Christliche und muslimische Religionspädagog:innen tagen in Linz.

Welche Aufgaben stellen sich aufgrund gesellschaftlicher und kirchlicher Veränderungsprozesse für die Religionspädagogik als Wissenschaft an Universitäten? Dieser Frage gingen christliche und muslimische Religionspädagog:innen beim diesjährigen Treffen der "Arbeitsgemeinschaft Religionspädagogik an Universitäten" von 28. bis 29. April 2023 an der Katholischen Privat-Universität Linz nach.

Aus historischer Perspektive gab Robert Schelander (Evangelische Religionspädagogik, Wien) Einblick in das breite Themenspektrum, dem sich die Arbeitsgemeinschaft seit 1981 in  - mit wenigen Ausnahme wie einer covidbedingten Unterbrechung 2020 - jährlichen Arbeitstreffen gewidmet hat. In den letzten 42 Jahren wurden beispielsweise Organisationsmodelle des Religionsunterrichts, dessen Verhältnis zum Ethikunterricht, die Pädagog:innenbildung neu, das Spannungsfeld zwischen Theologie und Kirche, religionssensible Bildung oder die Frage nach wissenschaftlichen Standards in der Religionspädagogik behandelt und diskutiert.

Aus systemtheoretischer Perspektive skizzierten Ednan Aslan (Islamische Religionspädagogik, Wien) und Martin Rothgangel (Evangelische Religionspädagogik, Wien) in weiterer Folge die Umwelten der ARGE, wobei nicht zuletzt Medien/Öffentlichkeit, Universitäten, Bundesministerium und Bundespolitik oder die Internationale Community als wichtige Referenzsysteme genannt wurden. Sie stellten die Frage, wie die Arbeit der in diese Kommunikationszusammenhänge eingebetteten "Arbeitsgemeinschaft Religionspädagogik an Universitäten" fruchtbar gestaltet werden kann.  

In dem solcherart historisch und systemtheoretisch konturierten Blick fokussierten Helena Stockinger (Katholische Religionspädagogik, Linz) und Wolfgang Weirer (Katholische Religionspädagogik, Graz) im Anschluss gesellschaftlich relevante Themen und Fragen als mögliche Handlungsimpulse für die Religionspädagogik.  Sie wiesen auf (bildungs-)politische Herausforderungen hin, welche die Zukunft des Religionsunterrichts, die Qualitätsfrage in der Ausbildung, Formen der Gemeindekatechese und das breite Feld der Elementarpädagogik betreffen. Ebenso stellten sie inhaltliche gesellschaftliche Herausforderungen zur Diskussion, die durch die Schlagwörter Bildung für nachhaltige Entwicklung/Klimagerechtigkeit, Krieg und Frieden, Rassismus / Antisemitismus / Islamfeindlichkeit, fundamentalistische Tendenzen / spiritueller Missbrauch / Funktionalisierung von Religion, religiöse Vielfalt und Heterogenität, Bildungsgerechtigkeit und Digitalisierung umrissen wurden.

Im letzten Teil der Tagung gaben Religionspädagog:innen aus Wien, Graz und Linz Einblicke in entstehende oder bereits abgeschlossene Qualifikationsarbeiten. Helena Junker (Evangelische Religionspädagogik, Wien), Julia Eitzinger (Islamische Religionspädagogik, Innsbruck) und Bernd Ziegler (Katholische Religionspädagogik, Linz) präsentierten den Forschungsstand ihrer Dissertationen, die sich einem Vergleich der Religionslehrer:innen-Ausbildung in Europa in 52 Ländern, der Begleitung von Konvertit:innen in muslimischen Gemeinden in Österreich sowie der politischen Kritik im Religionsunterricht widmen. Christian Feichtinger (Katholische Religionspädagogik, Graz) stellte sein Habilitationsprojekt mit dem Titel "Moralische Pluralität und ethische Bildung. Eine religionspädagogische Diskussion pluralistischer Ansätze der Moralpsychologie" vor und David Novakovits (Katholische Religionspädagogik, Wien) referierte zentrale Ergebnisse aus seiner Dissertation "Das Wagnis des Scheiterns. Religionspädagogische und -didaktische Untersuchungen zu einem Erfahrungsfeld der Gegenwart".

Anna Bachofner-Mayr

3.5.2023/HE