Perspektiven der Kunstarbeit

Gabriele Spindler über Perspektiven der Kunstarbeit in Linz

Einblick in ihren Aufgabenbereich gab Gabriele Spindler, Leiterin der Landesgalerie Linz, im Gespräch mit Martin Hochleitner im Rahmen der Reihe "Perspektiven der Kunstarbeit" am 1. Dezember 2014.

Martin Hochleitner begann das Gespräch mit einer Beobachtung: Von den drei zur Gesprächsreihe eingeladenen LeiterInnen zentraler Institutionen der oberösterreichischen Kunst- und Kulturszene leitet Gabriele Spindler mit der Landesgalerie die älteste Institution. Und insbesondere Geschichte, spezifische Verfasstheit und Einpassung in die oberösterreichische Kulturlandschaft bildete Schwerpunkte des folgenden Austauschs.

Die Landesgalerie wurde nach einer Idee Adalbert Stifters 1854 als Verein zur „Erbauung und Bildung des Bürgertums“ gegründet. Gesammelt und gezeigt werden sollte zeitgenössische Kunst – bemerkenswert sei, so Spindler, dass das erste angekaufte Werk aus der Düsseldorfer Malerschule stammte, man also durchaus eine internationale Perspektive hatte. Mit dem Hineinwachsen in das Museum Franciso Carolinum – institutionell durch die Übernahme der Trägerschaft durch das Land Oberösterreich, räumlich durch die Übersiedlung in den 2. Stock des Museumsneubaus (1895) – verschob sich die Sammlungstätigkeit stärker in Richtung oberösterreichische Kunst. Die institutionelle Verschmelzung bedeutete auch, dass die Landesgalerie in den musealen Kontext gerückt wurde. Seit den 1990er Jahren erfolgt hier wieder eine Entflechtung – ablesbar etwa an der Raumsituation: Seit 1997 präsentiert sich die Landesgalerie als Museum für moderne und zeitgenössische Kunst im gesamten Gebäude Museumstraße 14 und ist eine eigenständige Einrichtung unter der „Dachmarke“ Oberösterreichisches Landesmuseum.

Bestritten werde die Arbeit an der Landesgalerie aktuell von einem kleinen, nur fünf Personen umfassenden Stammteam; zurückgreifen könne man aber, etwa im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit oder bei der praktisch-technischen Umsetzung, auf Infrastruktur und entsprechende Abteilungen des Landesmuseums. Immer wieder gab Spindler während des Gesprächs Einblick in die konkrete Arbeit im Hintergrund und deren Abläufe, thematisiert wurde von ihr auch die immer wieder virulente Diskussion um die Namensgebung der Institution.

Die historischen und institutionellen Entwicklungen stellen die Bedingungen dar, untern denen Kunstarbeit an der Landesgalerie stattfindet: Man habe sich zum einen einer ganz besonderen architektonischen Situation zu stellen, die – wie Spindler im Vergleich mit dem Lentos zeigte – u.a. darin bestehe, dass es eine Spannung zwischen historischer Bausubstanz und darin gezeigter Kunst gebe, nicht zuletzt auch in der Außenwahrnehmung. Diese Spannung ist eine Herausforderung, die aber von Künstlerinnen produktiv gestaltet werden kann: Eröffnet werden so oft neue Sichtweisen und Wahrnehmungen von Kunst, die ansonsten nur in „White Cubes“ zu sehen ist.

Stellen müsse man sich in der kuratorischen Arbeit auch der Sammlungsgeschichte: Zwar habe man sich von der Oberösterreich-Fixierung weitgehend lösen können, wie Spindler ausführte, dennoch sei Ziel jeder auf Langfristigkeit angelegten musealen Arbeit, selbst bei einer Ausweitung der Sammlungstätigkeit den Bestand im Bezug auch zum Vorhandenen weiterzuführen. In diesem Sinn bilden Fotografie und Graphik einen bleibenden Schwerpunkt, da hier bedeutende Bestände vorhanden sind – etwa die Sammlung Kubin. Auch in der Ausstellungsprogrammierung müsse sich immer ein Bezug zum Vorhandenen spiegeln, wodurch der Entwurf des Programms stets ein diffiziles Spiel zwischen bestehender Sammlung, interessanten neuen Positionen und den Erwartungen des Publikums bedeute.

Gerade letzteres stellt eine große Herausforderung dar, die eng mit dem Standort Linz verknüpft ist: Man verfügt anders als Städte mit erheblichen Touristenströmen wie Salzburg oder Wien über ein zahlenmäßig beschränktes potentielles Publikum – und an dieses richten sich gleich mehrere Linzer Institutionen. Mit diesen, so betonte Spindler, gebe es eine sehr gute Zusammenarbeit, man sehe sich nicht als Konkurrenten, sondern verfolge das gleiche Ziel: Durch gezielte und maßgeschneiderte Vermittlungsangebote und interessante Programmgestaltung die Attraktivität für das oberösterreichische Publikum zu steigern. Daher sei neben den reinen Besucherzahlen immer auch die Rückmeldung von BesucherInnen, sei es im persönlichen Gespräch, sei es im aufliegenden Besucherbuch, ein wichtiger Gradmesser des Erfolgs einer Ausstellung vor Ort.

Befragt nach ihren Wünschen für die Zukunft – Martin Hochleitner formulierte es als „Museum der Wünsche“ – nannte Gabriele Spindler einen schlichten, aber zugleich alles umfassenden Begriff: Sie wünsche sich Aufgeschlossenheit – Aufgeschlossenheit des Publikums, Aufgeschlossenheit der Trägerinstitution Land Oberösterreich, Aufgeschlossenheit aber auch der eigenen Arbeit und des eigenen Denkens an der Landesgalerie Linz.

Gabriele Spindler, geboren 1972, studierte Kunstgeschichte, Italienisch und Französisch und ist nach Tätigkeiten in der Österreichischen Galerie Belvedere und als Kuratorin an der Landesgalerie Linz seit 2012 Leiterin der Landesgalerie Linz des Oberösterreichischen Landesmuseums.

 

Bildnachweis: KTU

3.12.2014/rk/he