Das liebe Geld
Allein die Tatsache, dass es in der deutschen Umgangs- und Dialektsprache eine Unzahl von Synonymen für das Wort „Geld“ gibt, zeigt die lebensweltliche Bedeutung dessen, von dem hier die Rede sein soll. Die Kulturgeschichte macht deutlich, welche tiefgreifende gesell-schaftliche Umbrüche sich mit der Einführung des Geldes vollzogen haben und wie ambiva-lent dessen Bedeutung für den Alltag erlebt wurde: einerseits als gewaltiger zivilisatorischer Fortschritt, der den unmittelbaren Tauschhandel abgelöst und eine bis dahin nicht gekannte Mobilität vom Austausch und dem Handel mit Waren möglich gemacht hat, andererseits je-doch auch ein Einfallstor für Betrug, arglistige Täuschung und den Verfall sozialer Werte. Besonders deutlich lässt sich der Protest gegen so genannte frühkapitalistische Tendenzen im Rahmen einer feudalistischen Gesellschaft an den Armutsbewegungen des Mittelalters able-sen, als das Geld auf einmal gegenüber Grund und Boden eine bis dahin nicht gekannte Be-deutung gewonnen hat. Diese stellten der offensichtlichen Erfahrung, alles sei für Geld zu haben, die Radikalität eines Lebens entgegen, das – nicht selten mit Berufung auf das jesuani-sche Erbe, wie wir das von Franz von Assisi kennen – mit den zivilisatorischen Errungen-schaften brach und eine neue Lebensform kreierte, die sich mit allem Nachdruck aus den Zwängen der Geldwirtschaft zu befreien suchte. Eindrucksvoll wird bei einem kulturge-schichtlichen Blick auch deutlich, welch erheblichen Schwankungen das Vertrauen in das Geld unterworfen war, wenn im Spätmittelalter etwa der Silbergehalt der Münzen herabge-setzt und in Konsequenz auf diese politische Maßnahme zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Geld unterschieden wurde.
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Das liebe Geld