Isabella Bruckner an der Sprachschule ACCORD in Paris, Frankreich.

Im August 2020 war Univ.-Ass.in Mag.a Isabella Bruckner (Institut Fundamentaltheologie und Dogmatik) als Sprachschülerin am Institut Accord école de langues in Paris, Frankreich.

"Bienvenue à France!", so tönte es mir – nach fast 18 Stunden Busfahrt und typisch französischem Kaffee-Croissant-Frühstück im Bahnhofsrestaurant – aus dem Appartement meiner Gastfamilie im 11. Arrondissement seitens der beiden kleinen Töchter endlich entgegen. Einen Monat lang konnte ich dank der ERASMUS+-Weiterbildungsförderung für Lehrende bei diesen freundlichen Leuten mitten im Herzen von Paris wohnen bleiben, das mir bis dahin nur im Modus der Fabel (nämlich als lebendig sprudelnde Stadt der Kunst, Literatur und natürlich der Liebe) präsent, in realiter jedoch fremd gewesen war. So gänzlich ungebrochen ließ sich das romantische Vorurteil bis zum Ende selbstverständlich nicht aufrecht erhalten – und doch waren es weniger Enttäuschungen denn Bereicherungen, die das Bild dieses religionssoziologisch und geistesgeschichtlich so unglaublich spannenden Pflasters noch ergänzten.

Unmittelbaren Anlass für den sommerlichen Aufenthalt bot meine Dissertation über den französischen Jesuiten Michel de Certeau (1925–1986), der dort u. a. am Institute Catholique seine interdisziplinären Forschungen mit den Studierenden geteilt hatte. Auch wenn er heute im breiteren frankophonen Universitätsbetrieb nicht in erster Linie für seine Werke über die Leb- und Denkbarkeit des Christentums in post-traditionalen Gesellschaften, sondern vor allem als Historiker bekannt ist, finden sich nichtsdestotrotz – insbesondere im Umkreis der Jesuitenkommunität – doch einige Gruppen von WissenschaftlerInnen, die ihn entweder noch persönlich gekannt haben, oder seine Forschungen über die christliche Mystik, seine Reflexionen über die Praxis des Glaubens und seine humanwissenschaftlichen Studien für die Theologie fruchtbar zu machen versuchen.  

Bevor mehrere solcher bereichernden Begegnungen jedoch stattfinden konnten, bedurfte es zunächst einmal der Verbesserung der Sprachkompetenz. Von Montag bis Freitag wurde deshalb (Corona sei Dank in reduzierter Gruppengröße!) an der Sprachschule ACCORD Französisch gelernt, was auch recht bald Früchte zeitigte. Während auf diese Weise die erste Tageshälfte jeweils durch Grammatik-, Hör- und Schreibübungen ausgefüllt war, bot der Nachmittag die Möglichkeit, die unendlichen Bücherschätze der Bibliothèque nationale de France zu durchforsten – und doch immer wieder auf so manchen schon lange gesuchten Artikel des verstorbenen Jesuitenautors zu stoßen (die nun ja tatsächlich – ACCORD sei Dank! – auch im Original gelesen werden konnten).

An den Wochenenden gab es sodann ausreichend Raum, um in das kulturelle Leben von Paris einzutauchen. Konnte die schöne Kathedrale Notre Dame zwar nur von außen bewundert werden, so gab es dort ja noch (nun wahrlich Gott sei Dank!) hinreichend andere Kirchen, geschichtsträchtige Bauten und architektonische Juwelen zu bestaunen. Doch nicht nur die Kirchen, sondern auch die Werke der Meister in den Kunstmuseen sorgten für so manche – ja, man könnte wohl sagen – spirituelle Erfahrung. Besonders überrascht war ich aber, als mir im Maison européenné de la photographie eine Ausstellung des Steirer Künstlers Erwin Wurm begegnete, der den internationalen BesucherInnen mit seinen berühmten One Minute Sculptures und Spaghetti-Bildern den originär-skurrilen österreichischen Humor näherbrachte. Weder hier noch bei den Grabstätten der großen Aufklärer Voltaire und Jean-Jacques Rousseau war längeres Anstehen notwendig – die Corona-Pandemie hatte insofern auch gewisse Vorteile (um der steirischen Komik noch eine Portion schwarzen Wiener Schmähs beizulegen). Um einige Bücherkilos schwerer, aber vor allem um viel(fältig)e Eindrücke und Erfahrungen reicher ging es am Monatsende wieder zurück in die Heimat. Die lange Busfahrt erwies sich nicht nur als geeignet, um die erworbenen Vokabeln zu wiederholen und voll Stolz die französische Sekundärliteratur zu studieren, sondern ließ außerdem ganz klar eine Gewissheit aufsteigen: "Paris, belle ville, à bientȏt – je reviendrai".

Eifelturm in Paris.