Maskenspiele und Rollenbilder. Performativität und Auto_Biographie
Dabei standen nicht nur Inszenierungspolitiken im Mittelpunkt, sondern auch konkrete Fallbeispiele, wie Konzepte des Theatralen in Lebensdarstellungen an der Schnittstelle zwischen Privatperson, Bühne und Öffentlichkeit wirksam werden. Die wechselseitige Durchdringung von Geschlechterrollen und Aspekten wie der Berufspersona oder Masken des Heroischen sowie die damit verbundene diskursive Konstruktion von Selbstentwürfen und gesellschaftlicher Realität wurden in Zusammenarbeit mit dem Center for Gender Research and Diversity (ZfGD) an der Kunstuniversität Graz diskutiert.
Der Studientag wurde mit einem Vortrag von Franziska Rogger (Bern) eröffnet, die sich mit der Selbstinszenierung von Leondro Tomarkin auseinandersetze. Tomarkin, ein Mediziner, Erfinder und „Hochstapler“, dessen Leben eine einzige Inszenierung darstellte, die Rogger in ihrem Vortrag demaskierte. Auf ihre Ausführungen folgten Respondenzen aus philosophischer und theaterwissenschaftlicher Perspektive von Lisz Hirn (Wien) und Elisabeth von Treeck (Graz). Dabei wurden Bezüge zur Selbstinszenierung in den verschiedenen Disziplinen hergestellt und nach Vergleichsmöglichkeiten und Anschlussmöglichkeiten gefragt.
Der zweite Tag begann mit einem Vortrag von Christa Brüstle (Graz), die einen Überblick über das Thema des Studientags gab und mit ihrem Vortrag „Inszenierung und Performativität – Fixierung und Aktualisierung von Selbstdarstellungen in Auto_Biographien“ zur theoretischen Auseinandersetzung anregte. Verena Lorber (FFJI Linz) ging in ihrem Vortrag auf das Leben von Franziska Jägerstätter ein und beleuchtete ihre Inszenierungspraxen als „Hüterin der Erinnerung“. Sie zeigte anhand der Seligsprechung von Franz Jägerstätter 2007 auf, wie Selbstinszenierungen und Fremdzuschreibungen bei diesem Ereignis ineinandergreifen. Abschließend referierte Heidrun Zettelbauer (Graz) über „Das Bad Radkersburger „Staatsbegräbnis“ für Notburga Huiber im Jahre 1962. Performative Verflechtungen von Geschlecht, Gedächtnis und Auto/Biographie“. Sie analysierte dabei nicht nur die Person Notburga Huiber als Dramatis personae, sondern ging auch auf das Heimatmuseum als ihre Bühne, das Ausstellen des Selbst und ihr Begräbnis als „Staatsakt“ ein und zeigte, wie Zuschreibungen und Performanz mit Fremdzuschreibungen und Überschreibungen einhergehen.
Angeregte Diskussionen machten den Studientag äußerst bereichernd, und die Teilnehmenden nahmen zahlreiche neue Anregungen für ihre eigenen Forschungsprojekte mit.