Erasmus Mobility Training: Dr. Andreas Schmoller in Paris

Von 2.-7. Juli 2022 war FFJI-Leiter Dr. Andreas Schmoller im Rahmen eines Erasmus Mobility Trainings am Institut Catholique in Paris. Er forschte dort zur Rezeption Jägerstätters in Frankreich und der Wehrdienstverweigerung im französischen Katholizismus.

Das Institut Catholique de Paris (ICP) wurde 1875 gegründet und ist eine von fünf katholischen Universitäten in Frankreich. An den sechs Fakultäten und dazugehörigen Fachhochschulen des zentral gelegenen Campus studieren rund 10.000 Student*innen. Insbesonders die theologische Fakultät ist Anziehungspunkt für frankophone Studierende aus der ganzen Welt.

Der Forschungsaufenthalt von Institutsleiter Schmoller bestand zum einen aus einer Reihe von Fachgesprächen mit Professor*innen der Universität und zum anderen in Recherchen in der Universitätsbibliothek.

In der Begegnung mit dem Kirchenhistoriker Dr. David Gilbert stand neben einer Diskussion der französischen Historiografie zum Verhältnis von Kirche und Nationalsozialismus auch das Thema der Wehrdienstverweigerung im französischen Katholizismus vor und nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Programm. Zu Letzterem forscht Schmoller aus mehreren Beweggründen: Einerseits teilte Jägerstätter in Linz die Gefängniszelle mit drei lothringischen Katholiken, andererseits war Erzbischof Thomas Roberts, der Franz Jägerstätter auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil in einer Konzilseingabe zum Thema Wehrdienstverweigerung erwähnte, nachweislich in Kenntnis der französischen Diskussion.

David Gilbert war die zentrale Kontaktperson am ICP in der gesamten Vorbereitung des Forschungsbesuchs. Ihm ist ausdrücklich für den herzlichen Empfang sowie die ausführliche Führung durch den Campus zu danken. 

In den Gesprächen mit Dr.in Anne-Solen Kerdraon, Leiterin des Fachbereichs für Moral- und Spiritualitätstheologie sowie mit Prof. Gilles Berceville, Leiter des Instituts für Missionsgeschichte, und Spezialisten für Geschichte und Theologie der Gewaltlosigkeit wurde die Jägerstätter-Rezeption in Frankreich in den Blick genommen, sowie innovative Ansätze in der Analyse von Spiritualität in der Jägerstätter-Forschung. Des Weiteren konnten die französischen Kolleg*innen mit weiteren Kontakten und Vernetzungen zu französischen Forscher*innen behilflich sein.

Alle Gesprächspartner*innen zeigten an einer weiteren Kooperation zwischen ICP und KU, etwa im Rahmen der Erasmus Lehrendenmobilität. Interesse. Konkret wurde die Organisation eines Jägerstätter Studientages am ICP angedacht, die mit Andreas Schmoller und anderen Referent*innen veranstaltet werden könnte.

Die Zeit zwischen den Arbeitsgesprächen nutzte Dr. Schmoller für Recherchen in der Bibliothek. Die Zentralbibliothek befindet sich im Dachgeschoss des ICP, von wo sich ein herrlicher Rundblick auf die Stadt bietet. Ertragreich waren die Bibliotheksbesuche vor allem hinsichtlich der Literatur zur Diskussion um die Wehrdienstverweigerung in der katholischen Tradition mit zeitlicher und inhaltlicher Nähe zu Franz Jägerstätter.

Neben dem anregenden fachlichen und auch menschlichen Austausch am ICP blieb Zeit für eine kurze Teilnahme am Symposium Syriacum und den Besuch der Sonderausstellung „À la grâce de Dieu, les Églises et la Shoah“ im Mémorial de la Shoah. Diese thematisiert das Verhalten der Kirchen in Europa angesichts der Verfolgung und Vernichtung des europäischen Judentums unter Einbeziehung neuester Forschungsergebnisse.

Informationen zur Erasmus Mitarbeiter*innen-Mobilität