Subsidiarität zwischen Solidarität und Eigenverantwortung. Eine Bestandsaufnahme in jüngeren kirchlichen Dokumenten
In den gegenwärtigen Debatten über die Kürzung von Sozialleistungen prallen scheinbar zwei Weltbilder aufeinander: Das „neoliberale“ Weltbild, das für einen minimalen Staat und für maximale unternehmerische Freiheit eintritt, und das „soziale“ Weltbild, das für maximale Erhaltung des bisherigen Fürsorgestaates und minimale Risiken der Einzelpersonen wirbt. Dabei wird aber auch in kirchlichen Kreisen oft vergessen, dass die christliche Soziallehre einen Mittelweg zwischen den beiden Extremen kennt und vertritt: Das Subsidiaritätsprinzip – so viel Hilfe wie nötig, so viel Eigenverantwortung wie möglich. Hilfe muss also dort geleistet werden, wo jemand eine Herausforderung alleine nicht meistern kann. Sie ist aber dort verfehlt, wo jemand stark genug ist, sich selbst zu helfen.- Was sagen neuere kirchliche Dokumente, insbesondere jene, die die Reformen des europäischen Sozialstaatsmodells im Blick haben, über die Subsidiarität? Wie versuchen sie angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen, dieses Prinzip zu konkretisieren und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen?