Christoph Niemand

1.  Monographisches Publikationsprojekt: „Der Glaube der ersten Christen“

Nach Abschluss der Monographie „Jesus und sein Weg zum Kreuz. Ein historisch-rekonstruktives und theologisches Modellbild“ (Stuttgart 2007) soll in ähnlichem Format eine Aufarbeitung der elementaren Glaubens- und Verkündigungsinhalte der nachösterlichen Gemeinde folgen.
Das Ziel: Versuch einer historisch-rekonstruktiven Nachzeichnung der Entstehung der zentralsten Kerygma-Inhalte und ihrer wechselweisen Interdependenz.
Die Parameter: (a) Erhellen ihres Bezugs zum Wirken und zur Verkündigung Jesu, insofern die geschehene Tötung Jesu am Kreuz eine entscheidende Herausforderung darstellt. (b) Aufspüren der leitenden religionsgeschichtlichen Katalysatoren aus der biblisch-jüdischen Tradition und/oder aus anderen religiösen und kulturellen Feldern, die die Entstehung, Artikulation und Entfaltung dieser Glaubensinhalte  steuern. (c) Exegetischer Nachvollzug an ausgewählten Texten des NT, in welchen einerseits Spuren ihrer elementaren Artikulationen durch mündliche Traditionsformeln noch sichtbar ist und andererseits die jeweiligen Textautoren dieses Sprachmaterial erweitern und auf aktuelle Fragestellungen hin zuspitzen. Dadurch kann das Modellbild traditionsgeschichtliche Tiefenschärfe gewinnen. (d) Der Modellbild-Aufbau stellt insgesamt den Versuch dar, sich mit den Mitteln literaturwissenschaftlicher Interpretationsmethodik und vor dem Anspruch historisch-kritischer Vernunft Rechenschaft über die zentralen Glaubensinhalte christlicher Existenz in ihrer formativen Phase zu geben. Insofern versteht sich das Projekt als einen Vollzugsakt der nie endenden Aufgabe christlichen Theologie: Sich selbst und jedem Menschen, der sich dafür interessiert, Rechenschaft über die eigene Hoffnung und den eigenen Glauben zu geben.
Die Themen: (a) Der Glaube an die Auferweckung Jesu: Erste Artikulationen, ihr Aussagegehalt und die Frage „Wie kam es zum Osterglauben?“ (b) Christologie I: Erhöht und eingesetzt als Messias und Sohn Gottes; erwartet als Herr zur Parusie (c) Soteriologie I: Die Rede vom Kreuzestod Jesu als entscheidendem Heilsgeschehen: Früheste Artikulationen und die Kategorien der weiteren Entfaltung (Blut des Bundes, Stellvertretung, Sühne, Versöhnung u.a.) (d) Christologie II: Der Gesandte Sohn und früheste Formen der sog. „Präexistenzchristologie“ (e) Soteriologie II: Existenz „in Christus“ als Transformation: „Mit enthülltem Antlitz schauen wir die Herrlichkeit des Herrn in ihrem Spiegelbild [d.i. Christus] und werden so in eben dieses Bild verwandelt …“ (2 Kor 3,18).

2.  „Ein Bibelwissenschaftler liest Harry Potter“

Nachdem es mich unlängst ganz unversehens, aber nachhaltig in die Harry Potter-Community verschlagen hat, reizt es mich, diesen unterhaltsamen Heptateuch mit meinem analytischen Instrumentarium zu erschließen und zu kommentieren, wobei näherhin Texttheorie und Methodologie der Erzählforschung im Hintergrund stehen werden.
Spannend ist es auch, der Frage nachzugehen, wie die Verhältnisbestimmung „Harry Potter und christlicher Glaube“ aufzustellen sei. Dazu ist das intertextuelle Spiel der Potter-Saga mit biblischen Prä-Texten und Motiv-Clustern aufzuhellen. Das ideologische subscript, das Interaktionsangebot an die LeserInnen auf der Ebene der Werte, Sinn-Axiome und Überzeugungen lässt sich ohne diese fundamentalen Bezüge nicht formulieren: Die Romane Rowlings sind (unter anderem, aber wesentlich) eine Parabel auf Grundstrukturen, Diskursfelder und Erfahrungsweisen der christlichen Religion und lassen sich fundamentaltheologisch als praeparatio evangelicabestimmen.
Wann dieses Projekt konkretisiert und fertiggestellt sein kann, steht noch in den Sternen. Ein erster Beitrag in Aufsatzform ist im Frühjahr 2011 bereits erscheinen (s. Publikationen / Aufsätze). In meinem Sohn habe ich einen Partner für einen interdisziplinären Ansatz. Weitere InteressentInnen, mit denen zusammen daraus gut und gern ein größer aufgesetztes Forschungsprojekt werden könnte, sind durchaus willkommen …

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