Postcolonial Studies interdisziplinär. Vortragsreihe im Sommersemester 2023
Postcolonial Studies untersuchen Prozesse der Kolonialisierung, die noch nicht abgeschlossenen Prozesse der Dekolonisierung, Neokolonialismus und Rekolonisierungstendenzen: Hierbei werden nicht nur die militärische Besetzung und ökonomische Ausplünderung geografischer Territorien analysiert; gleichermaßen stehen auch die komplexen Verknüpfungen von Wissensproduktion, Macht und die Ausübung von epistemischer Gewalt im Fokus.
In der Theologie wurden die Postcolonial Studies zunächst vor allem in der Missionswissenschaft bzw. der Interkulturellen Theologie aufgegriffen. Aufgrund ihrer Analyse von Machtverhältnissen ist Postkoloniale Theorie mittlerweile jedoch für alle theologischen Disziplinen, in denen es um das Dechiffrieren von Diskriminierungs- und Marginalisierungsprozessen geht, von Bedeutung. Insbesondere in den Christlichen Sozialwissenschaften, aber auch in der Religionspädagogik wird vermehrt auf die kritischen postkolonialen Konzepte des Othering und der Subalternität zurückgegriffen.
In der Philosophie werfen die Postcolonial Studies Fragen bezüglich der implizit eurozentrischen Perspektive der Philosophiegeschichte auf, die durch Schwerpunkt- und Textauswahl in Studium und Forschung fortlaufend reproduziert wird. Damit einher geht eine Machtkritik, die die bisher ausgeblendeten Aspekte der abendländischen Philosophiegeschichte in den Blick nimmt.
In der Kunstgeschichte nehmen die Postcolonial Studies die Konstruktion kultureller Differenzen und Hierarchien in der visuellen Kultur von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart in den Blick. Konkrete Untersuchungsfelder für die macht- und wissenspolitischen Interventionen sind die euroamerikanische Kunstgeschichtsschreibung und ihre Kanonbildung, museale Sammlungsbestände und Ausstellungskonzeptionen. Kritische Reflexionen (post)kolonialer Diskurse manifestieren sich in zahlreichen Positionen der Gegenwartskunst im Globalen Süden sowie im Kontext der Migration.
Programm
FR, 17.03., 13–15 UHR, HS 1
DISKRIMINIERUNG WAHRNEHMEN UND ERKENNEN
Aloisia Moser, Ass.-Prof.in am Institut für Geschichte der Philosophie, KU Linz
FR, 24.03., 13–15 UHR, HS 1
PHILOSOPHISCHE ANTHROPOLOGIE UNTER POSTKOLONIALEN VORZEICHEN
Dominik Harrer, Doktorand am Institut für Praktische Philosophie / Ethik, KU Linz
FR, 21.04., 13–15 UHR, HS 1
"OTHER MODERNITIES". POSTKOLONIALE THEORIEN IN DER KUNSTGESCHICHTE
Katrin Nahidi, Universitätsassistentin am Institut für Kunstgeschichte, Universität Graz
FR, 28.04., 13–15 UHR, HS 1
DECOLONIZING TURNS: KÖRPER, TANZ UND (DE)KOLONISIERENDE PROZESSE
Sandra Chatterjee, freie Choreographin und Wissenschaftlerin an der Abteilung Musik- und Tanzwissenschaft, Universität Salzburg
(Die Referentin wird via Zoom zugeschaltet.)
FR, 12.05., 13–15 UHR, HS 1
ZERBROCHENE GEWISSHEITEN IN VERWOBENEN GESCHICHTEN.
EIN POSTKOLONIAL INSPIRIERTER BLICK AUF THEOLOGIE UND KIRCHE
Sigrid Rettenbacher, Ass.-Prof.in am Institut für Moraltheologie, KU Linz
FR, 26.05., 13–15 UHR, HS 1
POSTKOLONIALE PERSPEKTIVEN AUF RELIGIÖSE BILDUNG
Helena Stockinger und Bernd Ziegler, Univ.-Prof.in und Ass.-Prof. am Institut für Katechetik, Religionspädagogik und Pädagogik, KU Linz
FR, 16.06., 13 – 15 UHR, HS 1
POSTCOLONIAL STUDIES IN THEOLOGIE, PHILOSOPHIE UND KUNSTWISSENSCHAFT
Podiumsdiskussion mit ausgewählten Referent:innen der Vortragsreihe
Information & Anmeldung
Die Vortragsreihe findet im Hybridformat (live und via Zoom) statt.
Um Anmeldung wird gebeten: j.allerstorfer[at]ku-linz.at
Die Teilnahme ist kostenlos!
Veranstaltungsort
Katholische Privat-Universität Linz
Bethlehemstraße 20, 4020 Linz
Konzeption & Organisation
Katja Winkler, Lukas Kaelin und Julia Allerstorfer-Hertel
Eine Kooperation des Instituts für Geschichte und Theorie der Kunst mit dem Institut für Christliche Sozialwissenschaften, dem Institut für Praktische Philosophie / Ethik sowie dem Forschungsschwerpunkt Wirtschaft – Ethik – Gesellschaft (WiEGe) an der Katholischen Privat-Universität Linz
Gefördert von
Günter Rombold Privatstiftung
Forschungsschwerpunkt Wirtschaft – Ethik – Gesellschaft (WiEGe)
Kurzlink
https://ku-linz.at/postcolonial-studies-interdisziplinaer
Vorschaubild unter Verwendung von
Jean-Léon Gérôme, Snake Charmer (Detail), c. 1879, oil on canvas
The Clark Art Institute, 1955.51
Image courtesy Clark Art Institute. clarkart.edu
06.03.2023/rk