Heilige Räume in der Moderne. Transformationen und architektonische Manifestationen (2014-2018)

Das vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Projekt (SNF-Forschungsprojekt 150446, englischer Titel: Holy Spaces in Modernity. Transformations and Architectural Manifestations) untersuchte von 2014 bis 2018 Transformationen im Verständnis des Heiligen seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Es erforschte die daraus resultierende architekturräumliche Inszenierung heiliger Räume im globalen Kontext, wobei es aktuelle raum- und religionswissenschaftliche Ansätze zusammenführte. Ontischen Vorstellungen von heiligen Orten und Artefakten wurde die These von der Produktion von Heiligkeit als Kulturtechnik und performativer Akt entgegengestellt.

Heilige Räume sind soziokulturelle Konstruktionen symbolisch verdichteter Orte, die kollektive Deutungs- und Wertsysteme vermitteln und das soziale Handeln der Gemeinschaft sowie ihre Identität prägen.

Im Zentrum des Projektes standen die räumlichen Manifestationen heiliger Raumcodierungen und die künstlerische Konkretion religiöser respektive auratischer Deutungsmuster in Architektur, Städtebau, Denkmalpflege und Archäologie. Dabei ist zu unterscheiden zwischen historisch etablierten Sakralorten, deren Deutungsmuster in der Moderne neu verhandelt und in transkonfessionellen Konflikten um Raum und Architektur umkämpft werden, und auratischen Alternativorten der sozialen Ordnungsstiftung, die in Folge semantischer Verschiebungen zwischen dem Sakralen und Profanen ideologisch und künstlerisch neu konstituiert werden. Grundlage bildeten quellenkritische Analysen architekturtheoretischer, theologischer und kulturwissenschaftlicher Schriften der Moderne zu Heiligkeitskonzepten, das kritische Hinterfragen historiografischer Konstruktionen und das Analysieren künstlerischer Konzeptionen.

Heilige Räume in der Moderne. Transformationen und architektonische Manifestationen hatte zum Ziel, räumliche Typologien des Heiligen zu entwickeln und zielte darüberhinausgehend auf eine Neupositionierung heilig-auratischer Phänomene und ihrer architektonischen Manifestationen in der Moderne und Gegenwart. Es trug mit kunsthistorischen und kulturwissenschaftlichen Methoden zu aktuellen Diskussionen um Mythos und Macht heiliger Räume und ihrer Instrumentalisierung in soziopolitischen, kulturell-religiösen Konflikten bei.

Projektleiterin ist Univ.-Prof. Dr. Anna Minta.

Das Projekt startete im Mai 2014, angesiedelt am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich, Schweiz. Auf drei Doktorandinnenstellen forschten Louise Malcolm (Performing the Non-Human: Art Exhibitions Since 2000, weiterlaufendes Promotionsprojekt), Laura Hindelang (Multiple Histories of Modern Architecture and Urban Planning in the Arab Gulf States) und Beata Labuhn (Aesthetic Concepts of Atmospheres. Architectural Discourses and Historiographies in the 20th–21st Century).

Mit der Berufung der Projektleiterin an die KU Linz, Professur für Geschichte und Theorie der Architektur, erfolgte auch die Verlagerung des Forschungsprojektes von Zürich nach Linz. Mit diesem Wechsel erfolgte eine personelle und inhaltliche Umstrukturierung des Forschungsteams. Neu zum Projekt kamen als PostDoc Maximiliane Buchner (laufendes Habilitationsprojekt Hallen des Glaubens, Orte der Besinnung, Tempel der Schönheit. Österreichs Kirchenbau der Moderne) und Jörg Matthies als Forschungsassistent (Schwerpunkt: Bildungslandschaften und Universitätsarchitekturen als auratische Alternativorte). Das Forschungsprojekt lief bis Dezember 2018.

Forschungsschwerpunkte

Univ.-Prof. Dr. Anna Minta diskutiert die Durchdringung von Politik und Religion zur Durchsetzung kollektiver, identitärer Wert- und Ordnungsvorstellungen sowie die Frage, in welchen Formen sie über Architektur und Städtebau der Gesellschaft vermittelt werden. Sie untersucht Phänomene der wechselseitigen Indienstnahme – eine religiös begründete Politik und eine politisch motivierte Religionspraxis – am Beispiel unterschiedlicher Bautypologien wie Parlamente, Universitäten und Museen.

Dr. Maximiliane Buchner forscht zum Sakralbau des 20. und 21. Jahrhunderts in Österreich. Im Fokus steht hier die Frage, inwieweit Umbrüche in den Bereichen Politik, Gesellschaft und Liturgietheologie das sakrale Bauen beeinflusst und welche ideellen Konzepte von einer christlichen Gemeinschaft sie generiert haben.

Louise Malcolm M.A. greift ästhetische Theorien der Romantik und des Klassizismus in Bezug auf das Naturverständnis auf und analysiert die Produktion sakral-auratischer Räume in der Gegenwartskunst. Informationen zu Person und Forschungsprojekt (Englisch)

Aktivitäten

  • Raumkult - Kultraum. Architektur und Ausstattung in posttraditionalen Gemeinschaften
    Internationale Tagung, 15.-17. März 2018, KU Linz
  • Workshop (Post)Nature / Natur(T)Räume, KU Linz, 1./2. Dezember 2016 Programm [PDF]
  • Workshop Auratische Räume der Moderne. Zum performativen Charakter von Versammlungsstätten, Universität Zürich/SIK-ISEA Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, 12.-13. November 2015 Programm [PDF]
    Organisation Anna Minta gem. m. Frank Schmitz (Universität Hamburg) 
  • Ringvorlesung MANIFESTATIONEN! Architekturkonzepte zwischen Aura und Repräsentation nach 1945, Universität Zürich, Kunsthistorisches Institut, Herbstsemester 2015 Programm [PDF]
    Organisation: Team des SNF-Forschungsprojekts "Heilige Räume" 

Publikationen