Ernst Cassirer und die bildende Kunst. 26. bis 28. März 2025
Über das Kolloquium
Die (bildende) Kunst hat innerhalb der Philosophie der symbolischen Formen (PsF) Ernst Cassirers einen Sonderstatus. Obwohl Cassirer von Anfang an KUNST unter den fünf Hauptprotagonisten neben Sprache, Mythos, Religion und Wissenschaft stets mit anführt, ist Band 4 der PsF zur Kunst nicht erschienen, und hat er sich explizit erst im amerikanischen Exil im Essay on Man, einer auf ein breiteres Lesepublikum ausgerichteten Zusammenfassung seiner Konzeption, auch zu dieser ‘symbolischen Form’ geäußert.
Desungeachtet hat posthum bereits früh eine Auseinandersetzung mit dem Stellenwert von Kunst und Ästhetik im Denken Cassirers eingesetzt (Katharine Gilbert, Harry Slochower, Susan K. Langer u.a.) und gibt es spätestens seit der Cassirer-Renaissance der 1980er Jahre (wegweisend initiiert durch John Michael Krois) und der Publikation von Cassirers Vorarbeiten für Band 4 der PsF, Zur Metaphysik der symbolischen Formen, in seinen Nachgelassenen Manuskripten und Texten (ECN Bd. 1, 1995) eine lebhafte, in sich auch heterogene, Forschungstätigkeit zu ‘Cassirer und Kunst’. Doch fehlen Kunsthistoriker:innen bzw. Kunstwissenschaftler:innen in diesem Forschungsfeld nahezu gänzlich.
Ziel des Kolloquiums ist es nicht nur, die über verschiedene Länder und Sprachräume verstreuten Zugänge miteinander ins Gespräch zu bringen, sondern auch einen interdisziplinären Diskurs zwischen Kunstwissenschaft und Philosophie zu führen. Dabei sollen das Konzept der symbolischen Formen sowie einschlägige Texte Ernst Cassirers auch explizit an Werke der Kunst herangetragen werden, und finden Teile des Kolloquiums in Räumen der Kunst (Museum, Galerie) statt.
Dabei werden wir folgende Themenfelder umkreisen und methodischen Zugänge erproben:
- Themenfeld 1
Ernst Cassirers Beziehungen zur (zeitgenössischen) Kunst und Kunstgeschichte/Kunstwissenschaft: in einem biografisch- bzw. quellen-orientierten Zugang. - Themenfeld 2
Das Nach- und Nebeneinander der symbolischen Formen und der Stellenwert der Kunst: in einem an den Primärquellen orientierten Zugang. - Themenfeld 3
Raum – Zeit – Kunst: Ansätze, mit Cassirer über Cassirer hinauszugehen. - Themenfeld 4
Künstlerische Positionen, gesehen und reflektiert durch die Brille Ernst Cassirers: in einem experimentell-erprobenden Zugang.
Mittwoch, 26. März 2025
17:30
Eintreffen
18:00
Elisabeth Nowak-Thaller
Vor dem Original. Provenienz Kunsthandlung Paul & Bruno Cassirer, Berlin. Aus der Sammlung von Wolfgang Gurlitt, Berlin–Bad Aussee–Linz–München.
Führung durch ausgewählte Werke der Sammlung des Lentos Kunstmuseum Linz
Warum, so mag sich ein/e Leser:in von Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen (1923–29) und der darin enthaltenen Aussagen zur 'Kunst' fragen, bleibt dabei die zeitgenössische Kunst unerwähnt? Und dies, obwohl dieser innovative Denker mit der Berliner Galerie seines Cousins Paul Cassirer die Kunst der europäischen Avantgarden auf höchstem Niveau vor Augen gehabt hätte! Diese Frage wird auch das Kunstgespräch in der Sammlung des Lentos Kunstmuseum nicht beantworten. Doch finden sich in der Sammlung hochkarätige Werke, u.a. von Oskar Kokoschka, aus der Berliner Galerie, die über Vermittlung weiterer Kunsthändler:innen in die Sammlung Gurlitt kamen und von dort vom Lentos übernommen wurden. Hinzu kommen bemerkenswerte Grafikzyklen des Verleger-Duos Paul und Bruno Cassirer. Als Auftakt zum Kolloquium ein Blick hinter die Kulissen des Museums und ein Blick in das zeitgenössische künstlerische Umfeld Ernst Cassirers anhand von Originalen!
Elisabeth Nowak-Thaller
Kunsthistorikerin und Kuratorin. Studium der Kunstgeschichte und Publizistik, Promotion 1985 an der Universität Salzburg. 1986 bis 2024 Ausstellungskuratorin und -organisatorin, Kunstvermittlerin, Sammlungsleiterin (Abt. Gemälde & Skulpturen), Provenienzforscherin sowie Vizedirektorin in der Neuen Galerie der Stadt Linz / Lentos Kunstmuseum Linz. 2015/16 Ankaufskuratorin der Stadt Linz. Internationale Ausstellungskooperationen u. a. Reise der Bilder, Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024, Autorin von Publikationen zur Kunst des 20. Jahrhunderts. 2022 Oberösterreichischer Landeskulturpreis für Kunst und Geisteswissenschaften. Kontakt: elisabeth.nowak-thaller@lentos.at
im Anschluss
Dinner im Lentos Cafe-Bar-Restaurant
Donnerstag, 27. März 2025
Katholische Privat-Uniersität Linz, Hörsaal 5
Moderation
Monika Leisch-Kiesl
8:00
Begrüßung und organisatorische Hinweise
8:15 – 9:05
Audrey Rieber
Hat Ernst Cassirer eine Kunstphilosophie? Einige Überlegungen ausgehend von Erwin Panofsky und Paul Cassirer
Wie Sprache, Erkenntnis und Mythos ist Kunst für Ernst Cassirer eine symbolische Form. Bedeutet dies aber, dass Cassirer eine Kunstphilosophie hat, d.h. einen Komplex von Reflexionen über das künstlerische Phänomen und die künstlerischen Artefakte? Ausgehend vom Beispiel der Landschaft im Essay on Man und durch einen Vergleich von Cassirers Positionen mit denen des Kunsthistorikers Erwin Panofsky und des Galeristen Paul Cassirer (ein Cousin von Ernst), werde ich einige Grenzen und Mängel von Cassirers Kunsttheorie aufzeigen. Diese Hypothese kann weniger kritisch formuliert werden: Der Vortrag will zeigen, was bei Cassirer in Sachen Kunsttheorie zu finden ist und was nicht.
Audrey Rieber
Philosophin, Maîtresse de conférences in Philosophie an der École Normale Supérieure de Lyon mit den Schwerpunkten ‘Deutsche Philosophie’ und ‘Ästhetik’. Studium der Philosophie in Strasbourg, an der ENS Lyon und in Paris, Agrégée in Philosophie, Promotion an der Sorbonne 2009. Forschungstätigkeit in Basel (eikones NFS Bildkritik), an der LMU München (Humboldt-Stiftung) und an der Universität Lausanne, Lehrtätigkeit am ZI München, an der KU Eichstätt, der Kunstakademie Münster, der HU Berlin, der ECNU Shanghai, in Lausanne, Fribourg/Freiburg und Lyon.
Forschungsschwerpunkte: Kunstphilosophie, Epistemologie der Kunstgeschichte, Bild-und Kunstwissenschaft. Themen: Bild, bildende Künste, Geschichte, Form, Symbol. Monografien: Art, histoire et signification. Un essai d’épistémologie d’histoire de l’art à partir d’Erwin Panofsky (2012); Le défi préhistorique. Repenser l’histoire depuis l’art paléolithique (2025). Weitere Informationen
9:15 – 10:05
Dominik Brabant
Verworrenheit und Klarheit, ‘abstraction’ und ‘concretion’. Konrad Fiedler und Ernst Cassirer über die Sichtbarkeit der Kunst
Auch wenn Ernst Cassirer Konrad Fiedler in seinen Schriften zur Kunst nicht explizit erwähnt oder zitiert hat, ist der Forschung nicht entgangen, wie stark dessen Überlegungen insbesondere im Essay on Man (1944) auf den Kunsttheoretiker des 19. Jahrhunderts rekurrieren. Vor allem im Nachlass Cassirers finden sich wertschätzende Äußerungen über Fiedler, etwa, dass dieser “am klarsten die Notwendigkeit gesehen” habe, “das System der Aesthetik auf einem gesicherten erkenntniskritischen Fundament aufzubauen.” Der Vortrag möchte Verbindungslinien und Unterschiede zwischen den jeweiligen Auffassungen über den Stellenwert der Kunst und die künstlerische Produktion sowie Rezeption herausarbeiten. Vor allem soll auf Schlüsselkonzepte wie diejenigen der Ablehnung von Nachahmungstheorien sowie der genuinen Sichtbarkeit von Kunstwerken eingegangen werden. Darüber hinaus soll auch ein Blick auf vergleichbare Denkbilder geworfen werden, durch die beide ihre Überlegungen ihrer Leserschaft präsentieren.
Dominik Brabant
Kunsthistoriker, seit 2023 stellv. Direktor am ZI in München. 2002 und 2008 Studium der Kunstgeschichte sowie im Master-Programm “Aisthesis” an der LMU München, der KU Eichstätt-Ingolstadt sowie der ENS in Paris, Promotion 2013 zu Auguste Rodin und der Debatte um sein Werk. 2011 bis 2021 wissenschaftlicher Mitarbeiter und akad. Rat a.Z. an der KU Eichstätt-Ingolstadt, 2022/23 Vertretung des Lehrstuhls für Kunstgeschichte der Neuzeit bis zur frühen Moderne an der HHU Düsseldorf.
Forschungsschwerpunkte: Skulptur und Plastik der Moderne, Malerei um 1900, Geschichte der Kunstkritik und Kunstgeschichte, Genremalerei, Gattungsgeschichte und -theorie. Publikationen: Rodin-Lektüren. Deutungen und Debatten von der Moderne zur Postmoderne (2017); (Hg. mit Britta Hochkirchen), Temporalität, Ambiguität, Latenz. Ästhetische Eigenlogiken des europäischen Genrebildes (2023). Weitere Informationen
10:30 – 11:20
Arno Schubbach
Die Geburt der Kulturphilosophie aus dem Geist der Ästhetik. Zu den Anfängen von Cassirers Philosophie der symbolischen Formen
Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen knüpft an seine Theorie der Wissenschaften an und entwickelt sie zu einer Kulturphilosophie fort. Ein besonderer Anstoß bildet dabei von Anfang an die Kunst als gleichrangige Form neben der Wissenschaft. Diese Entwicklung soll anhand von Cassirers Entwürfen und Notizen ab 1917 historisch nachgezeichnet werden, um schließlich danach zu fragen, welches Potential und welche Grenzen daraus für eine Ästhetik resultieren, die Cassirer von Anfang an ins Auge gefasst hat, aber als eigenständige Schrift niemals vorlegen konnte.
Arno Schubbach
Philosoph und Mathematiker, Head of Research und Lecturer am Institute Digital Communication Environments, Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel. Studium der Mathematik und Informatik in Darmstadt und Berlin, Diplom 1999, Studium der Philosophie sowie Promotion in Berlin 2005. 2005 bis 2014 Mitglied des NFS eikones in Basel und seit 2015 Lehrtätigkeit an der HGK Basel.
