Heft 1/2010: Projektion. Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Reiz und Risiko des Projektiven

Kennen Sie die Geschichte vom malenden Krokodil? Sein Nachbar, der Elefant, darf sich ein Bild aussuchen. Eifrig betätigt sich Krokodil an seiner Staffelei, Tag für Tag entsteht ein neues Werk: ein kräftiger Baum, ein behaglich eingerichtetes Haus, eine ... Doch kein Gemälde vermag Elefant so recht zu überzeugen. Da hat Krokodil eine wunderbare Idee: Es rät dem Freund, ein weißes Bild zu wählen. Glücklich zieht Elefant mit der leeren Leinwand von dannen, nagelt es in seinem Heim an die Wand und betrachtet seitdem Tag für Tag sein/e Bild/er. 1 Was immer der Elefant auf der weißen Fläche sehen mag: es gefällt ihm besser, liegt ihm näher als jede Darstellung, die Freund Krokodil ihm hätte schenken können. Mit den erinnerten, geträumten, erfundenen, täglich sich wandelnden Ideen kann die einmalige Wiedergabe von Baum oder Haus nicht Schritt halten. Eine Absage an die figurative Malerei? Keineswegs. Vielmehr ein Plädoyer für die Projektion, deren temporäre Qualität und instabile Erscheinung eigenen Bildern Raum lässt.

Vorwort und Inhalt