Forschungsprojekt: Wissenschaftliche Begleitung des Arbeitsschwerpunktes "Lebenszeichen" der Diözese Linz
1. Zur Intention des Projektes
Die Jahre 2012-2015 sind in vielen katholischen Ortskirchen geprägt durch Erinnerungen und Aktualisierungen des II. Vatikanischen Konzils, das vor 50 Jahren von 1962-1965 in Rom stattfand. Zur Grundausrichtung des Konzils – von der Intention seiner Einberufung durch Papst Johannes XXIII. an bis zu seinen verabschiedeten Dokumenten – gehört das Programm des „Aggiornamento“, die Verheutigung oder Aktualisierung des Glaubens. In der für das Konzil grundlegenden Pastoralkonstitution Gaudium et spes wird die Programmatik der Verheutigung durch eine theologisch induktive Methode präzisiert, die als konstitutiv für die katholische Kirche angesehen wird: „Zur Erfüllung dieses ihres Auftrags obliegt der Kirche allzeit die Pflicht, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten.“ (GS 4)
Die Linzer Ortskirche ist dem Programm und der Methodik des II. Vaticanum verpflichtet. In einem dreijährigen diözesanen Arbeitsschwerpunkt mit dem Titel „LebensZEICHEN“ nimmt sie „Zeichen der Zeit“ wahr, deutet diese theologisch und gewinnt daraus Impulse für das Christsein unter heutigen gesellschaftlichen Bedingungen. Zentrales Medium, um die Zeichen der Zeit zu erheben, stellten interaktive Ausstellungen im Gebiet der Diözese Linz dar, bei der Menschen unter bestimmten dialektisch angeordneten Schlagworten (z.B. Frust/Freude, Angst/Mut, Gemeinsam/Allein) Gegenstände, sogenannte „LebensZEICHEN“, die für ihre Lebenswelt eine repräsentative Bedeutung haben, einbringen und dazu deutende Geschichten verfassen konnten (vgl. die Internetpräsenz: lebenszeichen.dioezese-linz.at). Im Rahmen eines empirischen Forschungsprojektes wird der Diözesanschwerpunkt „LebensZEICHEN“ von einem ForscherInnen-Team der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz sozialwissenschaftlich und theologisch ausgewertet. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden in verschiedenen wissenschaftlichen, kirchlichen und öffentlichen Foren präsentiert und publiziert. Ihre Impulse fließen in pastorale Ausrichtungen und Strategien der Diözese Linz ein.
2. Zur Methode
Entscheidende empirische Grundlage der Untersuchung sind die etwa 400 eingegangenen und im Rahmen von acht Ausstellungen präsentierten „LebensZeichen“, Exponate und Texte, die umfassend dokumentiert (professionell abfotografiert) werden. Zusätzlich werden in Form qualitativer, leitfadengestützter Interviews sowohl mit TeilnehmerInnen als auch mit Verantwortlichen der Ausstellungen weitere Deutungen der „LebensZeichen“, der „Lebensgeschichten“ und dem Medium der Ausstellungen selbst erhoben. Der erhoffte Ertrag des Forschungsprojektes lässt sich auf drei Ebenen ansiedeln:
1. Methodologisch: Über das Medium der Gegenstände und deren kulturhermeneutische Erschließung wird auf wissenschaftstheoretischer Ebene die in der Theologie eingeführte Methode einer „Theologie der Zeichen der Zeit“ um eine neue induktiv-theologische Methode einer ästhetisch orientierten „Theologie der Dinge“ erweitert.
2. Kulturhermeneutisch: In Anknüpfung an bereits bestehende sozialwissenschaftliche Untersuchungen zu symbolisch aufgeladenen Dingen werden über eine qualitativ-empirische Auswertung der drei zur Verfügung stehenden Medien (Exponate, Geschichten, Interviews) – freilich nur selektiv – Lebensweltanalysen durchgeführt, die eine gewisse zeitdiagnostische Aussagekraft besitzen.
3. Ekklesiologisch: Im Fokus steht auch das Medium der Ausstellungen bzw. der symbolisch aufgeladenen, bestimmte Facetten der Lebenswelten repräsentierenden Exponate. Die symbolische Aufladung und ästhetische Inszenierung von persönlichen Gegenständen stellt eine innovative Form existenzieller und religiöser Kommunikation dar, die für die Präsenz der Kirche in der gegenwärtigen ästhetisch orientierten Gesellschaft („Ästhetisierung der Lebenswelt“, „Iconic Turn“) wegweisend sein dürfte.
3. MitarbeiterInnen
Das Forschungsprojekt ist theologisch interdisziplinär angelegt. Beteiligt sind die theologischen Fächer der Fundamentaltheologie und der Pastoraltheologie. Die MitarbeiterInnen sind:
Prof. Dr. Ansgar Kreutzer, Vorstand am Institut für Fundamentaltheologie und Dogmatik der KTU Linz (Projektleitung)
Prof.in Dr.in Hildegard Wustmans, Vorstand am Institut für Pastoraltheologie und Christliche Sozialwissenschaften der KTU Linz (Projektleitung)
Martina Resch (Projektmitarbeiterin)
Mag.aMelanie Wurzer, Kommunikationsbüro der Diözese Linz (Projektmitarbeiterin)
4. Laufzeit
2013-2015
5. Finanzierung
Diözese Linz