Kunst im öffentlichen Raum: Aktuelle Formate, Praxen, Kontexte
Der öffentliche Raum als Begegnungszone von und mit Kunst hat sich vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten stark gewandelt. In drei Gastvorträgen werden aktuelle Projekte und Entwicklungen vorgestellt und in Referenz auf ein sich wandelndes Verständnis von Öffentlichkeit als (Ver-)Handlungszone diverser Ansprüche, von kultureller Teilhabe als demokratieförderndem Grundrecht und von Kunst als Ressource transdisziplinärer Prozesse verhandelt.
Martina Taig, Leiterin der KÖR Wien, berichtet über zeitgenössische künstlerische Projekte im Stadtraum Wien und reflektiert Strukturen, die den Stadtraum als Diskursstätte zivilgesellschaftlicher und stadtplanerischer Interessen begreifen. Reinhard Gupfinger, Medienkünstler, präsentiert künstlerische Strategien der Sound Art, wobei diese auch als Gegenpole zu einer manipulativen Verwendung von Klang und Musik im öffentlichen Raum anzusehen sind. Brigitte Kovacs, Künstlerin und künstlerisch Forschende, untersucht in ihren Projekten Gehen als künstlerisch-forschende Praxis der Raumerkundung und spannt in ihrem Vortrag den Bogen vom ersten Dada-Walk im Jahre 1921 zu zeitgenössischen Formaten und Kontexten.
Gastvortragsreihe des Instituts für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien
Dienstag, 30. November 2021
12:00–15:00 Uhr
Online-Modus (Zoom)
Moderation: Siglinde Lang
Die Vortragsreihe findet als Online-Veranstaltung via Zoom statt.
Die Zugangsdaten werden nach Anmeldung vorab zugesendet.
Anmeldung / Zoom-Zugangsdaten
Siglinde Lang
E-Mail: s.lang[at]ku-linz.at
// Martina Taig, Der Stadtraum als Begegnungszone
Permanente und temporäre zeitgenössische künstlerische Projekte im öffentlichen Raum der Stadt Wien umzusetzen, ist die Aufgabe von KÖR Wien. Kunst im öffentlichen Raum ist dabei ein Angebot, die Auseinandersetzung mit Kunst im Allgemeinen zu fördern, Aufmerksamkeit auf ein aktuelles Thema zu lenken sowie Denkanstöße zu geben und Dialoge anzuregen als auch Möglichkeiten für das Erleben und eigene bzw. gemeinsame Handeln in der Stadt aufzuzeigen, eine qualitätsvolle Aufwertung des städtischen Lebensraums zu erreichen sowie auch strategisch stadtplanerisch mitzuwirken. Welche Projekte werden hierbei umgesetzt? Innerhalb welcher Rahmenbedingungen geschieht dies und welche Strukturen sind vonnöten?
Martina Taig studierte Wirtschaftswissenschaften und Kulturmanagement in Augsburg und Ludwigsburg. 2005 war sie am Burgtheater für Presse und Sponsoring zuständig. Von 2007 bis 2008 arbeitete sie als Referentin für Kunst- und Kulturangelegenheiten im Büro der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Claudia Schmied. Am Kunsthistorischen Museum mit Museum für Völkerkunde und Theatermuseum war sie von 2009 bis 2011 Leiterin der Abteilung Sponsoring und Events. Seit 2012 ist sie Geschäftsführerin der Kunst im öffentlichen Raum GmbH (KÖR Wien).
// Reinhard Gupfinger, Sound Art im öffentlichen Raum
Welche Rolle spielt Klang als künstlerisches Medium im öffentlichen Raum? Der Medienkünstler Reinhard Gupfinger wird in seinem Vortrag unterschiedliche historische und aktuelle künstlerische Strategien anhand von konkreten Beispielen vorstellen und über eigene Ansätze und Herausforderungen mit einem vertiefenden Blick auf perfide Tendenzen zum manipulativen Einsatz von Klang und Musik im öffentlichen Raum sprechen.
Reinhard Gupfinger promovierte am Tangible Music Lab der Universität für künstlerische Gestaltung in Linz mit einer Arbeit über Animal Computer Interaction. Seine künstlerischen Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Kunst, Wissenschaft und Technik, wobei die Themenschwerpunkte bei der Wahrnehmung, Dokumentation und der Manipulation des akustischen und öffentlichen Raums liegen. Unter anderem erhielt er für seine Dissertation den Award of Excellence 2020 und für sein Projekt UnSound das Staatsstipendium Medienkunst 2021 des Bundesministeriums für Kunst und Kultur.
// Brigitte Kovacs, Gehen als künstlerisch-forschende Methode der StadtRaumErkundung
Das Gehen wird seit rund 100 Jahren als Methode der (Stadt-)Raumerkundung eingesetzt. Als Auftakt dieser Entwicklung gilt die Exkursion der Pariser Dadaisten zur Kirche St. Julien-le-Pauvre im Jahr 1921. Darauf bezugnehmend unternahmen Fabian Knöbl und Brigitte Kovacs im Sommer 2021 einen Dada-Walk, der sie von Paris (F) nach Remagen (D) führte und bei dem es zu einer Aktualisierung des Gehens in Zeiten fortschreitenden Klimawandels, zunehmender Verbauung von Natur und pandemiebedingter Restriktionen kam. Im Rahmen des Gastgespräches soll über diese Reise als Erkundung von Raum, Zeit und Physis berichtet und anhand eigener Projekte und Referenzbeispiele das Gehen als künstlerisch-forschende Praxis vorgestellt werden.
Brigitte Kovacs ist bildende Künstlerin, künstlerisch Forschende und Lehrende. In ihrer künstlerischen Praxis beschäftigt sie sich insbesondere mit medien- und disziplinübergreifenden Erscheinungsformen konzeptueller bzw. performativer Kunst. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf dem Gehen als Mittel der Kunstproduktion. Über diese künstlerisch-forschende Praxis hat sie 2018 ihre Dissertation abgeschlossen. Seit 2020 ist sie als Hochschulprofessorin für ästhetisch-künstlerische Bildung an der Pädagogischen Hochschule Steiermark tätig.
Gastvortragsreihe im Rahmen der Lehrveranstaltung "Kunst im öffentlichen Raum: Entwicklungen, Formate, Praxen" von Ass.-Prof.in Dr.in phil. Siglinde Lang M.A. am Institut für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien.