SHED: "Hitler-Graffiti"

Ein Mural als bewusster historischer Kommentar sorgt für Zündstoff.

Im Sommer 2020 entstand ein weiteres Wandbild in unmittelbarer Nähe zur KU Linz: Am Bundesrealgymnasium (BRG) Fadingerstraße beim Eingang Bethlehemstraße 13. Ermöglicht wurde dies durch eine Kooperation der Schule mit der Tabakfabrik Linz, um die triste Rückseite der Sporthalle zu verschönern.

Statt jedoch reine Dekoration auszuführen, entschied sich der Künstler SHED ein Motiv zu wählen, das über die Geschichte der Schule aufklären sollte: Das Klassenfoto mit dem jungen Adolf Hitler, auf dem man auch Ludwig Wittgenstein vermutete, überblendet mit Emojis. Was folgte war ein wahrer Shitstorm in den lokalen Medien, da sich zuerst die jüdische Gemeinde beschwerte und sodann Historiker Univ.-Prof. em. Dr. Roman Sandgruber das Mural als Geschichtsverfälschung anprangerte. Danach wurde das Bild mit roter Farbe beworfen und schließlich wieder übermalt.

Zur Diskussion um diese Arbeit fand im November 2021 an der Kunstuniversität Linz ein Vortrag Ilaria Hoppes mit dem Titel "Das 'Hitler-Graffiti' an der Fadinger-Schule: Geschichte, Diskurs und Wahrheit" statt.

Ad-Busting
Im Winter 2020 kam es dann noch zu einer Ad-Busting-Aktion: Die von SHED gestalteten Plakate Crunchy Trains wurden wie Werbung im gesamten Linzer Stadtraum verklebt. Allerings handelte es sich nur scheinbar um Frühstücksflocken. Man musste schon genau hinsehen, um zu erkennen, was da eigentlich vor sich ging.

Ad-Busting ist eine Strategie, bei der Werbeplakate verfremdet werden, um kritisch auf die omnipräsente Vermarktung des öffentlichen Raumes aufmerksam zu machen.

SHED
"Hauptsache, es kommt Farbe an die Wand!" Erich Willner aka SHED wurde 1980 in Linz geboren und ist nördlich der Donau in St. Georgen an der Gusen aufgewachsen. Mit knapp 13 Jahren ergriff er die Sprühdose und ließ sie seither nicht mehr los. Die Liebe zur Farbe setzte er auch abseits der Straße mit einer Lehre zum Farbfachverkäufer um, nach abgeschlossener Berufsreifeprüfung folgte das Kunstgeschichtestudium. Im Weiteren lernte er auch die Ölmalerei. Die Entwicklung seines Stils erfolgte stets autodidaktisch, vom Maler zum Graffiti-Writer bis zum Mural Artist. Er war mitverantwortlich für den Aufbau der Linzer Hafengalerie – Mural Harbor – und Initiator des Linzer Graffiti Meetings in der Tabakfabrik (2018, 2019) in Kooperation mit der Schule des Ungehorsams e.V., sowie von Linz Mural Project 2020 gemeinsam mit dem Institut für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien der KU Linz.

Erich Willner lebt und arbeitet als selbstständiger Auftragsmaler in Linz und ist Mitglied der LORDS Crew.

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Geschichte eines Murals

Nachgeschichte: Ad-Busting