DonnaStage. Frauen.Bilder.Mariendom. Projekt zum 100-Jahr-Jubiläum.

Aufbauend auf das interdisziplinäre Projektseminar "Frauenbilder im Mariendom. Heilige, fromme Frauen und Weiblichkeitskonzepte" entwickelten Universitätsprofessorin Anna Minta (Kunstwissenschaft) und Universitätsassistentin Martina Resch (Theologie) das feministische Konzept DonnaStage, um den Dom und die Kirche zum Diskursraum gesellschaftlicher Fragen zu Frauen- und Familienbildern werden zu lassen.

Wie Familie? Gespräch über solidarische Lebensformen am Beispiel der Initiative KIOSK im Linzer Franckviertel

Die Veranstaltungsreihe DonnaStage macht den Dom zum Raum für künstlerische Auseinandersetzung und Diskurs. Am Donnerstag, 16. Mai 2024, laden wir um 19:00 Uhr zu einer Gesprächsrunde "Wie Familie?" ins Domcenter ein.

Lebensformen sind vielfältig. Längst werden soziale Leistungen wie beispielsweise Versorgung, Beratschlagung, Fürsorge und Pflege, individueller Rückhalt oder Erziehung, nicht mehr hauptsächlich in der bürgerlichen Kleinfamilie erbracht. Andere Formen des Zusammenlebens können ebenfalls stabile Verantwortungsbeziehungen hervorbringen, die häufig über Generationen hinweg funktionieren. Inwiefern nachbarschaftliche Solidarität „wie Familie“ sein kann und als eine gelingende Lebensform alltagspraktische, aber auch politische Probleme zu lösen vermag, wird aus sozialethischer Perspektive am ausgewählten Beispiel der Initiative KIOSK im Linzer Franckviertel, einem wöchentlichen Nachbarschafts-Cafe mit Gemeinschaftsgarten, erkundet. „Der historische Mariendom vermittelt in seinem Bildprogramm heteronormative Geschlechter- und Familienkonzepte, die aus heutiger Perspektive zu hinterfragen sind“, so die Kunsthistorikerin Anna Minta, Professorin am Fachbereich Kunstwissenschaft an der KU Linz. "Die Initiative im Franckviertel zeigt jedoch, wie wichtig familiale Beziehungen und Wertvorstellungen grundsätzlich sind und in welcher Vielfalt sie heute gelebt werden."

An diesem Abend werden durch Einblicke einzelner Vertreter:innen aus dem laufenden Betrieb des Projektes sowie aus der konkreten Kulturarbeit rund um den KIOSK Thesen zu diesem Thema erprobt, korrigiert oder vertieft. Katja Winkler ist Assistenz-Professorin am Institut für Christliche Sozialwissenschaften an der Katholischen Privatuniversität Linz und beschäftigt sich mit sozialethischen Fragen der Repräsentation und Inklusion. „Politische Beteiligung und gegenseitige Fürsorge sind zwei Felder, die für den gesellschaftlichen Zusammenhalt extrem wichtig sind. Inklusive Räume - wie das KIOSK, das eine Kontaktzone für vielfältige Lebensformen ist - ermöglichen es, Care-Beziehungen und demokratische Debatten zu initiieren und zu gestalten.“ Tobias Hagleitner hat an der Kunstuniversität Linz im Fach Architektur diplomiert und promoviert. Er ist seit 2007 in den Bereichen Baukunst, Gestaltung und Architekturkommunikation tätig, unter anderem für das afo architekturforum oberösterreich. Im Vorjahr kuratierte er gemeinsam mit Klaudia Kreslehner das „Stadtlabor“ im Nordico, eine Ausstellung, auf der auch die KIOSK-Initiative präsentiert wurde. Anne Janssen ist Wahl-Franckviertlerin und einer der wichtigsten Knotenpunkte im vielfältigen und weitreichenden Netzwerk um den KIOSK. Sie sorgt mit ihrem Engagement dafür, dass das Interesse am Projekt nicht nachlässt, sowohl bei Nachbar:innen und Initiativen, aber auch im Bereich Verwaltung und Politik. Karin Karaben-Bag hat sich von einem zu Beginn skeptischen Gast kurzer Zeit zur leidenschaftlichen Betreiberin und zur Seele des Nachbarschaftscafés beim KIOSK entwickelt. Jeden Dienstagnachmittag versorgt sie die Gäste mit süßen und pikanten Köstlichkeiten, vor allem aber mit selbst gebackenen Kuchen. Moderiert wird die Gesprächsrunde von Veronika Müller, Wissenschaftliche Assistentin für Baukultur und baukulturelles Erbe an der Katholischen Privatuniversität Linz. Mit ähnlichen Fragen beschäftigt sie sich derzeit in ihrer Lehrveranstaltung „Bauten der Gemeinschaft – Gemeinschaft bauen“, die sie zusammen mit Anna Minta anbietet. „Die Frage nach den Orten der Mitte, nach dem wo sich Gemeinschaft konstituieren kann, ist eine zentrale Frage unserer Zeit. In der Baukultur beschäftigen uns dabei insbesondere die ge- und erlebten Räume und wie physische Räume ein inklusives Zusammenkommen fördern können“, so Veronika Müller über die soziale Verantwortung respektive das gesellschaftliche Potential von Architektur.

Veranstaltungsreihe DonnaStage

Die Veranstaltungsreihe DonnaStage macht den Dom und das neue Domcenter anlässlich der 100-jährigen Weihe zum Aushandlungsort für zeitgenössische Fragen nach Frauenrollen, Familienbildern und Geschlechtergerechtigkeit. "Ich bin davon überzeugt, dass sich Kirche durch diese vielfältige Veranstaltungsreihe klar positionieren kann und ihre Rolle als gesellschaftlich relevante Akteur:in in Bezug auf Fragen nach Geschlechtergerechtigkeit, Frauenrollen und Familienbildern zurückgewinnen kann. Dies tut sie, indem Kirche ihre eigenen Räume öffnet, um Menschen einen Artikulationsraum zu geben, was als klares Zeichen zu interpretieren ist, auch – für das offizielle Lehramt – unbequeme Themen zu diskutieren. Wir müssen darüber reden, was es heute bedeuten kann, von Mütterlichkeit, Väterlichkeit und Menschlichkeit zu sprechen.", so die Theologin Martina Resch. Die Themen werden in vielfältigen Formaten wie Lesungen, Workshops, Schreibwerkstätten, Vorträgen und Debatten aufgegriffen und ein Austausch zwischen Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen mit Akteurinnen und Akteuren aus Stadtkulturarbeit, Politik und Kunst vorangetrieben. Das Organisationsteam der DonnaStage besteht neben Anna Minta und Martina Resch aus Martina Gelsinger (Fachbereich Kunst und Kultur der Diözese Linz), Veronika Kitzmüller (kfb oö), Eva-Maria Kienast (Haus der Frau) und Karin Imlinger-Bauer (Projektkoordination "100 Jahre Mariendom"). Verschiedenen Kolleginnen der Fachbereiche Kunstwissenschaft und Theologie der Katholischen Privat-Universität Linz sowie Kolleginnen aus dem Lentos Kunstmuseum Linz, dem Nordico Stadtmuseum Linz, dem Salzburg Museum, der Kunstuniversität Linz, der Universität Wien, und aus dem Landestheater Linz sind beteiligt.

Das gesamte Programmangebot der Veranstaltungsreihe DonnaStage im Jubiläumsjahr mit allen Informationen findet sich auf www.100jahremariendom.at.

13.5.2024/HE