Synodentheologin Csiszar: Aus Konflikten kann gute Zukunft wachsen

Linzer Pastoraltheologin Csiszar, die in Rom bei der Synode als theologische Beraterin wirkt, im "Sonntag"-Interview: Ein erster Schritt wird wohl nicht die Weihe von Frauen sein, "sondern so etwas wie die Frauenquote in den kirchlichen Diensten"

Wien, 04.10.2024 (KAP) "Wir müssen in der Kirche lernen, dass Andersdenkende nicht stören, dass Spannungen ausgehalten werden können, dass Konflikte ganz normal zum Leben der Kirche gehören und dass aus diesen gute Zukunft wachsen kann." Das hat die Linzer Pastoraltheologin Klara Csiszar im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (aktuelle Ausgabe; Freitag) betont. Csiszar ist Dekanin der Theologischen Fakultät der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz und nimmt als theologische Beraterin an der aktuellen Synodenversammlung im Vatikan teil.

Es brauche "viel Geduld und die Bereitschaft, aus der eigenen Welt, aus der eigenen Blase rauszukommen", Interesse zu zeigen "für andere Wirklichkeiten, für andere Lebensentwürfe, für andere Kontexte, für andere Antworten auf die Fragen des Lebens", so die Theologin. Und es gehe auch darum, Spannungen auszuhalten. Bei der ersten Session der Weltbischofssynode über Synodalität vor einem Jahr in Rom sei dies gut deutlich geworden, so Csiszar: "Das ist für mich auch ein Stück weit eine Bestätigung dafür, dass es uns gelungen ist, von einem Ich zu einem Wir zu kommen." Das sei der Schlüssel einer synodalen Kirche.

Es gebe bei der Synode viele Baustellen, die man bearbeiten könne, erläuterte die Theologin weiter: "Es kommt bei manchen Baustellen allerdings nicht darauf an, ob wir sie jetzt auch lehramtlich lösen können. Es ist nicht Aufgabe der Bischofssynode, zu Entscheidungen zu kommen, denn sie ist ein beratendes Gremium, das bestimmte Themen seit Jahren bearbeitet und sich bemüht, aus verschiedenen Perspektiven Antworten, ja manchmal Alternativen zu geben, bestimmte Denkmuster weiterzudenken."



Frauen in die erste Reihe

So werde die Bischofssynode jetzt wohl nicht darüber entscheiden, ob Frauen zu Diakoninnen geweiht werden oder nicht, die Versammlung werde aber "ein wichtiger Schritt sein in Richtung der heilsamen Dezentralisierung" in der Kirche, zeigte sich Csiszar in dem schon vor Beginn der Synodenversammlung am vergangenen Mittwoch geführten "Sonntag"-Interview überzeugt: "Die Frauen-Frage fängt nicht an und endet nicht bei der Frage der Weihe", sondern sei viel komplexer, so die Pastoraltheologin: "Es wäre schon ein ganz wichtiger Schritt, wenn Frauen einfach nicht wie Menschen zweiter Klasse in der Kirche behandelt werden und wenn zum offiziellen Bild der Kirche immer mehr auch die Frauen ganz selbstverständlich hinzugehören."

Es brauche nicht unbedingt die Weihe, "damit ganz bewusst darauf geachtet wird, dass Frauen auch mal in den ersten Reihen Platz nehmen dürfen, und nicht nur die Männer, oder dass Frauen bestimmte Leitungsverantwortung in der Kirche bekleiden können". Das sei weniger eine Frage der Weihe als eine Frage der Ernennung, der Sendung, so Csiszar.


Schon in Ungarn "unvorstellbar"

Frauen sollten in entscheidenden Gremien selbstverständlich mit dabei sein und Leitungsfunktionen in der Kirche bekleiden. Das sollte zum Normalfall von Kirche gehören, erklärte die Theologin.

Papst Franziskus berufe seit Jahren Frauen für wichtige Funktionen im Vatikan und auch im deutschen Sprachraum hätten die Bischöfe schon lange Entscheidungen in diese Richtung getroffen, so die Theologin: "Hier haben wir Universitätsprofessorinnen, und die Leitung einer Fakultät, eine Universität kann in der Hand einer Frau liegen. Das mag bei uns im Westen belanglos sein, aber in Ungarn etwa ist dies momentan noch unvorstellbar, dass ich als Frau und Professorin Theologie doziere. Da müssen wir nicht nach Afrika gehen oder nach Südamerika, das ist schon einige Kilometer östlich von Wien nicht möglich."

Der erste Schritt werde deshalb wohl nicht die Weihe von Frauen sein, "sondern so etwas wie die Frauenquote in den kirchlichen Diensten", zeigte sich Csiszar überzeugt.


Als Beraterin in Synodenaula dabei

Klara-Antonia Csiszar ist seit 2019 Professorin für Pastoraltheologie an der KU Linz und an der Hochschule seit einem Jahr auch Dekanin der Fakultät für Theologie. Bei der aktuellen Bischofssynode in Rom gehört sie wie schon im Vorjahr einem rund 70-köpfigen Kreis von Expertinnen und Experten aus Theologie und Kommunikation an, die als Berater ohne Stimmrecht mitwirken. Csiszar wird unter anderem auch zwei der vier theologisch-pastoralen Foren moderieren, die das Synodenprogramm heuer neu umfasst. Ende August hatte die Theologin federführend einen Workshop zahlreicher europäischer Synoden-Teilnehmer mitorganisiert, die sich in Linz mit dem Arbeitspapier für die Synode auseinandersetzten.

Bei der Synode sind neue Wege der Beratung und Entscheidungsfindung in der katholischen Kirche das Hauptthema. Offiziell steht sie unter dem Leitwort "Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung". Im Juli hatte Papst Franziskus das dazugehörige Arbeitspapier, das sogenannte "Instrumentum laboris", veröffentlicht. Es trägt den Titel "Wie wir eine missionarisch-synodale Kirche sein können".

(Offizielle Website der Synode: www.synod.va; Kathpress-Themenschwerpunkt mit allen Meldungen und Hintergrundberichten zur Synode über Synodalität abrufbar unter www.kathpress.at/weltsynode)

 

Link: Synodentheologin Csiszar: Aus Konflikten kann gute Zukunft wachsen (kathpress.at)