Forschungsprojekt: Systematische Theologie und Religionssoziologie

Publikation: Kreutzer, Ansgar / Gruber, Franz (Hg.): Im Dialog. Systematische Theologie und Religionssoziologie, Freiburg i. Br. u.a.: Herder 2013 (= QD 258).

Die Bedingungen eines interdisziplinären Austausches zwischen Soziologie und Systematischer Theologie haben sich von beiden Fächern ausgehend in jüngerer Zeit verbessert. In der Neukonturierung der Religionssoziologie wird weitgehend auf einen religionskritischen Habitus verzichtet. Zudem ist ebenfalls eine empiristische Phase der Religionssoziologie, die mehr oder weniger auf Kirchensoziologie und die Erhebung statistischer Daten bezüglich der Partizipation an kirchlichen Veranstaltungen und Organisationsstrukturen verengt war, überwunden. Die eher theoretische Ausrichtung gegenwärtiger Religionssoziologie erweist sich als anschlussfähig an die Reflexionsformen der Systematischen Theologie. Diese versteht sich ihrerseits, im Gefolge des Zweiten Vatikanischen Konzils, konstitutiv alskontextuelle Theologie. Zur Erhebung der Geltungsbedingungen christlicher Glaubensaussagen gehört es damit, nicht nur die kritische Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Philosophie und Wissenschaftstheorie zu pflegen, sondern auch die wissenssoziologisch analysierten gesellschaftlich geltenden Plausibilitätsstrukturen zu berücksichtigen. Trotz dieser Annäherungen von Soziologie und Theologie bleibt die unterschiedliche wissenschaftliche Perspektive festzuhalten. Während die Religionssoziologie eine an der religiösen Praxis nicht teilnehmende Beobachterperspektive bezieht, versteht sich Theologie als Reflexionsform aus der Teilnehmerperspektive heraus. Diese wechselseitige Annäherung bei bleibender wissenschaftstheoretischer Unterschiedenheit bildet den Rahmen des notwendigen interdisziplinären Austausches beider Fächer. Diesem Austausch und seiner Reflexion ist das institutsübergreifende Forschungsprojekt gewidmet.

Zur Operationalisierung des Forschungsvorhabens lassen sich idealtypisch drei Phasen unterscheiden: In einer ersten Phase (2006-2007) wurden vor allem in Form regelmäßiger institutsinterner Kolloquien wichtige religionssoziologische Theorien und Themenfelder gesichtet, dargestellt und diskutiert.

In einer zweiten Phase (2008-2010), die dem interdisziplinären Austausch gewidmet war, wurden Symposien, Workshops und ähnliche Diskussionsveranstaltungen durchgeführt, in denen die Perspektiven von systematischer Theologie und Religionssoziologie miteinander ins Gespräch gebracht wurden:

  • Symposium „Funktion und Transformation der Religion in der Gesellschaft" vom 17./18.11.08 in Linz
    (Vorträge und Workshops mit M.N. Ebertz, Freiburg, und H.U. Dallmann, Ludwigshafen)
  • Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Exkursion zu den Stätten der Reformation in Deutschland" (29.6.09-6.7.09) Expertengespräche mit H. Joas, Max-Weber-Kolleg Erfurt, Bischof Dr. Joachim Wanke, Erfurt, Landesbischof Axel Noack, Halle, U. Barth, Universität Halle-Wittenberg, zum Schwerpunktthema Säkularisierung (unter besonderer Berücksichtigung der Situation Ostdeutschlands)
  • Symposium "Wie wird der Glaube glaubwürdig? Geltungschancen des Christentums aus theologischer und soziologischer Sicht" vom 11./12.10.10
    (Vorträge und Workshops mit D. Tracy, Chicago, und H. Joas, Erfurt/Chicago)

In einer dritten Phase (2011-12) wurden die Ergebnisse der Diskussionsforen und eigene Reflexionen in Form von Publikationen dokumentiert und fließen als Impulse in die theologische Lehre ein (besonders im Themenmodul „Säkularisierung als theologische, philosophische und pastorale Herausforderung")