Maria Dammer, geb. Jägerstätter

*4.9.1938 † 18.7.2025

 

Maria Dammer, Tochter von Franz und Franziska Jägerstätter, ist am 18. Juli 2025 im 87. Lebensjahr gestorben. Das Jägerstätter-Institut verliert mit ihr einen besonderen Menschen und eine wichtige Bezugsperson während des Aufbaus des Instituts.

Das Franz und Franziska Jägerstätter Institut war von Beginn an sehr mit Maria Dammer verbunden. Ich war in den vergangenen sieben Jahren unzählige Male bei ihr zu Gast. In Erinnerung wird mir unter anderem die gute Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Durchsicht von Fotos und Dokumenten sowie bei der Betreuung von Besucher- und Pilgergruppen im Jägerstätter-Haus bleiben. Ihr verdanken wir, dass die Diözese Linz den Nachlass ihrer Mutter Franziska erhielt und somit dem Institut für die Forschung zur Verfügung steht. 

Ich schätzte ihre tiefe Bescheidenheit, ihre Aufrichtigkeit und den freundschaftlichen Umgang. Wenn wir auch meist über die Arbeit des Instituts oder ihre vielen Termine in der Sache Jägerstätter sprachen, so war immer Platz für den Austausch über Persönliches. Die Begegnungen mit Maria und anderen Mitgliedern der Familie Jägerstätter zählen ohne Übertreibung zu den schönsten Aufgaben unseres Instituts. 

Wir werden Maria Dammer stets ein würdiges Andenken bewahren. 

Andreas Schmoller, Leiter des FFJI am 19. Juli 2025

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Nachruf der Diözese Linz

Maria Dammer im Interview

Das FFJI hat mit Frau Dammer am 25. Oktober 2018 in ihrem Haus in St. Radegund ein lebensgeschichtliches Interview geführt. Anhand kurzer Ausschnitte lassen wir sie hier zu Wort kommen und von ihrem Leben berichten: 

„Ich bin die zweite, die mittlere Tochter von Franz und Franziska Jägerstätter. Ich heiße Maria und mein Schicksal ist, dass ich von Geburt an schon einen schlechten Fuß hatte, eine Hüftluxation. Daher ist mein Leben wahrscheinlich etwas anders verlaufen als das meiner Schwestern. Die sind beide Bäuerinnen geworden, aber ich durfte in die Handelsschule gehen, weil man schon sehen konnte, dass ich für schwere Arbeit nicht taugen werde. Dann habe ich in verschiedenen Betrieben im Büro gearbeitet. 1963 bin ich zur Gemeinde Hochburg-Ach gekommen, dort war ich dann 30 Jahre lang. Ich habe Buchhaltung, Standesamt, soziale Sachen gemacht. 

Bei der Gemeinde hat es mir recht gut gefallen, da hatten wir eine gute Gemeinschaft alle miteinander, das war sehr schön. Es war auch eine recht interessante Zeit, ich habe von der mechanischen Schreibmaschine bis zum Computer eigentlich alles mitgemacht. Diese Neuerungen, z.B. einen Kopierer oder die erste elektrische Rechenmaschine zu bekommen, war immer ein Erlebnis. 

Ich habe dann ab 1963 mit meiner Mutter das Haus gebaut, habe meinen Mann [Hermann Dammer, gest. 2015] kennengelernt und wir haben 1972 geheiratet. […] 1977 sind meine Mutter und meine Tante [Resi Schwanninger] oben in unserem Haus eingezogen. [Anm.: Franziska Jägerstätter wohnte von von diesem Zeitpunkt an bis zum Ende ihres Lebens im Haus von Maria und Hermann Dammer.]

[Betreuung von Besucher- und Pilgergruppen im Jägerstätter-Haus]

Was meinen Vater betrifft kommen immer viele Leute. Die rufen dann bei mir an wegen Führungen oder Eintritt ins Haus. Wir haben mehrere Leute, die Führungen machen, die frage ich dann, wann sie Zeit haben. Für kleinere Gruppen mache ich das auch oft selbst. Das sehe ich halt jetzt als meine Aufgabe, die ich noch machen kann: Menschen zu informieren. […] Die Leute sind oft sehr froh, wenn ich dabei bin, die Tochter. Andere können es vielleicht besser erzählen, aber es ist wahrscheinlich trotzdem etwas anderes, wenn ich dabei bin. Letztens war ich drei Stunden dort, weil wir so lange getratscht und gejausnet haben.

Wir werden oft eingeladen zu Veranstaltungen. Überall kann ich auch nicht dabei sein, v.a. wenn es zu weit weg ist.

[Ehrenamtliches Engagement in der Pfarre]

Bei der katholischen Frauenbewegung war ich 20 Jahre lang Obfrau. Beim Pfarrgemeinderat war ich Schriftführerin. So nebenbei. In der Pension habe ich dann die Grabgebühren kassiert. Vorher hatten wir nie etwas zahlen müssen, dann hat es die neue Friedhofsordnung gegeben und ich habe die Grabgebühren von allen kassiert. 

[Das Sprechen über den Vater in der Familie]

Als Gordon Zahn das erste Mal da war [1961], kam das alles zum ersten Mal ins Gespräch [sic] – auch bei uns daheim. Meine Mutter hatte ja nie viel dazu gesagt, aber da musste sie etwas sagen. Da haben wir teilweise zugehört. Ich war ja nicht oft zuhause, habe woanders gewohnt und dadurch nicht so viel mitbekommen.

[Über das schwierige Erbe, eine Tochter Jägerstätters zu sein]

Ich war einmal auf Kur, das war 2005. Da fragt man sich gegenseitig, wo man herkommt. Ich sage aus St. Radegund und da sagt eine Frau, etwas älter als ich: „Ah, da wo der Spinner daheim war“. Ein anderer meinte: „Der hatte ja eh recht, er hat das Richtige getan.“ Dann dachte ich, bevor sie noch mehr Blödsinn sagt, sage ich ihr, wer ich bin. Da hat sie sich natürlich recht geschämt. Sie war dann sogar mit mir im Zimmer. 

[Über ihre Eltern]

Das muss man sich einmal vorstellen, ein Bauer der mit den Kindern spazieren fährt! Erstens ein Bauer und zweitens ein Mann, was damals ja sehr verpönt war. Aber mein Vater hat das getan, was er für richtig hielt und hat sich nicht darum gekümmert, was die Leute sagen.
Das hat er auch geschrieben: Dass viel mehr Gutes geschehen würde, wenn man nicht immer danach ginge, was die Leute sagen […].

Meine Eltern haben sich schon sehr gemocht. Das hat meine Nachbarin auch einmal gesagt. Sie ging oft den Kirchenweg hinter den beiden und da haben sie immer Händchen gehalten. Wer hat denn das damals getan? Meine Eltern haben das getan. Sie waren ein ungewöhnliches Paar für die damalige Zeit. Sie konnten ihre Gefühle zeigen. 

[…] Ich habe über den Abschiedsbrief oft nachgedacht: Das muss ein Heiliger sein, sonst kann er so etwas nicht schreiben.