Forschungsschwerpunkte: Geschichte der Philosophie seit dem 18. Jh., Philosophie der Kultur, Kunst, Wissenschaft und Technologie mit Fokus auf AI. Publikationen: Die Genese des Symbolischen. Zu den Anfängen von Ernst Cassirers Kulturphilosophie (2016, engl. 2022); Kant zur Einführung (2022); (Hg. mit R. Clewis), Kant’s Theory of the Sublime and the Visual Arts (Aesthetica Preprint 124, 2023); AI and Art. Arguments for Practice, in: Thiel / Bernhardt (Hg.), AI in Museums (2024). Weitere Informationen
11:30 – 12:20
Giovanna Targia
Praktiken der Imagination: Blickpunkt und Bildmaterial in Ernst Cassirers Individuum und Kosmos. Zur Konvergenz und Divergenz zwischen Erkenntnistheorie und Kunstwissenschaft
Im Zentrum des Beitrags steht eine Auseinandersetzung mit den Bildbeispielen, die in Ernst Cassirers Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance Erwähnung finden und zahlreiche Verweise auf die im Kreis der Bibliothek Warburg betriebenen Forschungen enthalten: von Roger van der Weydens verschollenem Selbstbildnis bis hin zu den Abwandlungen des Fortuna-Symbols im Mittelalter und in der Renaissance und zum astrologischen Bilderkreis. Diese Beispiele sollen zunächst ausgehend von Cassirers Überlegungen untersucht werden. Anschließend wird ein Vergleich zwischen Cassirers erkenntnistheoretisch orientierten Analysen und einigen zeitgenössischen, kunstwissenschaftlichen Positionen angestellt und insbesondere die Frage nach der unterschiedlichen Auffassung der Imagination anhand dieser Beispiele erörtert werden.
Giovanna Targia
Philosophin und Kunsthistorikerin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Rahmen des Editionsprojekts Heinrich Wölfflin – Gesammelte Werke, Kunsthistorisches Institut der Universität Zürich und Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte. Studium der Philosophie an der SNS di Pisa, Promotion in Kunstgeschichte ebendort 2009. 2023 Mitkuratorin der Ausstellung Aby Warburg, Firenze e il laboratorio delle immagini in den Uffizien.
Forschungsschwerpunkte: Kunsthistoriographie des 19./20. Jahrhunderts, Sprache der Kunstgeschichte, Goethes Morphologie, Theorie und Praxis der Übersetzung. Publikationen: Aby Warburg, Il primo Rinascimento italiano. Sette conferenze inedite [Einführung in die Kultur der italienischen Frührenaissance, 1909], kritische Edition u. Einleitung (2013); Das Spiel der Einbildungskraft bei Edgar Wind, in: Zeitsprünge. Forschungen zur Frühen Neuzeit 26 (2022); Übersetzung ins Italienische von Ernst Cassirers Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance (2012). Weitere Informationen
13:45 – 14:35
Fabien Capeillères
The scope – and the limits – of Cassirer's Conception of Art
After a short exposition of art as a symbolic form, I will continue with an assessment of its fertility. I will use the modularity of the structure of symbolic forms to show that Cassirer’s concept of art is extremely polymorphic, rich and prolific. Furthermore, many of the classic problems of esthetics as well as of the history and the critique of art legitimately belong to strata of the Geistesgeschichte associated with symbolic forms. Then I will try to address the limits of this conception. Is it, as is often claimed, limited to the art of a period or even a given art such as literature or does it carry a more universal validity? In terms of esthetics how does it relate to more contemporary trends coming out of phenomenology such as soma esthetics? I will first mention a few structural difficulties, notably in the classification of the arts and their constitutive categories, and then address what I see as the true limits of Cassirer’s conception of art. I believe they are identical to his concept of philosophy as “transcendental idealism”.
Fabien Capeillères
Philosoph, Maitre de conférences habilité à diriger des recherches, UFR Humanité & Sciences Sociales, Université de Caen-Normandie. PhD: Cassirer’s transformation of transcendental philosophy; Habilitation: Kant as Newtonian Philosopher (2004).
Field of specialty: Kant and Neo-Kantianisms. Editor and translator for Cassirer, Oeuvres completes (Paris: Edition du Cerf, 1988– 20xx); Work in progress: Francis Bacon. The Skin of Appearances, The Flesh of Identity; The US Supreme Court Opinion on Abortion as Contemporary Political Mythical Thinking. Further Information / Publications
14:45 – 15:35
Till Julian Huss
Cassirers implizite Metapherntheorie
Cassirers wesentliches Mittel der Verbindung von Wahrnehmung und Geist ist der Nachweis des ästhetischen Fundaments der Sprache, das er wiederholt in der Metapher sieht. Sie ist wesentlich für die Sprache – als notwendiger Schritt der Sprachbildung wie auch als Mittel der Ästhetik und der Erweiterung der Sprache. Metapher und Symbolgenese sind bei Cassirer daher notwendig verbunden. Im Vortrag soll Cassirers implizite Metapherntheorie ausgearbeitet werden, um nachzuweisen, inwieweit die Metapher nicht nur zur Ausbildung der symbolischen Form führt, sondern ebenfalls in der Kunst als symbolische Form in einer spezifischen Weise der Welterzeugung weiterwirkt. Unter Einbezug von Nelson Goodmans und Arthur Dantos Kunstphilosophien soll die Ausdrucks-, Darstellungs- und Bedeutungsfunktion der Metapher für die Kunst als symbolische Form diskutiert werden, um im Anschluss daraus einen kunstwissenschaftlichen Metaphernbegriff zu entwickeln.
Till Julian Huss
Kunst- und Designwissenschaftler, Professor für Design- und Kulturtheorie, University of Europe for Applied Sciences in Potsdam/Berlin. Studium der Kunst und Philosophie in Münster, Promotion in Kunst- und Bildgeschichte in Berlin. Internationale Forschungs- und Lehrtätigkeiten sowie Arbeit als freischaffender Künstler.
