Dies Academicus 2017 zum Thema Soziale Medien.

16. November 2017

14:00 - Uhr

KU Linz: H1

Unter dem Titel „Soziale Medien? Veränderungen von Öffentlichkeit und Politik durch Social Media“ thematisiert der diesjährige Dies Academicus den unscharfen Begriff 'Social Media' und dessen Rolle in Politik und Gesellschaft.

Social Media spielen in unterschiedlichen Bereichen des Lebens eine immer größere Rolle. Sie prägen die Öffentlichkeit und unser Sozialleben, verändern Arbeits- und Bildungsprozesse, formen politische Entscheidungen und beeinflussen die Wahrnehmung von Wirklichkeit. Doch was steckt im unscharfen Begriff der "Social Media"? Welche Phänomene fallen darunter? Wie verändern sie politische Prozesse? Und welche Möglichkeiten der politischen Aktivität ergeben sich daraus? Der Dies Academicus wird sich mit diesen Fragen beschäftigen, indem zum einen Klarheit in die unter den Begriff der ‚Social Media‘ fallenden Phänomene gebracht und zum anderen die Rolle von Social Media im Bereich des Politischen beleuchtet werden soll.  

PROGRAMM:

  • 14:00 Begrüßung und Einführung

  • 14:15 Gesellschaft ohne Diskurs? Social Media aus medienethischer Perspektive
    Prof. Dr. Alexander Filipović

  • 14:45 Politische Diskurse in den Social Media – Neue Formen, alte Ziele
    Dr. Georg Weidacher 

  • 15:15 Diskussion
  • 15:45 Pause

  • 16:15 Geteilte Empörung und gemeinschaftliche Gefühle – Affektive Öffentlichkeiten und politischer Aktivismus auf YouTube
    Dr. Chris Tedjasukmana

  • 16:45 Sousveillance – Bildzeugnisse von Polizeigewalt in Social Media und Kunst
    Dr.in Kerstin Schankweiler

  • 17:15 Diskussion
  • 18:00 Buffet

Wir bitten um Anmeldung bis zum 9. November 2017:T: +43 0732 78 42 93, E: office@ku-linz.at

Programmfolder

 

REFERENTINNEN UND REFERENTEN

Gesellschaft ohne Diskurs?
Social Media aus medienethischer Perspektive

Prof. Dr. Alexander Filipović (Hochschule für Philosophie München)

Fake-News, Filterblasen und in den ‚sozialen Medien‘ verbreitete Hass-Postings sind Phänomene, die unsere Zeit prägen. Die Hoffnung darauf, dass uns das Internet nahezu vollkommene Information und perfekte Diskursbedingungen ermöglicht, scheint sich zerschlagen zu haben. Vielmehr leben wir, so eine zugespitzte Diagnose, in einer Gesellschaft ohne Diskurs – mit fatalen Folgen für die politische Kultur. Der Beitrag skizziert Probleme der Social Media aus medienethischer Perspektive.

Dr. Alexander Filipović studierte Katholische Theologie, Kommunikationswissenschaften und Germanistik an der Universität Bamberg und promovierte zum Dr. theol. 2006 mit einer medienethischen Dissertation in Bamberg. 2012 folgte seine Habilitation für das Fach Christliche Sozialethik an der Westfälischen Wilhelms-Münster. Seit 2013 ist er Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Medienethik an der Hochschule für Philosophie München. Seit 2016 leitet er zusammen mit Klaus-Dieter Altmeppen das zem::dg - Zentrum für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft 

Politische Diskurse in den Social Media –
Neue Formen, alte Ziele

Dr. Georg Weidacher (Karl-Franzens-Universität Graz)

Social Media ermöglichen eine enorme Dynamik bei der Verbreitung von Nachrichten und Meinungen. Diese Dynamik wird auch von politischen Akteuren aktiv genutzt. Sprachliche und andere semiotische Strategien werden dabei gezielt eingesetzt, um bestimmte Lesarten von Fakten zu forcieren oder etwas überhaupt als Faktum zu etablieren. Der Beitrag analysiert politische Social Media-Diskurse aus einer sprachwissenschaftlichen Perspektive und zeigt anhand von Beispielen, wie ‚soziale Medien‘ für strategisches politisch-kommunikatives Agieren genutzt werden.

