Aschermittwochsgespräch: Künstliche Intelligenz als Zukunftsfrage.

Die am Aschermittwoch beginnende Fastenzeit bedeutet nicht nur für religiöse Menschen eine Zeit der bewussten Entscheidungen, des Innehaltens und Nachdenkens. Mit dem traditionellen "Aschermittwochsgespräch" trägt die Sparkasse Oberösterreich dem seit über 20 Jahren Rechnung: Im Mittelpunkt stehen gesellschaftlich relevante und brisante Fragen, die im Dialog von Wirtschaft und Ethik erörtert werden. Als Kooperationspartnerin fungiert dabei die Katholische Privat-Universität Linz. Das 23. Aschermittwochsgesprächs lotete am 5. März 2025 im Ars Electronica Center "Möglichkeiten und Grenzen der KI" aus, gab kritische Denkanstöße und zeigte Perspektiven eines reflektierten und verantwortungsvollen Umgangs mit den neuen Technologien auf.

Wie wirkt sich Künstliche Intelligenz (KI) auf Wirtschaft, Gesellschaft und Ethik aus? Was heißt in diesem Zusammenhang "Intelligenz"? Wie funktioniert und verfährt diese Technologie? Und was bedeutet das schon heute und noch mehr in Zukunft für unser Zusammenleben? Dass Fragen wie diese viele Menschen beschäftigen, zeigte das große Publikumsinteresse beim diesjährigen Aschermittwochsgespräch der Sparkasse Oberösterreich, an dem seitens der KU Linz Assistenzprofessorin Katja Winkler vom Institut für Christliche Sozialwissenschaften teilnahm.

In einer atmosphärisch dichten Keynote von Wirtschaftsphilosoph und Bestsellerautor Anders Indset wurden Chancen und Möglichkeiten eines konstruktiven Umgangs mit KI aufgezeigt. Mit seiner positiven Zukunftserzählung versuchte er, gegen Skepsis und Abwehrhaltung einen aktiven und gestalterischen Umgang mit den neuen Technologien zu positionieren – unter der Prämisse eines menschengerechten Einsatzes der KI. Beim anschließenden Podium wurde dies aufgenommen, kritisch beleuchtet und anhand konkreter Beispiele und Kontexte diskutiert.

Chancen sehen, Risiken benennen, Zukunft gestalten

Günter Klambauer, Professor für Artificial Intelligence in Life Sciences an der JKU Linz, gab erhellende Einblicke, wie generative Künstliche Intelligenz überhaupt funktioniert, auf welche Weise sie maschinell selbständig lernt und welche Zukunftsszenarien realistisch sind. Insbesondere auf potenziell problematische Auswirkungen von KI auf Demokratie, Gerechtigkeit und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten wies Katja Winkler, an der KU Linz u. a. auch Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft "Wirtschaft – Ethik – Gesellschaft", hin. Sie forderte einen klaren Blick auf diese globalen Herausforderungen, der auch nicht von einem eindimensionalen Fortschrittsnarrativ vernebelt werden dürfe: Die Welt werde nicht automatisch durch Wachstum und technischen Fortschritt gerecht, solidarisch und lebenswert – hier gelte es, aktiv zu steuern und wachsam zu bleiben. Christian W. Franz, Arbeits- und Organisationspsychologe sowie Unternehmensberater, erläuterte, wie Menschen ganz unterschiedlich von der KI und vor allem dem Tempo ihrer Entwicklung herausgefordert sind: Die Reaktionen reichen von Verunsicherung und Überforderung bis hin zu neugieriger selbstverständlicher Nutzung. Wichtig scheint zu sein, dass sich Menschen auch im Umgang mit der KI als selbstwirksam erfahren. Stefanie Huber, Generaldirektorin der Sparkasse Oberösterreich, berichtete darüber, wie die Sparkasse zum Beispiel mit der Prüfung der Kreditwürdigkeit von Kund:innen durch KI umgeht, welcher hohe Stellenwert dabei Datensicherheit und Datenschutz zukommt und dass Transparenz bei maschinell gesteuerten Entscheidungsverfahren ein zentrales Element ist: Letzte Überprüfungsinstanz bleibe, so Huber, der Mensch.

Herausforderung für Demokratie und Partizipation

In diesem Zusammenhang brachte Katja Winkler noch einmal Fragen von Demokratiegefährdung und Exklusion durch die KI ein. Desinformation und Irritation anhand von Fake News und Deep Fakes bedrohen nicht nur demokratische Entscheidungsprozesse. Ethisch gesehen geht es um die mögliche Gefährdung von Beteiligungsgerechtigkeit, denn das Problem der Exklusion durch KI-Systeme scheint besonders schwer lösbar. Dass die Daten, mit denen lernende Systeme "trainiert" werden, alles andere als unschuldig sind, unterstrich Günter Klambauer: Stereotype, die in der Gesellschaft vorhanden sind, spiegeln sich in den Daten wider. Insofern müsse, so schlussfolgerte Katja Winkler, stets bewusst sein: "Die Systeme lernen auch Diskriminierungen."

Einig waren sich die Diskutierenden, dass technologische Entwicklungen zwar mitzuvollziehen, aber dort zu begrenzen sind, wo sie Ungerechtigkeiten hervorrufen. Die Selbstverpflichtung von Unternehmen und Organisationen auf bestimmte ethische Maßstäbe beim Umgang mit KI kann dabei nur eine Seite sein; wichtiger ist eine klare Regulierung: Maßgeblich ist ein rechtlich garantierter Schutz der Einzelnen vor negativen Auswirkungen. Mit dem "EU Artificial Intelligence Act", der die KI-Nutzung reguliert und ihre Risiken verringert, ist die Europäische Union hier bereits politisch gestaltend aktiv.

7.3.2025/KW/RK/HE