle bis zum Dachboden — und sammelte Proben aus der Luft und den unterschiedlichen Materialien (Gestein, Glas) und ergänzte diese mit Pflanzen rund um das Bauwerk und Wasser aus der Donau.

In der Installation BIOLUMINSCENT NOCTURNE (Yoko Shimizu & Kyoka) werden künstlerische musikalische Ausdrucksformen in Zusammenarbeit mit biolumineszierendem Meeresplankton erforscht. Ozeanisches Phytoplankton erzeugt durch Photosynthese einen erheblichen Teil des Sauerstoffs, den wir atmen, und spielt eine Schlüsselrolle bei der Verringerung des atmosphärischen CO2-Gehalts, wodurch der Klimawandel gemildert wird. Für diese Arbeit wurden Musikstücke mit unterschiedlichen Klangfrequenzen komponiert, um Wasserströmungen zu erzeugen, die mit dem Plankton interagieren, was zu einer eindrucksvollen Darstellung von blauem Licht in der Dunkelheit führt. Das Kunstwerk zielt darauf ab, das Verständnis für das Ökosystems der Erde zu vertiefen und gleichzeitig das Bewusstsein für den Klimawandel zu schärfen.

Die Arbeit MEMORY OF FLORA nutzt Duft, um einen Tag im Garten zu bewahren und nachzubilden. In diesem Projekt extrahiert Forscherin Yoko Shimizu Düfte aus einer Sammlung von Pflanzen, denen sie an einem Tag begegnet ist, und erstellt daraus ein umfassendes Duftarchiv der Erfahrung. Durch Dampfdestillation werden aus diesen Pflanzen aromatische Hydrosole und ätherische Öle gewonnen, die die Essenz der Gartenatmosphäre einfangen. Da der Duft eng mit der Erinnerung verbunden ist, zielt das Projekt darauf ab, lebhafte Erinnerungen an diesen Tag im Garten hervorzurufen. Die Klangkünstlerin Kyoka kombiniert diese Düfte mit Geräuschen von Insekten und Vögeln, Bienen und Ameisen sowie dem Rascheln von Wind und Umgebungslärm in der Stadt.

Yoko Shimizu ist Forscherin und Künstlerin im Ars Electronica Futurelab und hat Biologie und Chemie studiert. Die in Japan geborene und mehrfach für ihre Arbeiten ausgezeichnete Klangkünstlerin Kyoka arbeitet als Musikerin und Komponistin in Berlin und Tokio.

Die Eröffnung fand im Rahmen einer Vernissage Tour am 4. September 2024 in der Krypta des Mariendoms statt. Begleitet wurde diese von einem Vortrag über die geistesgeschichtliche Tradition von Mutter Natur und ihrer Rezeption in der Medienkunst von Kerstin Borchhardt, Assistenzprofessorin am Institut für Geschichte an der Katholischen Privat-Universität Linz.

Quelle: Mariendom.

DonnaStage

Die Installationen, ein Projekt der Veranstaltungsreihe DonnaStage, sind noch bis 8. September, jeweils von 10:00 bis 18:00 Uhr, im Rahmen des Ars Electronica Festivals zu sehen. 

Die nächste Ausstellung wird am 13. September 2024, 19:00 Uhr, eröffnet: Unter dem Titel "Umstellung" entwickelte Elke Punkt Fleisch für den Kunstraum im Mariendom keramische, mit Asche glasierte Objekte. Auf nachempfundenen Systembrettern aus Keramik stellen Frauen ihre jeweiligen Familienkonstellationen nach. Ausgehend von der Heiligen Familie reflektiert die Künstlerin dabei die Position der Mutter in der Struktur und im System gegenwärtiger Familien. Elke Punkt Fleisch absolvierte das Studium Plastische Konzeptionen/Keramik an der Kunstuniversität Linz. Ihre künstlerische Auseinandersetzung führte sie entlang zahlreicher Stationen durch interdisziplinäre Projekte und Ausstellungen im In- und Ausland. Wir bitten  um Anmeldung bis 11. September per E-Mail an 100jahremariendom[at]dioezese-linz.at.

DonnaStage ist Teil des interdisziplinären Projekts Frauenbilder im Mariendom. Heilige, fromme Frauen und Weiblichkeitskonzepte, welches seit dem Wintersemester 2019/20 läuft. Mehr dazu lesen Sie auf den Seiten des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur.

6.9.2024/HE