Christian Falsnaes: Fulfilling Your Expectations. Ausstellung & Performance

Fulfilling Your Expectations lautete der Titel der Performance des dänischen Künstlers Christian Falsnaes am 17. Jänner 2011 an der KTU Linz. Unter dem Titel Surface Memory zeigte Christian Falsnaes im Vorfeld im Foyer abstrakte Malereien und Fotografien - Spuren und Dokumente eines performativen Malakts im öffentlichen Raum.

Man geht zu einer Performance. Man erwartet sich etwas. Etwas Doppeltes: Inhalt und Form – und beide sollen dem entsprechen, was man eben erwartet (oder zu erwarten gelernt hat) von einer Performance. Bekommt man es, ist man zufrieden. Zufrieden nicht zuletzt mit der Richtigkeit der eigenen Erwartung – mit dem eigenen Durchblick.

„Fulfilling Your Expectations“ war der Titel der Performance des dänischen Künstlers Christian Falsnaes, die am 17. Jänner 2011 an der KTU stattgefunden hat. Und weil wir das Jahr 2011 und nicht 1968 schreiben, kann sich auch eine Performance längst nicht mehr damit zufrieden geben, nichts als eine Performance zu sein – so, als gebe es ein (sicheres) Außen und ein (eindeutiges) Innen. Sie muss vielmehr ganz selbstverständlich auch ihre eigenen Bedingungen mitreflektieren. Nur konsequent, dass Falsnaes auf die Frage, ob die anschließende Diskussion mit dem Publikum auch ein Teil der Performance sei, antwortete: „Natürlich!“

Traditionen

Falsnaes' eingehende Beschäftigung mit Geschichte und Theorie der Performance, die im übrigen eine auch international bedeutende ‚österreichische’ Tradition besitzt, prädestiniert ihn für eine Reflexion auf das ‚Format’/‚Medium’ Performance. So waren durch das in seiner Performance inhaltlich Vermittelte hindurch stets auch Subtexte sichtbar: Ein kleines Universum von Querverweisen, Anklängen, Zitaten und, ja durchaus auch: Persiflagen auf das, was man vielleicht schon ein wenig verklärend als ‚klassische Performance’ sieht.

Um „Expectations“ ging es, vordergründig thematisch um männliche Rollenerwartungen, aber nicht nur um das. In diesen nämlich transportierte Falsnaes die Frage nach der conditio humana, nach dem Zerrissen- oder Aufgespannt-Sein des Menschen zwischen Rationalität und Irrationalität, zwischen Geist und Körper, die sich gerade auch in der Verfasstheit unserer Welt zeigt.

„Männer sind schließlich auch Menschen“, meinte Falsnaes auf die Frage, ob es nur Männerbilder seien, die ihn interessieren, oder doch Menschenbilder. Und fast beiläufig streute er in der Diskussion seine Überzeugung ein, dass dem Menschen die Bereiche nicht abgrenzbar sind – anders, als es die abendländische Tradition zumindest in ihren Hauptströmen so gerne hätte. Auch die rationalste Philosophie sei durchwirkt von Irrationalität ...

Männerrollen

In einer Abfolge von Bildern, zusammengesetzt aus vorbereiteten audiovisuellen Elementen und Life-Performances, Elementen, die einander brechen, ergänzen, überlagern – letzteres auch in einem ganz konkreten Sinn, denn Falsnaes wurde zur Projektionsfläche der eingespielten Sequenzen –, präsentierte Falsnaes spezifische Männerrollen:

Den Schlagersänger, der von einer zukünftig paradiesischen Welt, von der Lösung aller Probleme singt (und dabei auch an mediale Selbstinszenierungen als Erlöser denken lässt) – während im Hintergrund unbeeindruckt die Realität einer asiatischen Großstadt flimmert; den intellektuellen Welterklärer, dem alles ein Text zu sein scheint, und der vielleicht gerade deshalb die Welt verachtet, weil sie sich seinem Wort nicht beugt; den einsamen Mann in der Landschaft – fast meditativ in einer romantisch-dramatischen Natur à la Caspar David Friedrich –, der sich handgreiflich mit der eigenen Körperlichkeit beschäftigt; den Party-Macher, der das Publikum – die Teilnehmer an der Performance – zum Abtanzen animiert, indem er kurzerhand die Performance umdefiniert zur Party-Zone; den entrückten Gitarristen, allein mit sich und der singenden E-Gitarre, nackt, verletzlich, allein...

Performance und Publikum

Performance – das heißt doch auch, dass das Publikum mitmacht? Ja, das heißt es, bestätigte Falsnaes in der von Johanna Schwanberg moderierten Diskussion, es sei eine Erwartung, aber auch wenn das Publikum nicht mitmacht, ist es ein Mitmachen: Es ist die Entscheidung der/des Einzelnen, auf welche konkrete Weise er/sie Teil der Performance wird – denn Anteil nimmt jede/r allein schon dadurch, dass er/sie teilnimmt.

An der vom Institut für Kunstwissenschaft und Philosophie (IKP) organisierten Veranstaltung nahmen auf diese Weise rund 40 Personen teil. Viele von ihnen nutzten auch die Möglichkeit, beim anschließenden Buffet mit Christian Falsnaes ins Gespräch zu kommen. „Anschließendes Buffet“? Wurde da gar der eine oder andere nachträglich doch noch zum Teil und Mitgestalter der Performance, ohne sich dessen bewusst zu sein?

Folder Fulfilling Your Expectations

Informationen zum Künstler unter http://falsnaes.com/