Dr. Georg Weidacher studierte der Germanistik, Anglistik und Allgemeinen Sprachwissenschaft in Graz. Er absolvierte das Doktorat im Fach Deutsche Philologie mit einer interdisziplinären Dissertation zum Thema Fiktionale Texte – fiktive Welten. Zurzeit ist er Senior Scientist am Institut für Germanistik der Universität Graz, Abteilung für Germanistische Linguistik. 

Geteilte Empörung und gemeinschaftliche Gefühle –
Affektive Öffentlichkeiten und politischer Aktivismus auf YouTube

Dr. Chris Tedjasukmana (Freie Universität Berlin / IFK Linz-Wien)

Dokus, Augenzeugen- und Kampagnenvideos – das Web 2.0 und die Vernetzung durch Social Media verändern mediale Öffentlichkeiten und revolutionieren den politischen Aktivismus. NGOs und aktivistische Gruppen setzen dabei verstärkt auf Online-Videoplattformen wie YouTube, weil Videos besonders effektiv affektiv wirken können. Anhand ausgewählter Clips gibt der Vortrag Einblick in neue Politikformen und diskutiert deren Chancen und Risiken.

Dr. Chris Tedjasukmana ist Leiter des Forschungsprojekts Bewegungs-Bilder 2.0: Videoaktivismus zwischen Social Media und Social Movements der Volkswagen-Stiftung an der Freien Universität Berlin und 2017/18 Gast des Direktors am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift Montage AV. Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation. 2016/17 war er Gastprofessor für Medientheorien an der Kunstuniversität Linz. Seine Monografie Mechanische Verlebendigung – Ästhetische Erfahrung im Kino erschien 2014 im Fink-Verlag. 2014 erhielt er den Karsten-Witte-Preis für den besten filmwissenschaftlichen Aufsatz.

Sousveillance -
Bildzeugnisse von Polizeigewalt in Social Media und Kunst

Dr.in Kerstin Schankweiler (Freie Universität Berlin)

Weltweit filmen ZivilistInnen Fälle von Polizeigewalt mit ihren Handykameras und verbreiten die Videos über Social Media-Kanäle. Diese Bilder konstituieren eine spezifische Form von Zeugenschaft und führen zur Entstehung transnationaler Protestgemeinschaften und -ikonen. Sie werden darüber hinaus vielfach in der zeitgenössischen Kunst aufgegriffen. Mein Beitrag diskutiert Fallbeispiele von Polizeigewalt aus den USA, Ägypten, Marokko und Frankreich und geht ihrer Rezeption in der Gegenwartskunst nach.

Dr.in Kerstin Schankweiler ist Postdoktorandin am Sonderforschungsbereich Affective Societies. Dynamiken des Zusammenlebens in bewegten Welten an der Freien Universität Berlin und arbeitet zum Thema Affektive Dynamiken von Bildern im Zeitalter von Social Media. Sie promovierte im Fach Kunstgeschichte an der Universität Trier, wo sie Stipendiatin des Graduiertenkollegs Identität und Differenz war. Ihre Dissertation über den Künstler Georges Adéagbo aus Benin wurde unter dem Titel Die Mobilisierung der Dinge publiziert (Bielefeld, transcript, 2012). Sie ist Mitherausgeberin von Ästhetik der Gewalt – Gewalt der Ästhetik (Weimar, VDG, 2013) und Im Maschenwerk der Kunstgeschichte. Eine Revision von George Kublers The Shape of Time (Berlin, Kadmos, 2014). Kerstin Schankweiler ist Mitinitiatorin des Research Network for Transcultural Practices in the Arts and Humanities (RNTP). Seit Mai 2016 ist sie Fachredakteurin des Rezensionsjournals sehepunkte für den Schwerpunkt Kunstgeschichte und Kunsttheorie im Kontext des Globalen und Postkolonialen.