Hebräische Handschriften und Fragmente in österreichischen Bibliotheken
In den Handschriften-Katalogen österreichischer Bibliotheken wurden die als Buchbindermaterial verwendeten hebräischen Fragmente unterschiedlich ausführlich verzeichnet oder beschrieben. Auf Grund dieser Angaben hat das Institute of Microfilmed Hebrew Manuscripts in Jerusalem schon seit den 50er Jahren auch von diesem Fragmenten-Material Mikrofilme herstellen lassen und in seinem Katalogzentral dokumentiert. Darüber hinaus gibt es jedoch eine Menge nichtkatalogisierter und nicht wissenschaftlich bearbeitete Fragmente solcher hebräischer Handschriftenin den österreichischen Bibliotheken.
Der Erfassung und Erschließung dieser Bestände widmet sich ein Projekt, das 1991 auf Initiative von Univ.-Prof. DDr. Ferdinand Dexinger, Universität Wien, und Dipl. Ing. DDr. Peter Landesmann von der Österreichischen Gesellschaft der Freunde der Hebräischen Universität in Jerusalem gestartet wurde. In dessen Rahmen wurden etwa zwei Drittel der österreichischen Fonds untersucht und deren einschlägigen Bestände erhoben. Zum Ziel des Projekts gehört aber nicht nur die möglichst vollständige Erfassung des Bestandes, sondern auch dessen Identifizierung und kodikologische Bearbeitung mit einer vorläufigen paläografischen Einordnung der Fragmente. Die Zusammenschau dieser Daten soll schließlich einen gut dokumentierten Beitrag zur Geschichte des österreichischen Judentums liefern. Nach einem Unterbruch der Projektarbeiten wegen des vorzeitigen Todes des Projektleiters Prof. DDr. F. Dexinger im Jahr 2002 wurden die Arbeiten 2004 unter der Leitung von Ass.-Prof. Dr. Josef Oesch (Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie, Universität Innsbruck) und Univ.-Prof. Dr. Franz Hubmann (Institut für Bibelwissenschaften an der Katholisch-Theologischen Universität Linz) weitergeführt. Bis zum Sommer 2006 konnten weitere Fonds in Oberösterreich untersucht und viele der bisher gefundenen Fragmente identifiziert und kodikologisch bearbeitet werden. Die vollständig bearbeiteten Ergebnisse sollen dem Plan des ersten Projektleiters entsprechend auf einer Homepage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften veröffentlicht werden. Adresse: http://www.ksbm.oeaw.ac.at/hebraica/. Darin werden nicht nur die neu gefundenen hebräischen Fragmente veröffentlicht, sondern in geeigneter Form auch die übrigen hebräischen Handschriften und Fragmente in österreichischen Bibliotheken. Die Homepage wird voraussichtlich ab dem Spätherbst 2006 öffentlich zugänglich sein. Außer den Projektleitern arbeiten derzeit drei akademisch ausgebildete Spezialist/innen der ‚Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters der Österreichischen Akademie der Wissenschaften’ in Wien und eine akademisch ausgebildete Judaistin, derzeit in Jerusalem, am Projekt mit.
Innsbruck, 30. August 2006 Franz Hubmann, Josef Oesch