Das Heilige. Eine grundlegende Kategorie der Religionsphilosophie
In Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ gibt es eine Überschrift: „Heilige Gespräche“. Darin geht es buchstäblich um Gott und die Welt. Im Laufe des Gesprächs wird festgestellt, dass es guten Grund zur Annahme von Erfahrungsweisen gäbe, die den Religionen und deren diesbezüglichen Ausdeutungen gewissermaßen vorausliegen.
Immer wieder begegnet die Einschätzung, dass mit dem „Heiligen“ eine Möglichkeit der Erfahrung angesprochen sei, die in ausgezeichnetem Maße grundlegend und insofern unter uns Menschen universal ist.
Zugleich legen sich jedoch auch entsprechende Einwände nahe: Ein allzu ausgedehnter, weil angeblich universaler Begriff übersehe Differenzen, seien sie zum Beispiel kultureller, geschichtlicher etc. Art, und sei daher unscharf, sodass Bedeutungslosigkeit drohe.
Gegenwärtig gibt es auch Phänomene zu beobachten, die die Beschäftigung und Klärung des Begriffs „heilig“ nahelegen: Einmal die Trivialisierung, wonach lediglich das mir besonders Wichtige als „heilig“ ausgezeichnet wird, aber auch die Subjektivierung in Gestalt einer bloß psychologischen Interpretation als individuell-subjektive „Gestimmtheit“. Andererseits wird eine mögliche Erfahrung des „Heiligen“ mit existentieller Bedeutsamkeit aufgeladen („Du musst dein Leben ändern!“), sodass sich spätestens hier auch Fragen nach Maßstäben möglicher Kritik aufdrängen, um Manipulation, Idolisierung und Ideologisierung unter dem Deckmantel des „Heiligen“ tatsächlich aufdecken und sichtbar machen zu können.
Eine Leseprobe finden Sie hier.