Forschungsschwerpunkte: Metapherntheorie, Zeittheorie, transkulturelle Medienästhetik, zeitgenössische Malerei, Interfaces, Digitalität und KI, Bild-, Kunst- und Designphilosophie. Thematisch relevante Publikationen: Ästhetik der Metapher. Philosophische und kunstwissenschaftliche Grundlagen visueller Metaphorik (2019); Bildmetaphern und Bildmetaphorik in Matt Kenyons Illustration der Corona-Pandemie und ihrer politischen Dimension, in: Dietz / Kreckel (Hg.), Politische Bilder lesen (2022). Weitere Informationen
16:00 – 16:50
Wojciech Bałus
Gestalt und symbolische Prägnanz. Zu Panofskys Typenlehre
In der Kunstgeschichte dominiert bis heute der Glaube an die Trennung von Form und Inhalt in Panofskys methodologischen Konzeptionen. Diese Annahme gründet sich auf der weitverbreiteten Verwendung des amerikanischen Textes Ikonographie und Ikonologie. In meinem Beitrag werde ich versuchen aufzuzeigen, woher Panofskys Überzeugung von der Untrennbarkeit von Form und Inhalt in seiner Typenlehre in der Zeit vor seiner Emigration in die USA stammte und welche Rolle seine Kontakte zu Ernst Cassirer dabei spielten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse der Begriffe ‘Gestalt’ und ‘symbolische Prägnanz’. Ersteres wurde von Panofsky in zwei Aufsätzen verwendet und von Cassirer (und wahrscheinlich auch von Sedlmayr) übernommen, die Kenntnis des zweiten lässt sich aus der Verwendung des Terminus ‘Symbolwert’ erschließen.
Wojciech Bałus
Kunsthistoriker, Professor am Institut für Kunstgeschichte der Jagiellonen-Universität zu Krakau. Studium der Kunstgeschichte und Philosophie, Promotion in Krakau 1990, Habilitation 1997, Gastprofessor an den Universitäten zu Kiel und Mainz. Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften und Künste (PAU) und Academia Europea, Präsident des Polnischen Nationalkomitees Corpus Vitrearum, Mitglied der AICA.
Verfasser zahlreicher Studien zur Geschichte der Architektur, Malerei, Glasmalerei und Kunsttheorie des 19. und 20. Jahrhunderts, u.a. (Hg. mit J. Wolańska), Die Etablierung und Entwicklung des Faches Kunstgeschichte in Deutschland, Polen und Mitteleuropa (Warszawa 2010) und (Hg. mit Magdalena Kunińska), Art Historiography and Iconologies Between West and East (Routledge Studies in Art Historiography, 2024). Weitere Informationen: Uniwersytet Jagielloński w Krakowie bzw. Academia.edu.
17:00 – 17:50
Martin Kirves
Die Verdichtung der Kunst. Ernst Cassirers Konzept der ‘symbolischen Intensität'
Im Rahmen der Philosophie der symbolischen Formen bildet die Kunst eine eigenständige Kategorie, die im Vortrag über Cassirers skizzenartig gebliebene Bestimmung hinaus konturiert werden soll. Der Perspektivierung der Kunst als symbolischer Form entsprechend, ist dabei der Formbegriff leitend. ‘Form’ ist dabei als Manifestation eines Formierungsprozesses zu verstehen, im Sinne einer dem Kunstwerk innewohnenden Prozessualität, der auf der Rezeptionsseite ein Prozess der Perzeption entspricht. Der mit der Dynamik der Wahrnehmung korrelierende Formierungsprozess des Kunstwerks ist zwar eine subjektive Kreation des Künstlers, zugleich aber auch eine objektive Entdeckung der Wirklichkeit. Vermittels des Kunstwerks – so Cassirers zentrale These – vermag die Visualität der Welt über die alltägliche Wahrnehmung hinaus verdichtet zu werden, wodurch der Wirklichkeit inhärierende Strukturen freigelegt werden. Eben hierin gründet die spezifische Symbolik der Kunst als symbolischer Form.
Martin Kirves
Kunstwissenschaftler und Philosoph, Freiberuflicher Kunstwissenschaftler und Galerist in Berlin. Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Berlin und Madrid, Promotionsvorbereitung im Rahmen des Graduiertenkollegs Aufklärung – Religion – Wissen in Halle a. S., Promotion in Berlin 2012. 2010–14 Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim NFS eikones in Basel, seitdem Teilnahme an verschiedenen Forschungsprojekten sowie sporadische Lehraufträge.
Forschungsschwerpunkte: Werkzentrierte Untersuchung des Ineinandergreifens von Kunstgeschichte, Philosophie und Theologie anhand von Kunstwerken des Mittelalters bis zur Romantik, Theorie der Skulptur, Theorie des Kitsches. Publikationen: Das gestochene Argument. Daniel Nikolaus Chodowieckis Bildtheorie der Aufklärung (2012); Christus als Alter Ego. Albrecht Dürers Selbstbildnis im Pelzrock – eine gemalte Bildtheologie (2024). Weitere Informationen
18:30 - Lentos Kunstmuseum Linz
Sabine Fellner
Touch Nature. Eine internationale Ausstellung zeitgenössischer Kunst zu den Auswirkungen des Anthropozäns
Die multimediale Ausstellung Touch Nature präsentiert rund hundert internationale Kunstschaffende, die Stellung beziehen zu den verheerenden politischen und humanitären Auswirkungen von Klimakrise und Umweltzerstörung. Dabei zeigt sich, dass Künstler:innen nicht nur Missstände dokumentieren und Widerstand formulieren, sondern auch Utopien entwerfen. Die Führung gibt zunächst Einblick in die gleichnamige Ausstellungsreihe, die von 2021 bis 2024 in zwölf österreichischen Kulturforen in Europa und den USA gezeigt wurde und mit der aktuellen Präsentation einen Schlusspunkt setzt. Anhand exemplarischer Werke wird sodann versucht, zeitgenössische Kunst in ihrer Komplexität zu lesen. Auf dieser Basis wird schließlich die Frage aufgeworfen, inwiefern einzelne Positionen bzw. das Konzept als Ganzes als eine ‘symbolische Form’ im Sinne Ernst Cassirers gelesen werden können und ob die Kunst darin auch neben die symbolischen Formen der Wissenschaft zu treten vermag. Versteht sich Touch Nature doch auch im Geiste Alexander von Humboldts, der 1810 an Johann Wolfgang von Goethe schrieb: "Die Natur muss gefühlt werden."
