Samuel Aschauer an der School of Theology and Ministry - Boston College, USA
Trotz der harschen Coronamaßnahmen, dem unguten Gefühl vor dem Neuen und dem Unbehagen das Bekannte zu verlassen, packte mich die Reiselust. Begleitet von der Privatuniversität Linz, konnte ich ein unvergessliches Semester an der Partneruniversität School of Theology and Ministry (STM vgl. Bild unten) verbringen. Dabei lernte ich sowohl das amerikanische Bildungssystem, das Studentenleben am Campus sowie die theologische Fakultät in Boston näher kennen. Obwohl ich anfangs vom Anforderungsprofil der STM überfordert war und ich mich vom Arbeitsvolumen der Kurse erschlagen fühlte, lernte ich mit Hilfe meiner Kollegen und Kolleginnen, die Situation gut zu meistern. Das Arbeitspensum konnte ich gut bewältigen, auch wenn es viel Zeit und Energie gekostet hat.
Gelebt und gehaust habe ich 30 Gehminuten vom main campus in einem wunderbar großen und räumlichen Haus in Newton mit einer Gastfamilie und zwei anderen Studierenden (einer aus Indien und eine andere aus Deutschland) an anderen Universitäten. In einem eigenen Zimmer hatte ich den Raum und den Platz mich vielseitig in die Kurse einzuarbeiten. Freizeitmäßig konnte ich auch Kontakt mit den beiden Studierenden knüpfen, aus dem dann eine Freundschaft gewachsen ist. Gemeinsames Kochen, Ausflüge und tiefsinnige Gespräche machten den Großteil unserer gemeinsam verbrachten Zeit aus. Ich streckte auch die Fühler in die Weite und Tiefe in Massachusetts aus. Sowohl Geschichtliches als auch Kulinarisches durfte ich mit Ausflügen nach Rhode Iseland, New York, New Hampshire, Salem, Marthar‘s Vineyard und New England erleben. Dabei habe ich Freundschaften geschlossen, Kontakte geknüpft und Vorurteile reflektiert.
Von diesem Auslandsaufenthalt nehme ich mir unendlich viel mit und kann diese Erfahrung kaum in Worte fassen. In dem Semester habe ich gelernt, wie es sich anfühlt, wenn man von seiner eigenen Familie für eine Zeit lang getrennt ist und in totaler Unabhängigkeit alle Probleme und Herausforderungen meistern muss. Hier haben mir sowohl die Resilienz als auch das Kultivieren von „Teamwork“ und das „ice breaking“ geholfen. Ich habe gelernt, Dinge selbst in die Hand zu nehmen, resilient zu sein und meine Schwierigkeiten, trotz Scheu, zu kommunizieren. Einige stereotypische Vorurteile, die wir von Amerikanern haben, konnte ich in dieser Zeit Stück für Stück differenzieren und revidieren. Die Essenskultur von Amerikanern kann, beispielsweise, nicht nur auf Burger und fast food reduziert werden. Mit meiner Gastfamilie und mit meinen Freunden habe ich oft gut gekocht und auch gesehen, dass für sie gute Ernährung eine hohe Prioriät hat. Ich habe die Bostonians als sehr freundliche und nette Menschen kennengelernt – auch wenn der turbulente Straßenverkehr und das Hupchaos anderes kommunizieren könnten. Mit meinem trip in New York habe ich auch die Pluralität und kulturelle Vielfalt kennen und schätzen gelernt. Auch wenn eine multikulturelle Gesellschaft Gefahren in sich birgt, sieht man, am Beispiel New York, auch die Schönheit und wunderbare Koexistenz diverser Kulturen, die im Essen, Trinken und täglichen Kommunizieren refkletiert werden.
An der STM konnte ich auch in meiner Kompetenz als Theologe und zukünftiger Religionspädagoge wachsen. In den Kursen und Gesprächen habe ich sowohl meine eigene Meinung als auch andere Meinungen besser kennengelernt. Ich habe sehr viel über meine Identität als Österreicher reflektiert und meine Kollegen und Kolleginnen haben mir auch mitgeteilt, dass sie einiges über ihre Identität als Amerikaner kennengelernt haben. So ein Persönlichkeitswachstum ist viel wert. Innerhalb der STM durfte ich auch einige Studierendengruppierungen wie z.B. evangelium kennenlernen. Das Ziel dieser Gruppen ist es, eine Idee (z.B. Armutsfürsorge oder Gerechtigkeit) in die Tat umzusetzen und sie mit der christlichen Botschaft zu verknüpfen und zu bereichern. Hier spielen sowohl die Theorie als auch die praktische Verwirklichung eine wichtige Rolle. Am Campus des Boston College konnte ich darüberhinaus auch Kontakt zu anderen Glaubensrichtungen aufnehmen, wenngleich ich diesen Kontakt erst relativ spät im Semester ins Auge gefasst habe. Ich habe mit Juden, Muslimen, Atheisten und Hinduisten über ihren Glauben oder Unglauben gesprochen und mit ihnen gefeiert. Dieses interreligiöse Arrangement hat mir geholfen, meinen Horizont als katholischer Theologie zu weiten und die Wahrheit Jesu auch in anderen Religionen zu suchen. Dass Glaube nicht immer einfach ist, sondern auch Herausforderungen und Zweifel impliziert, habe ich in diesen Gesprächen ebenfalls mitbekommen.
Im Großen und Ganzen bin ich für diese Reise unglaublich dankbar und habe jede Sekunde, Minute und Stunde in Boston genossen. Ich bedanke mich für die gute (finanzielle und mentale) Unterstützung und Begleitung insbesondere bei Angelina Kratschanova, die mir letzten Endes doch noch den „Tritt“ (guten Ratschlag) in die richtige Richtung gegeben hat. Vielen Dank! Boston war eine anspruchsvolle und wunderbare Zeit des Wachsens und Gedeihens.
Mit freundlichen Grüßen,
Samuel Aschauer.