Bibliotheca Arresiana

Die private Studienbibliothek des Pfarrers Franz Matthäus Arres, der im 18. Jh. in Laakirchen und Gmunden tätig war, stellt eine sehr umfangreiche Gelehrtenbibliothek dar. Ein Teilbestand, der sich an der Katholischen Privat-Universität Linz befindet, sollte im Rahmen eines Projekts hinsichtlich der Provenienzen erschlossen werden. Diese bereits früher begonnene Aufgabe konnte im Sommer 2018 durch ein Ausbildungsprojekt der Österreichischen Nationalbibliothek abgeschlossen werden.

Das Projekt

Im Sommersemester 2018 haben 4 Studierende des Universitätslehrgangs „Library and Information Studies“ der Österreichischen Nationalbibliothek im Rahmen eines Projekts die Arbeit an der Bibliotheca Arresiana wieder aufgegriffen und die Provenienzen dieses wertvollen Bestandes erschlossen. Ziel des Projekts war die vollständige Verzeichnung der Provenienzmerkmale in der Provenienzdatenbank RES. Relevante Titeldatensätze wurden – soweit dies möglich ist – an VD16, VD17 und VD18 gemeldet. Darüber hinaus wurden die bestehenden Lokaldatensätze kontrolliert und mit dem Verbund verknüpft, sodass sie dort nachweisbar und auffindbar sind. Dies ermöglicht eine weitere Nachnutzung.

Die "Bibliotheca Arresiana" und ihre Geschichte

Die Bibliotheca Arresiana ist eine typische Gelehrtenbibliothek der Frühen Neuzeit: Sie zeugt von aktiver Forschung und den Interessensgebieten ihres Besitzers.

Über diesen wissen wir leider nur wenig: Franz Matthäus Arres wurde um 1686 geboren, wobei ein genaues Datum oder der Geburtsort unbekannt sind. Gesichert ist, dass er im Zeitraum von 1712 bis 1738 als Pfarrvikar in Laakirchen tätig war. Direkt anschließend wurde er als Pfarrer in Gmunden eingesetzt, wo er auch die Funktion des Dechants innehatte und bis zu seinem Tod am 26. Januar 1754 blieb. Arres’ Bibliothek entstand im Lauf seiner Tätigkeit als Vikar, Pfarrer und Dechant. Man kann sich diese als stetig wachsende Sammlung vorstellen, die nicht in einem Zug angekauft wurde, sondern langsam immer größer wurde und im vollen Umfang auf mehrere hundert Bände geschätzt wird.

Die Bücher wurden nach Bedarf und Interesse gesammelt – sie lassen sich fast durchgehend den Fachgebieten der Theologie, Medizin und Pharmazie zuordnen. Typische Beispiele sind Predigtwerke, Bibelausgaben, Katechismen, Abhandlungen zu Kirchenrecht, Moraltheologie, Liturgie, Kirchengeschichte oder Bücher zu Heilkräutern. Auch Publikationen zu „obskuren Themen“ wie Geistern oder Vampiren finden sich darunter. Sprachlich sind die Bücher auf Deutsch und Latein verfasst.

1754, und somit im Jahr seines Todes, stiftete Arres diese private Bibliothek der Filialkirche Gschwandt, die ebenfalls im Dekanat Gmunden lag. Dort blieb sie rund zwei Jahrhunderte. 1959 wurde sie vom Bischöflichen Gymnasium Petrinum übernommen und 1983 der Katholisch-Theologischen Hochschule als Schenkung übergeben. 

Warum sind Provenienzen von Bedeutung

Nach dem Tod des Besitzers wurden die Bücher frühneuzeitlicher Bibliotheken entweder vererbt oder – meist einzeln – verkauft. Manche gelangten schließlich, wie die Bibliotheca Arresiana, über Umwege in wissenschaftliche Bibliotheken. Neben Bestandskatalogen, die vom Besitzer selbst oder von seinen Erben angefertigt wurden, und Nachlassinventaren stellen Auktionskataloge dementsprechend eine wichtige Quelle dar, die Aufschluss über damals gängige Literatur sowie die Provenienzen – also die Herkunfts- bzw. Besitzgeschichte eines Buches – geben kann. Kennt man die Provenienz, hilft dies bei der ideengeschichtlichen Einordnung, der Forschung zur Wissensgeschichte im Allgemeinen sowie der Analyse einzelner Gelehrtenbiografien im Speziellen.

Arbeitsablauf

Die Arbeit am Bestand der Gelehrtenbibliothek des Franz Arres ließ sich im Wesentlichen in zwei Teilbereiche gliedern: einerseits die Katalogisierung der in der Bibliotheca Arresiana vorhandenen Titel auf Verbundebene und andererseits die Erfassung der enthaltenen Provenienzmerkmale in der Personendatenbank RES, inklusive der Verlinkung dieser mit den entsprechenden Datensätzen im Bibliothekssystem.

Ergebnisse

Es wurde insgesamt bei 382 Titeln die ermittelte Provenienz „Bibliotheca Arresiana“ verzeichnet – dies ist die Anzahl der Publikationen, die sich in den 237 Bänden der Gelehrtenbibliothek finden, denn der damaligen Praxis entsprechend ließ Franz Arres häufig mehrere separat erschienene Publikationen gemeinsam zu einem Band binden.

Der nun mögliche Überblick über den Bestand bringt durchaus Kurioses hervor – so sind mehrere Bände, die den handschriftlichen Vermerk „Ex Bibliotheca arresiana in Gschwandt“ tragen, erst 5 bis 10 Jahre nach Franz Arres’ Tod erschienen.

100 Titel weisen es einen eigenhändigen Besitzvermerk von Franz Arres auf. 48 Titel sind mit einem Besitzvermerk der Pfarre Gschwandt versehen – nur ein Bruchteil, schließlich war ja die gesamte Privatbibliothek von Franz Arres an Gschwandt übergeben worden.

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