Sabine Fellner
Kunsthistorikerin, Freiberufliche Kuratorin und Autorin in Wien. Studium der Kunstgeschichte und Geschichte in Wien und Paris, Promotion in Wien 1987. Nationale und internationale Kuratorentätigkeit, Forschung und Ausstellungen zu gesellschaftspolitisch aktuellen Fragen sowie zur Wiederentdeckung vergessener österreichischer Künstlerinnen. Publikationen bzw. kuratorische Projekte: Der nackte Mann (Lentos Kunstmuseum Linz, 2012); Rabenmütter (Lentos Kunstmuseum Linz, 2015, nominiert für den art-Kuratorenpreis 2016); Die Kraft des Alters (Österreichische Galerie Belvedere Wien, 2018); Die bessere Hälfte. Jüdische Künstlerinnen bis 1938 (Jüdisches Museum Wien, 2016); Stadt der Frauen (Österreichische Galerie Belvedere Wien, 2019, nominiert für den art-Kuratorenpreis 2019). Weitere Informationen
im Anschluss
Kleines Dinner im Café Meier
Freitag, 28. März 2025
Katholische Privat-Universität Linz, Hörsaal 5
Moderation
Audrey Rieber
8:15 – 9:05
Ingmar Meland
Expression, Representation and Significance. Cassirer and the Visual Arts
In his survey of 20th-Century Aesthetics, Mario Perniola (1941–2018) places Cassirer not in a Kantian tradition of an aesthetics of form but in what he names the aesthetics of knowledge, i.e. “that aspect of contemporary aesthetics that considers art as a bearer of truth and attributes to it an essentially gnoseological value and function” (Pernioloa, 2013). In so doing, Perniola contrasts Cassirer with “the ‘hardliners’ of neo-Hegelianism, phenomenology and hermeneutics” and takes him as one “who place the human sciences into the background by emphasizing the direct affinities between the physico-natural sciences and art” (op. cit.).
The lecture will challenge Perniola’s placement of Cassirer in 20th-century Aesthetics by examining an example: El Greco’s Christ Driving the Money Changers from the Temple (c. 1570/75). The claim is that Cassirer, far from placing the human sciences in the background, foregrounds them by giving them a specific phenomenological anchoring, whose key concepts are symbolic form, symbolic pregnance, and basic phenomena.
Ingmar Meland
Philosopher, Associate Professor of Philosophy, Faculty of Humanities, Department of Philosophy and Religious Studies, University of Science and Technology, Norway. MA-thesis on Husserl and the reception of his phenomenology in France (1993), interdisciplinary PhD-dissertation on the rehabilitation of Ernst Cassirer's philosophy of culture (2011). Associate professor at the Oslo School of Architecture and Design (2013–17), visiting professor at the University of Gothenburg (2013–14) and the Oslo Metropolitan University (2018–22). Specialization in the history of contemporary philosophy.
Publications: From the Problem of Meaning via Basic Phenomena to the Question of Philosophy after Metaphysics: Cassirer, Heidegger, and Nishida (2024); A Hundred Years of Symbolic Forms – From Cassirer to Contemporary Research/Les Formes Symboliques ont cent ans – De Cassirer à la recherche contemporaine, in: Cahiers de sémiotique des cultures (2024). Weitere Informationen
9:15 – 10:05
Artur R. Boelderl
”Robert findet es sehr interessant". Ernst Cassirers Spuren bei Robert Musil
Thomas Manns Lotte in Weimar finde sie “höchst langweilig”, schreibt Martha Musil 1940 aus dem Genfer Exil an ihre Tochter, ihr Mann Robert hingegen finde Ernst Cassirers Buch über Descartes “sehr interessant”. Sowohl Manns Goethe-Roman als auch Cassirers Descartes: Lehre – Persönlichkeit – Wirkung, entstanden 1935–38 im schwedischen Exil, wurden 1939 ebendort im (ehemals Berliner) Verlag Bermann-Fischer veröffentlicht, bei dem 1937 auch eine Zwischenfortsetzung von Musils Mann ohne Eigenschaften hätte erscheinen sollen, die der Autor allerdings nach erfolgter Drucklegung zurückgezogen hatte. Musils Interesse an Cassirer, mit dem er seit 1934 in Korrespondenz stand, ist durch zahlreiche weitere Spuren belegt, die bis zu seiner Lektüre von Substanzbegriff und Funktionsbegriff aus 1910 zurückreichen. Worin es gründet, sondiert der Vortrag im Wege der Verfolgung dieser Spuren unter schwerpunktmäßiger Berücksichtigung ästhetischer Fragen im Allgemeinen und der bildenden Kunst im Besonderen.
Artur R. Boelderl
Philosoph und Literaturwissenschaftler, Universitätsdozent am Institut für Philosophie der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Senior Scientist am Arbeitsbereich Digitale Edition des Robert-Musil-Instituts für Literaturforschung/Kärntner Literaturarchiv ebd. Studium der Germanistik und Philosophie in Klagenfurt, Promotion sub auspiciis praesidentis 1995, Habilitation 2006, Redakteur von MUSIL ONLINE, Redaktionsmitglied von RISS - zeitschrift für psychoanalyse.
