Lange Nacht der Kirchen: Die KU Linz war mit dabei.

"Wir können hoffen – wir können offen", so lautete das Motto der Langen Nacht der Kirchen am 23. Mai 2025. Als akademische Bildungseinrichtung in diözesaner Trägerschaft nahm die Katholische Privat-Universität Linz auch heuer wieder an der österreichweiten Veranstaltung teil. Insgesamt rund 300.000 Menschen nutzten das Angebot und ließen sich in über 700 Kirchen und kirchlichen Einrichtungen anregen und inspirieren. An der KU Linz standen die vielgestaltigen Beziehungen von Rock’n’Roll und Religion im Mittelpunkt – und die Erlebnisse eines Pilgers im Heiligen Land, gesammelt an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit.

Über “Religion und RockʼnʼRoll” sprach Christian Spieß, Universitätsprofessor für Christliche Sozialwissenschaften. Mit zahlreichen Musikbeispielen – von AC/DC über Blind Faith und Patti Smith bis Tom Morello – erläuterte er religiöse Bezüge in Musik und Texten der Rockmusik der vergangenen 50 Jahre. Einerseits würden ausdrücklich religiöse Motive angesprochen, andererseits eher indirekt Fragen nach Glaube, Hoffnung und Liebe thematisiert, die auch Fragen der Religionen sind. Zivilreligiöse Beschwörungen von Friede, Liebe und Freiheit begegneten ebenso wie Aufrufe zur Umkehr. “Eden brennt”, heißt es etwa in Bob Dylans ChangingoftheGuards; “entweder ihre bereitet euch auf die Auslöschung vor, oder eure Herzen müssen den Mut zur Wachablöse haben”. Tom Morello sieht sich als Soldier in the Army of Love, deren Programm die Bekehrung der Menschen – “like Saul into Paul” – vom Hass zur Liebe sei. Einige Songs seien regelrechte Fürbittgebete, wie Spieß am Beispiel von Bob Dylans Chimes of Freedom sichtbar machte. Nicht zuletzt könne aber auch das Erleben von Rockmusik selbst – im Hören der Musik oder in der Teilnahme an Konzerten – ein Erlebnis mit religiöser Dimension sein.

Ins Heilige Land des späten 15. Jahrhunderts nahm Ingo R. Glückler, Bibliotheksdirektor der Universitätsbibliothek an der KU Linz, seine Zuhörer:innen mit: In der Rolle Bernhards von Breydenbach teilte er, noch ganz unter dem Eindruck seiner zu Ende gehenden Pilgerreise, Erlebnisse und Wahrnehmungen, die er wenig später zu einem Reiseführer verarbeiten sollte – 1486 in Mainz erstmals erschienen, entwickelte sich dieser am Buchmarkt der frühen Neuzeit zu einem wahren Longseller. Jetzt, am Vorabend seiner Rückreise nach Venedig zu Jahresanfang 1484, macht sich Bernhard am Lagerfeuer sitzend erste Notizen: zu den organisatorischen Erfordernissen der Reise, die ihn ab April 1483 von Venedig über Rhodos und Zypern nach Jerusalem, Palästina, den Sinai und Kairo geführt hat; zu den Kosten der Unternehmung und auch deren Gefahren; zu “Aberglaube, Sitten und komisch Ding”, die er im “Land der Ungläubigen” gesehen hat; zu den heiligsten Stätten der Christenheit, an denen man von seinen Sünden reingewaschen wird; und natürlich erinnert er sich an Wunder und Sensationen: die Pyramiden in Ägypten, das unglaubliche Menschengedränge in Kairo, die Wüste mit ihrer “überschwänglichen Hitze” – und an den “Magnetberg” im Roten Meer, von dem Bernhard Seltsames zu berichten weiß. Lebendig wurde so die Faszination des Pilgerns, in der sich für Menschen gestern wie heute Glaube, Neugierde, Fernweh – und oft auch Mut und Entschlossenheit – verbinden.

26.5.2025