Der Entfremdung entrinnen

IRPD Symposion

 

31.08.-01.09.2022

Hotel-Restaurant Da Buki in Neutal

Rund 110 Religionslehrer_innen besuchten das zweitägige Symposion „Der Entfremdung entrinnen“ der Privaten Pädagogischen Hochschule Burgenland vom 31. August bis 1. September 2022 im Hotel-Restaurant Da Buki in Neutal und setzten sich mit Entfremdungs- und Resonanzerfahrungen, mit Schule als Ort der Begegnung auseinander. Die Referent_innen waren Univ.-Prof.in Dr.in phil. Dr.in theol. Isabella Guanzini, Univ. Prof. i.R. Dr. theol. Martin Jäggle und der Künstler Peter Kedl. Die Direktorin des Schulamtes der Diözese Eisenstadt HR Mag.a Andrea Berger-Gruber MA informierte über aktuelle Anliegen des Schulamtes, Katharina Stipsits für die Berufsgemeinschaft der Religionslehrer_innen.

In der Konfrontation mit vielfältigen Krisen, die von der Pandemie bis hin zum Klima reichen, erleben viele (junge) Menschen eine traumatische Umwandlung von Macht in Ohnmacht. Jugendlichen kommt quasi die Welt abhanden - „Hikikomori“ ist ein Begriff, der diesen Rückzug über einen langen Zeitraum, die totale soziale Isolation in die eigenen vier Wände hinweg beschreibt. Der in der Pandemie gebotene Rückzug schwächte die Beziehung zum Gemeinsamen. Entscheidend ist und wird es auch in Zukunft sein, wie mit den Schwächsten in der Gesellschaft umgegangen wird und entscheidend ist auch, politisch zu handeln im Ringen um das Gemeinsame und um das Gemeinwesen: das Gemeinwohl gemeinsam zu gestalten aus Empathie und Freude, Demokratie – auch in der Schule – zu verwirklichen als Resonanzprozess, in den sich jede_r einbringen kann. Dazu gehören eine Politik der gegenseitigen Anerkennung, eine Politik der Erinnerung/des Gedenkens, eine Politik des guten Lebens für alle.

Wie können Schüler_innen heute den Unterricht als einen Ort erleben, wo die Welt sie anspricht, wo sie herausgefordert werden, wo das Fremde der Welt ihnen so vorgestellt wird, dass es ihr Begehren, etwas zu lernen, etwas zu wissen entzündet? Welche Verständnisweisen von Wissen, welche Kultur des Wissens und des Lernens können helfen, resonante und nicht-entfremdende Weltbeziehungen zu unterstützen? Welche kulturelle Atmosphäre wird auch in der Schule erzeugt?

Schule kann sowohl zu einer Resonanzoase des Affiziert-Werdens werden als auch zu tiefer Entfremdung führen. Aus Zerbrechlichkeit und Unverfügbarkeit können eine neue Geistesgegenwart und eine neue Form der Weltbeziehung und Geschwisterlichkeit entstehen, die eine unerwartete Resonanzerfahrung freizusetzen vermögen. Schule kann einen der letzten Orte der Gegenwart darstellen, wo die Begegnung mit dem Unbekannten und mit dem Unvertrauten bzw. mit dem anderen in all seinen Ausformungen noch möglich ist, ein Ort, wo eine Transzendenzerfahrung als Begegnung mit der Unverfügbarkeit der Welt geschehen kann. Nur dadurch kann das Wissen, das man dort erlebt und entwickelt, den Schüler_innen Resonanzerfahrungen eröffnen, welche gegen jede Form der Entfremdung Widerstand leisten könnten.

Kunst kann das Unsagbare zum Ausdruck bringen. Ein berührender Beitrag zu Resonanz und Begegnung war das Nachtgespräch mit dem Künstler Peter Kedl. Er gestaltete den „Ort der Begegnung“ in Langental, in dessen Mitte 73 Stelen mit Namen von in der Nazi-Zeit ermordeten Menschen aus dem Ort stehen. Für Peter Kredl ist maßgeblich, der Menschen mit ihrem ganzen Leben zu gedenken und sie nicht auf Opfer-Sein zu reduzieren. Er lenkte den Blick auf die konkreten Menschen, ihr soziales Geflecht, ihre Hoffnungen und Träume. Er nahm die heute lebenden Menschen mit - Partizipation als Schlüssel - , beteiligte sie. Es gelang, Widerstand in die Möglichkeit von Resonanz zu transformieren. So konnten die Menschen die Ermordeten in ihre Mitte aufnehmen, ihnen ihren Platz geben. Möglichkeit für einen Besuch des Ortes der Begegnung wird eine Veranstaltung der PPH Burgenland am 13. Oktober 2022 ab 15:00 Uhr vor Ort in Langental sein.

Resonanz ist geschenkt und nicht machbar. Die Heilige Messe mit Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics in der Neutaler Pfarrkirche stellt die Mitte des Symposions dar. Neue Religionslehrer_innen wurden gesendet, langjährige Religionslehrer_innen in den Ruhestand verabschiedet. Der Religionslehrer_innen-Chor „mehr:stimmig“ gestaltete den Gottesdienst musikalisch mit. Großes Echo. Der Erlös der Kollekte wurde noch am selben Abend nach Uschgorod in der Ukraine überbracht, wo ein Lern- und Betreuungszentrum für kriegsvertriebene Kinder und Jugendliche unterstützt wird. Den Gottesdienst feierten auch Rektorin Dr. Sabine Weisz und Vizerektor Dr. Herbert Gabriel mit. Die Begegnungen beim Feiern und gemeinsamen Abendessen, bei guten Gesprächen, beim ganzen Symposion wurde von allen Teilnehmenden sehr wertgeschätzt. (Veranstaltungsinfo entnommen von der Homepage der PH Burgenland)