Forschungsschwerpunkte: Philosophie und Literatur(theorie) seit dem 20. Jahrhundert, Philosophie und/der Psychoanalyse, Digitale Edition und Literaturvermittlung online sowie Philosophische Natologie. Publikationen: (mit Franziska Mader), Interdiskursive Parallelaktionen. Robert Musil online kommentieren (2023); Musil, diskursweise. Wirklich mögliche Kontexte zum “Mann ohne Eigenschaften” (Musil-Studien Bd. 49, 2024). Weitere Informationen
10:30 – 11:20
Christian Spies
Die Arbeit an der Wahrnehmung. Ernst Cassirer und die Bildserien Claude Monets
Der Vortrag wird der Frage nachgehen, inwiefern Ernst Cassirers Kunstphilosophie mit dem Impressionismus eines Claude Monet und insbesondere dessen Bildserien vereinbar ist und ggf. davon mit geprägt worden sein könnte. Zwei Ebenen sind dafür maßgeblich: 1. soll historisch gefragt werden, wie Ernst Cassirer die Malerei der französischen Impressionisten im Kunstsalon seiner Cousins in Berlin kennengelernt hat. 2. wird es um die Arbeit an der Wahrnehmung gehen. Inwiefern lassen sich die malerischen Experimente mit dynamischen Wahrnehmungserlebnissen mit Cassirers philosophischer Konzeptualisierung des Wahrnehmungserlebnisses verbinden? Exemplarisch sollen Monets Londoner Themselandschaften in den Blick genommen werden, die 1904 erstmals in Berlin im Kunstsalon Cassirer ausgestellt waren.
Christian Spies
Kunsthistoriker, Professor für Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt Moderne und Gegenwart und ästhetische Theorien an der Universität zu Köln. Studium der Kunstgeschichte, Kunstpädagogik und Germanistik an den Universitäten Siegen, Gainesville/Florida, Basel und Frankfurt, 2005 Promotion an der Universität Basel, 2005 bis 2015 Postdoktorand am SNF eikones/Bildkritik und Oberassistent an der Universität Basel. 2015 bis 2017 Professor für Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt Gegenwartskunst an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, seit 2012 Kurator der Sammlung Lambrecht-Schadeberg am Museum für Gegenwartskunst Siegen, seit 2024 Präsident der Peter Paul Rubens Stiftung.
Forschungsschwerpunkte: Theorie und Geschichte des Sammelns und Ausstellens, Bildtheorie der Skulptur, Videokunst. Weitere Informationen
11:30 – 12:20
Barbara Stoltz
Ausdruck und Virtualität: Eine kunstwissenschaftliche Analyse der Kunsttheorie Susanne Langers in ihrem Buch Feeling and Form und deren Bezug zu den Lehren Ernst Cassirers
Susanne Langer ist maßgeblich bekannt für ihre Lehren zur Logik und Sprache und als Nachfolgerin der Philosophie Ernst Cassirers. In diesem Beitrag steht ihre 1953 publizierte Abhandlung über die Kunst, Feeling and Form. A Theory of Art, im Fokus. Aus kunstwissenschaftlicher Warte gilt es zu veranschaulichen, welche Bedeutung Langers Theorien für die Kunst nach der Moderne annehmen. Diese Fragestellung wird an zwei wesentlichen Konzepten in Feeling and Form herausgearbeitet, namentlich am künstlerischen Ausdruck und an dessen Ergebnis, der Virtualität des Kunstwerks. Engverbunden mit diesen beiden Konzepten ist der in der Forschung oft kritisierte Begriff des ‘Gefühls’, beziehungsweise ‘Fühlens’ (feeling), der hier eingangs umfassend diskutiert wird. Das Gefühl als Leitbegriff und die Auslegung des Ausdrucks sind Bausteine, mit welchen Langer auf der Folie der Lehrsätze Cassirers ihre Kunsttheorie entwickelt, und den künstlerischen Ausdruck als Artikulation hin zu einem “übergeordneten Objekt der Wahrnehmung” ergo Virtualität definiert.
Barbara Stoltz
Kunstwissenschaftlerin und Romanistin, derzeit FONTE-Stiftungsgastprofessorin an der HU Berlin und Privatdozentin an der Philipps-Universität Marburg. Studium der Kunstgeschichte und der Italienischen Literatur in Marburg und Venedig, Promotion in Florenz zur Disegno-Theorie und Dante-Kritik, Habilitation nach einem DFG-Projekt zur Theorie der Druckgraphik.
Forschungsschwerpunkte: Kunsttheorie von der Renaissance bis zur Gegenwart, Kunstdiskurse von Literatinnen und Künstlerinnen, Theorie und Technik der graphischen Künste und Metallplastik, Ökologische Kunst. Publikationen: Die Kunst des Schneidens und die gedruckte Zeichnung. Theorie der Druckgraphik in der Kunstliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts (2023); (Hg.), Grundlegende Konzepte der Renaissance in der Kunst der Moderne, Postmoderne und Gegenwart. Widerlegung, Wiederaufnahme, longue durée (2024). Kontakt: barbara.stoltz@hu-berlin.de / stoltz@staff.uni-marburg.de
13:45 – 14:35
Carmen Metta
“Ich und Werk sehen einander ins Gesicht”. Klee and Cassirer on the Other Mind
Alongside the vast philosophical literature on Paul Klee’s work, and drawing on certain aspects of my Cassirerian interpretation of the artist, this contribution develops the Kleean theme of the self’s orientation within the space of the work of art, and the work of art as a mirror image of the self. This is done in light of the debate surrounding the reality of the other mind, in which Cassirer engages with the Vienna Circle, and Klee too seems to have a place. The grounding of Klee’s ‘metaphysics’ in intuition, often emphasized, and its independence from the neopositivist credo, indeed find parallels in Cassirer’s critique of Carnap’s narrow conception of the ‘basis’.
