Lucas Graf, Master Student Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland.
Wir schreiben das Frühjahr 2020 – Ich befinde mich im schönen Freiburg im Breisgau und treffe die letzten Vorbereitungen organisatorischer Art für meinen Erasmus+ Aufenthalt in Linz - mir fehlt im Grunde nur noch eine Wohnung. Glücklicherweise ergibt es sich, dass ich im Priesterseminar unterkommen kann, was sich für die kommende Zeit als äußerst großes Glück herausstellen sollte – nicht nur aufgrund des kurzen Weges zur KU, den ich tatsächlich erst nach der Zusage von Regens Mag. Münzner bemerkte.
Die Frage, wie das Semester wohl werden würde, wurde durch die aufkommende Situation mit dem SARS-CoV-2 Virus nochmals spannender, sodass ich mich schon auf einen eventuell vorzeitigen Abbruch des Semesters mental vorbereitete. Das Semester begann dann erst einmal vollkommen normal: Die erste Vorlesungswoche verlief nach Plan und ich konnte mich in die Hausgemeinschaft des Priesterseminars gut einfügen. Hierzu kam, dass ich als Mitglied einer Katholischen Studentenverbindung in Freiburg zeitweiligen Anschluss an die K.a.V. Austro-Danubia fand, was mir weitere Kontakte bescherte – insbesondere zu Studenten der JKU. So hatte ich das Glück in den folgenden Wochen diverse Kontakte pflegen zu können und nicht sozial isoliert in einer Mietswohnung zu verweilen.
Etwas früher als erwartet kam dann der Abbruch des präsentischen Lehrbetriebs in der zweiten Vorlesungswoche. Nach wenigen Tagen der Ungewissheit, wurde der Lehrbetrieb auf Online-Lehre umgestellt, was auch im Rahmen der Gegebenheiten gut funktionierte. Die von mir belegten Vorlesungen – zumindest jene in denen ich eine Prüfung vorsah – wurden durch Eigenstudium ersetzt, wohingegen die Seminare per Live-Schalte stattfanden. Mit beiden Herangehensweisen kam ich persönlich gut zurecht und so konnte ich mir die Inhalte auch auf diesen Wegen gut erschließen. Besonders dankbar bin ich für die Möglichkeit mich ausgiebig mit philosophischen Themen – insbesondere der Metaphysik – auseinanderzusetzen, da das in meinem bisherigen Studium etwas zu kurz kam. Besonders positiv hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch die Flexibilität im Planen der Prüfungstermine. In Freiburg muss ich alle Prüfungen innerhalb von zwei Wochen direkt nach der letzten Vorlesungswoche an vom Prüfungsamt festgelegten Terminen ablegen. Durch die Möglichkeit die Prüfungstermine im System auswählen zu können, war mir so eine deutlich entspanntere Prüfungsvorbereitung möglich, was die tiefere Auseinandersetzung mit den Inhalten deutlich vereinfachte. Ich kann also unterstreichen, dass ich mit dem Angebot der KU rundum zufrieden war.
Für einen Theologie-Studenten ist freilich auch die Frage nach dem kirchlichen Leben in solchen ungewöhnlichen Zeiten von großer Wichtigkeit. Ich bin hinsichtlich dieser Frage äußerst dankbar im Priesterseminar untergekommen zu sein, da wir während der Zeit des Lockdowns fast täglich zusammen Eucharistie feiern und darüber hinaus auch durch die räumlichen Gegebenheiten das weitere soziale, gemeinschaftliche und spirituelle Leben pflegen konnten. Insbesondere die gemeinschaftliche Feier des österlichen Triduums bleibt mir nachhaltig als großes Geschenk in dieser Zeit in Erinnerung, da es alles andere als selbstverständlich war.
Glücklicherweise verlief nicht das ganze Semester im strengen Lockdown und so konnte ich auch noch einige schöne Momente in der Freizeit und an Wochenenden verleben. Besondere Highlights waren gemeinsame Aktionen mit der Hausgemeinschaft des Priesterseminars, kameradschaftliche Nachmittage und Abende mit Mitgliedern der A-D, eine Primiz in der Minoritenkirche, sowie Unternehmungen mit Menschen, die mir in der Zeit zu Freunden geworden sind. In der letzten Woche war so auch noch ein Ausflug nach Wien in Begleitung eines neu gewonnen Freundes möglich.
Das Erasmus-Semester wird mir in jedem Fall in positiver Erinnerung bleiben und ich bin mir sicher, dass ich in Zukunft den ein oder anderen Besuch in Linz abstatten werde. Es war mir eine Ehre einen Teil meines Lebens in der Stadt der Linzer Torte gelebt zu haben.
Lucas Graf studiert im Masterstudiengang Theologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland. Er hat im Sommersemester 2020 im Rahmen des Erasmus+ Programms ein Semester an der KU Linz studiert.