Carmen Metta
Art historian and philosopher, Professor in Art History at the Liceo Ginnasio Statale Jacopo Sannazaro in Naples. Master’s degree in Humanities–History of Art at the Department of Philosophy and Politics, University of Naples L’Orientale, PhD in Philosophy with a dissertation on Form and Figure. A Study on the Problem of Representation between Ernst Cassirer and Paul Klee, in 2009. 2007–14 Teaching Assistant and Lecturer in History of Contemporary Philosophy and Theoretical Philosophy, and Research Fellow in the project Philosophy and Iconology. Form-Image-Figure at the University of Naples L’Orientale, 2008–22 Associate Editor of the Cassirer Studies.
Forthcoming: Language as an issue in Cassirer’s relationship with the Wiener Kreis, in: Aarnes/Lassègue/Meland (Ed.), A Hundred Years of Symbolic Forms – From Cassirer to Contemporary Research / Les Formes Symboliques ont cent ans – De Cassirer à la Recherche Contemporaine, Cahiers de sémiotique des cultures (2024–2). Further Information
14:45 – 15:35
Muriel van Vliet
Vom mythischen Gedanken Ernst Cassirers hin zur surrealistischen Kunstobjektauffassung André Bretons. Kunst, die den Mythos für die Menschheit befreit (Cassirer) und Kunst als Schöpfer neuer Mythen (Breton)
Ernst Cassirer floh vor dem Nationalsozialismus und kam 1941 nach New York, während Claude Lévi-Strauss im selben Jahr in Begleitung von André Breton nach einem Zwischenstopp auf Martinique dort ankam, wo dieser sowie Wilfredo Lam und André Masson einen leidenschaftlichen Austausch mit Aimé Césaire führten. Breton interessierte sich seit den 1920er Jahren für Katchina Hopi-Puppen und Zuni-Masken und sammelte Kunst der amerikanischen Ureinwohner. Die von Breton und Duchamp in New York organisierte Ausstellung First Papers of Surrealism im Jahr 1942 provozierte einen Dialog zwischen nicht-westlichen Werken und surrealistischen Objekten. Cassirers Texte über die Kunst, die er als Befreier der Menschheit vom Mythos begreift, indem er das kollektive Ritual als eine Form des Ausdrucks kollektiver Ängste erklärt, im Kontrast und Kontrapunkt zur Darstellung, die die Welt auf Distanz hält, gewinnen an Bedeutung, wenn man sich vergegenwärtigt, was sich nach 1945 als kreative Periode anbahnt.
Muriel van Vliet
Philosophin, Professorin in den Classes préparatoires für Philosophie und Kunstgeschichte im Gymnasium Renan und Chaptal, Saint-Brieuc und Professorin für Philosophie und Kunstgeschichte an den Universitäten Rennes 1 und Rennes 2. Studium der Philosophie an der Ecole Normale Supérieure, “agrégée”, Promotion mit einer Arbeit zu Ernst Cassirer, erschienen unter dem Titel Die Form nach Ernst Cassirer. Von der Morphologie zum Strukturalismus (2011).
Forschungsschwerpunkte u.a.: Anthropologie der Kunst, Surrealismus. Publikation: L’anthropologie de l’art. Voyage esthétique à la rencontre des cultures (2023). Weitere Informationen
16:00 – 16:50
Carole Maigné
Ernst Cassirer und die Kunst der Fotografie
In diesem Vortrag geht es darum, Cassirers Text von einem Medium aus zu befragen, das er nicht erwähnt hat: die Fotografie. (Die Tatsache, dass Cassirer nichts über die Fotografie oder das Kino gesagt hat, ist an sich schon eine Frage, die in diesem Rahmen jedoch nicht behandelt werden kann). Die Perspektive wird zweifach sein: Inwiefern kann eine Philosophie der symbolischen Formen fruchtbar sein, um eine Theorie der Fotografie zu entwerfen? Wie muss der Begriff des ‘Symbols’ angepasst werden, um dieses spezifische technische Bild zu denken? Hierfür wird unter anderem ein Vergleich mit Moholy-Nagy vorgeschlagen, um den Text für Debatten zu öffnen, die er nicht erwähnt, die aber dennoch zeitgenössisch sind.
Carole Maigné
Philosophin, Professeure ordinaire an der Faculté des Lettres, Section de philosophie, Université de Lausanne. Studium der Philosophie in Paris, Promotion 2000, Habilitation ebenda 2013. Junior Mitglied des Institut Universitaire de France (2011) und Maître de conférences an der Universitäten Caen und Paris-Sorbonne.
Forschungsschwerpunkte: Philosophie der Kultur, Kunsttheorie und Ästhetik, Geschichte der Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts. Publikationen: Ernst Cassirer (2013); Une science autrichienne de la forme. Robert Zimmermann (1824–1898) (2017); Herbartism in Austrian Philosophy, in: Maigné (Hg.), Meinong Studien / Meinong Studies (2021); Philosophie de la photographie, in: Maigné (Hg.), Archives de philosophie (2022/1). Weitere Informationen
17:00 -17:50
Monika Leisch-Kiesl
Das Ornament als symbolische Form? Zu den digitalen Zeichnungen Parastou Forouhars
Die iranisch-stämmige, nun in der Diaspora lebende Künstlerin Parastou Forouhar (* 1962) analysiert in Form digitaler Zeichnungen auf subtile Weise die Anwendung von Gewalt und Strukturen der Macht. Die Brisanz ihrer Arbeiten gewinnt nochmals an Kraft, wenn man die diesen zugrunde liegende ornamentale Matrix freilegt – Ornament dabei nicht verstanden als ein Schmuckelement, als vielmehr als ein Ordnungssystem, dem sich nichts und niemand entziehen kann. Lässt sich, so ist in einem dritten Schritt zu erproben, eine so gesehene ornamentale Matrix zu Ernst Cassirers Begriff der symbolischen Form – gelesen als eine Form des Erkennens und Darstellens der Wirklichkeit – in Beziehung setzen? Und weiter: Was ist daraus für das Verständnis von Gegenwartskunst zum einen, für das Potential des Begriffs der symbolischen Form zum anderen zu gewinnen?
Monika Leisch-Kiesl
Kunstwissenschaftlerin und Philosophin, Professorin für Kunstwissenschaft und Ästhetik, Fakultät für Philosophie und für Kunstwissenschaft, KU Linz. Studium der Theologie in Linz, Promotion in Salzburg 1992, Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Salzburg, Wien und München, Promotion in Basel 1996. Internationale Forschungs- und Lehrtätigkeit, Kuratorin zeitgenössischer Kunst.
Forschungsschwerpunkte: (Mittelalterliche) Buchmalerei, Gender Studies, Künstlerische Positionen des 20./21. Jahrhunderts, Inter- und Transkulturalität, Zeichnung, Bild_Text_Medium, Kunsttheorie und Ästhetik. Publikationen: ZeichenSetzung | BildWahrnehmung. Toba Khedoori: Gezeichnete Malerei (2016, engl. 2021); (Hg.), ZEICH(N)EN.SETZEN. Bedeutungsgenerierung im Mäandern zwischen Bildern und Begriffen (Linzer Beiträge zur Kunstwissenschaft und Philosophie 11, 2020). Weitere Informationen
19:00 - Galerie DUMAS
Raffaela Dumas-Janetschko und Stéphane Dumas
“Da wo die Kunst lebt”. Eine junge Apartment-Galerie in Linz-Urfahr
Am 16. Mai 2021 öffnete ein einzigartiger Raum in Linz seine Pforten – ein Raum, in dem junge Kunst nicht nur gezeigt wird, sondern auch wohnen darf. Dies ist nicht primär eine weitere Galerie, sondern ein Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie man Kunst begegnet und sich mit ihr auseinandersetzt. Ein Dialog auf Augenhöhe: zwischen den Künstler:innen und den Galerist:innen, zwischen den Besucher:innen und den Werken, zwischen den Sammler:innen und dem Kunstmarkt. Gerstnerstraße 13 in Linz-Urfahr versteht sich als ein dynamischer künstlerischer Konzeptraum, in dem Niederschwelligkeit groß geschrieben ist: (Noch-)Nicht-renommierte Künstler:innen erhalten eine Plattform, (Noch-)Nicht-Expert:innen erfahren einen herzerfrischenden Raum der Kunst, und auch die Nicht-Reichen bekommen Gelegenheit, sich ein Original zu leisten. Und alle kommen gerne wieder! Im Gespräch mit dem Galeristen-Duo soll erprobt werden, wie Kunst zum selbstverständlichen Teil der Welt wird.
Raffaela Dumas-Janetschko
Kunstwissenschaftlerin und Galeristin, Co-Leiterin der Galerie DUMAS Linz-Urfahr. Studium der amerikanischen Geschichte in Virginia, dann der Kunstwissenschaft und Philosophie in Linz, Mag. phil. 2014. Assistenz bzw. stellvertretende Leiterin in diversen österreichischen Galerien, 2021, zusammen mit Stéphane Dumas, Gründung der Galerie DUMAS. Forschungsschwerpunkte und Leidenschaften: StreetArt
Stéphane Dumas
Galerist, Co-Leiter der Galerie DUMAS, Linz-Urfahr
verbunden mit einem Apéro riche
Konzeption der Tagung
Monika Leisch-Kiesl, Linz / Audrey Rieber, Lyon
Beratend: Wojciech Bałus, Krakau
Ort und Termin
Katholische Privat-Universität Linz
Bethlehemstraße 20, 4020 Linz
Lentos Kunstmuseum Linz
Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz
Galerie Dumas
Gerstnerstraße 13, 4040 Linz
Tagungsbeginn: Mittwoch, 26. März 2025, 18:00 Uhr (Lentos Kunstmuseum Linz), Welcome ab 17:30 Uhr
Tagungsende: Freitag, 28. März 2025, ca. 20:00 Uhr (mit Ausklang in der Galerie Dumas)
Weitere Informationen
- Konferenzsprache: Deutsch bzw. Englisch
- Büchertisch: Thematisch einschlägige Publikationen der Vortragenden bzw. Teilnehmer:innen.
- Pausenbewirtung: Getränke, Obst und kleine Snacks.
- Tagungsband: Ein – gegebenenfalls um weitere Beiträge erweiterter – Tagungsband ist in Planung.
Obligatorische Anmeldung
Am Kolloquium sind selbstverständlich weitere fachlich versierte Kolleg:innen und Studierende herzlich willkommen!
Um eine konzentrierte Diskussionskultur sicherzustellen, werden wir die Zahl der teilnehmenden Personen limitieren und sehen von einer online-Übertragung der Veranstaltung ausdrücklich ab.
Wir ersuchen um verbindliche Anmeldung bis zum 14. März 2025 bei
Univ.-Prof.in DDr.in Monika Leisch-Kiesl
Institut für Geschichte und Theorie der Kunst, Katholische Privat-Universität Linz
E: m.leisch-kiesl[at]ku-linz.at / Homepage
oder
Dr.in habil. Audrey Rieber
Maîtresse de conférences en philosophie (Associate Professor für Philosophie), École Normale Supérieure de Lyon
E: audrey.rieber[at]ens-lyon.fr / Homepage
Für organisatorische Rückfragen
Johanna Weiss BA
E: j.weiss[at]ku-linz.at
Kurzlink
https://ku-linz.at/kunstwissenschaft/ernst-cassirer
13.02.2025/RK